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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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des Tages und der gemäßigten Schwüle der Nacht wahrnehmen. An diesem Abend war es geradezu erfrischend kühl. Wie zur Bestätigung fiel heller Feuerschein durch den Türrahmen.
    Und Nolinas Silhouette hob sich in exakter Kontur davon ab.
    Den ganzen Tag hatte sie Ferin weitgehend in Ruhe gelassen, hatte nur die Schüsseln weggetragen und andere gebracht. Jetzt wagte sie einen erneuten Vorstoß. »Möchtest du nicht doch etwas essen?«
    »Nein«, sagte Ferin knapp und in der Hoffnung, dass ein mürrischer Tonfall Nolina zum Gehen bewegte.
    Das Gegenteil war der Fall, sie kam herein und setzte sich zu ihr auf den Boden. Ferin erstarrte – diese Art der Annäherung war neu.
    »So geht das aber nicht. Du hast seit zwei Tagen nichts gegessen. Bald wirst du zu schwach sein, um aufzustehen.«
    Vier Tage, korrigierte Ferin bei sich. Beinahe fünf, nein, sechs, denn die Tage davor hatte sie auch nur am Morgen gegessen. Wie lange würde es dauern, bis der Tod sie überwältigte? Zehn Tage? Oder gar mehr?
    »Ferin, wenn du hier leben willst, dann kannst du dich nicht ewig in dieser Hütte verstecken«, unterbrach Nolina ihre düsteren Gedankengänge.
    »Ich will aber nicht …«, entfuhr es Ferin. Verärgert über sich selbst klappte sie den Mund wieder zu. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, etwas zu dieser Unterhaltung beizutragen. Gut gemacht, Ferin. Nur weiter so.
    »Was? Hier leben?«, hakte Nolina nach. »Du kannst nicht zurückkehren.«
    Mitleid hüllte Ferin ein, und mit ihm ein heftiges Gefühl von Vertrautheit, für das sie keine Erklärung fand. Mit einem Mal war Nolina nicht länger die Fremde, sondern eine Freundin, der sie ihre Seele öffnen konnte.
    »Ich muss nicht zurückkehren«, sagte sie. »Sterben kann ich auch hier.«
    »Sterben. So ist das also. Du willst es dir einfach machen.«
    »Wieso … einfach?«
    »Es ist um vieles einfacher, den Tod zu wählen, als sich mit den Schwierigkeiten des Lebens auseinanderzusetzen.«
    »Aber ich hatte niemals ein Leben! Die Maske hätte mir mein Leben gegeben, und nun … ist alles vorbei.«
    »Richtig.« Nolinas Ablehnung peitschte Ferin wie eine eisige Windböe entgegen. »Die Maske. Ich vergaß.«
    »Mir ist nichts geblieben als der Tod.«
    »Von diesem Standpunkt aus betrachtet, hast du recht«, zischte ihr Nolina ins Ohr. »Rhys hätte dich dortlassen sollen, das hätte uns allen viel erspart. Er hat sein Leben riskiert, um deines zu retten, und nun sitzt du hier und redest vom Sterben. Weißt du was? Ich bringe dir ein Messer, damit geht es schneller.«
    Geschockt rückte Ferin von ihr ab. Todesangst packte sie, ganz unerwartet und erschreckend, so dass sie zu zittern begann. Das war verrückt! Sie wollte doch sterben, sie wollte … und trotzdem fürchtete sie, Nolina könnte ihre Drohung wahrmachen. Was dann? Wäre sie fähig, sich das Messer in den Bauch zu rammen? Oder ins Herz? Nein, besser den Unterarm aufschneiden. Es dauerte bestimmt eine ganze Weile, bis man verblutete, dann würde sie endlich das Leben spüren … und danach … nichts mehr.
    »Ich denke«, sagte Nolina jetzt weitaus sanfter, »dass du dich da in etwas verrannt hast. Das passiert, man merkt zwar, dass man sich geirrt hat, doch es fehlt einem der Mut, das vor anderen oder auch nur vor sich selbst zuzugeben. Oder die Kraft. Man muss stark sein, um einen Schritt zurückzugehen.«
    Verständnislos hob Ferin den Blick.
    »Du willst gar nicht sterben«, erklärte Nolina.
    Das Gesagte sickerte nur langsam in Ferins Bewusstsein, wandelte Panik in Ärger. »Was? Doch!«, widersprach sie.
    »Nein. Nicht wirklich. Du beharrst immer noch darauf, weil du es dir fest vorgenommen hast, aber in Wahrheit …«
    »Wie kannst du das behaupten? Du weißt doch gar nichts über mich!«
    »Das brauche ich auch nicht. Was ich wissen muss, spüre ich.« Behutsam legte Nolina ihre Hand auf Ferins Brust. »Genau hier«, flüsterte sie. »Dein Herz hat noch nicht aufgegeben, es verlangt mehr. Du suchst nicht den Tod, du suchst das Leben.«
    Hitze brandete in Ferin auf, ihr Herz polterte unter Nolinas Hand. Sie wollte sich wegdrehen, wollte der Hitze entfliehen – sie brachte nicht einmal ein Zucken zustande. Du suchst das Leben. Es kam ihr vor, als hätte sie es selbst ausgesprochen.
    Nolina zog ihre Hand zurück. »Du wirst es nicht finden, indem du dich zu Tode hungerst. Es kommt nicht von selbst zu dir, es wird dir auch nicht durch eine Maske geschenkt. Das Leben ist nichts, was einem zugeflogen

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