Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
Sand kitzelte zwischen ihren Zehen. Nolina zog sie entschlossen zu einer tieferen Stelle.
»Zum Schwimmen musst du dich flach ins Wasser legen und mit den Armen Bewegungen machen. So.« Sie zeigte es ihr. »Du darfst nicht aufhören, sonst gerätst du aus dem Gleichgewicht und kippst. Mit den Beinen paddelst du auf und ab, das ist am einfachsten.«
Nolina schwamm zur Demonstration eine Runde um Ferin herum. »Siehst du?«
Ferin nickte, doch es lag nun mal ein himmelhoher Unterschied zwischen sehen und nachmachen. Nolina ließ sich zunächst die Armbewegungen von ihr zeigen, erst langsam, dann immer schneller und schließlich mit geschlossenen Augen. Ferin gab sich größte Mühe, aber es dauerte eine ganze Weile, bis Nolina halbwegs zufrieden war.
»Nun legst du dich auf meine Hände und machst das Gleiche.« Sie streckte ihre Arme aus, die Handflächen nach oben gerichtet.
»Auf deine Hände? Bin ich nicht zu schwer?«
»Nein, das Wasser trägt dich.«
Sie sollte sich wirklich flach hinlegen? Mit dem Kopf so nahe am Wasser? »Und wenn ich untergehe?«
»Dann stehst du wieder auf. Vertrau mir, Ferin. Ich bin die Mutter, schon vergessen?«
Ferin beugte sich vor, bis sie Nolinas Hände an ihrem Bauch spürte. »Ich glaube … ich kann das nicht.«
»Vertrau mir.«
Also gut. Ferin stieß sich vom Boden ab. Sie paddelte unentwegt, gleichzeitig versuchte sie daran zu denken, was sie mit den Armen tun sollte, doch sie war viel zu unkoordiniert. Nolinas Hände vermittelten zwar Sicherheit, konnten ihren Tauchgang aber nicht aufhalten. Sie geriet mit dem Kopf unter Wasser, es schwappte in ihre Ohren und in die Nase. Wirbelndes Blau vermengte Oben mit Unten.
Seltsamerweise schreckte sie das nicht. Hatte sie erwartet, vor Angst wie gelähmt zu sein, so musste sie nun feststellen, dass sie das Wasser als angenehm empfand. So weich und warm auf der Haut. Und sie selbst – federleicht. Die Luft blieb ihr weg, doch auch das veranlasste sie nicht, etwas dagegen zu tun. Sie öffnete den Mund, gab dem Bedürfnis einzuatmen nach. Schon griff ihr Nolina unter die Achseln und zog sie nach oben. Hustend rang Ferin um Atem.
»Was machst du denn? Du musst aufstehen!« Nolina starrte sie beunruhigt an. »War das Absicht? Willst du etwa wieder sterben?«
»Nein … ich weiß nicht. Es war schön unter Wasser.«
» Schön? Sag bloß, du willst gleich mit dem Tauchen beginnen.«
Ferin strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. »Geht das denn?«
»Das war kein ernstgemeinter Vorschlag.«
»Ach, nicht?«
»Nein!«
Jetzt musste Ferin grinsen. In Nolinas Augen stand deutliche Verwirrung, offenbar zweifelte sie an Ferins Verstand. Dabei wollte sie nur das Wasser spüren, einfach überall.
»Schade.«
Nolina zog die Brauen zusammen. »Aber bei genauerer Betrachtung … Wenn du mir versprichst, wieder aufzutauchen und nicht unter Wasser zu atmen … «
Ferin nickte. »Sicher.«
»So sicher bin ich mir da nicht«, murmelte Nolina. »Gehen wir näher ans Ufer.«
Wenig später lag Ferin auf Nolinas Händen, das Gesicht im Wasser, und probierte zu schwimmen. Sie machte Armbewegungen, paddelte mit den Beinen, dann wieder schob sie sich mit den Händen über den Sand. Längst hatte sie die Augen geöffnet, betrachtete die glitzernd blaue Welt. Die Sonnenstrahlen brachen durch die Wasseroberfläche, grellweißes Licht schwirrte um ihre Hände.
Es gelang Ferin nicht, ihren Körper so dicht am Boden zu halten, wie sie es sich gewünscht hätte, denn die Kraft des Wassers drückte sie immer wieder nach oben. Doch das machte nichts, das samtige Gefühl an ihrem Gesicht genügte ihr. Regelmäßig kniete sie sich in den weichen Sand und holte Luft.
»Es ist herrlich!«, rief sie und konnte das erste Mal seit ihrer Flucht so etwas wie Glück empfinden.
11 Vom Umgang mit Waffen und anderen Seltsamkeiten
S tändig diesen Stoff zwischen den Beinen zu haben war ungewohnt. Wie hielten Männer das bloß aus?
Ferin hockte mit Hemd, Hose und Tuch bekleidet am Dorfplatz, kaute ein Stück Kynrinde und beobachtete Akur, der Jasta zeigte, wie man einem Ruza, diesem zarten Tier, das entfernt an eine Gämse erinnerte, aber deutlich schneller laufen konnte, das Fell abzog. Daneben saßen Ondra und Syla mit Schüsseln und warteten darauf, dass Akur das Fleisch zerteilte.
Es war früher Nachmittag, feuchtheiß – gab es denn auch anderes Wetter im Dschungel? –, aber Ferin fühlte sich immer noch erfrischt vom Bad. Vom Schwimmen konnte
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