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Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)

Titel: Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Lang
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beiderseits des Kopfes ausgestreckt, das Gesicht von ihnen abgewandt. Nichts ließ erkennen, dass er ihre Gegenwart bemerkt hatte. Schlief er? War er … tot?
    Ferin holte sachte Luft. »Ein Merdhuger?« Schwarzes Haar – es musste ein Merdhuger sein, obgleich er es kurz trug, was wiederum dagegensprach. »Was ist mit ihm?«
    »Gute Frage«, brummte Sobenio.
    Der Merdhuger rührte sich nicht, ebenso wenig der Tiger. Ferins Herzschlag mäßigte sich allmählich.
    »Vielleicht ist er verletzt. Oder tot«, raunte sie. »Wir müssen nachsehen.«
    Sobenio schnalzte unwillig mit der Zunge. »Das halte ich nicht für klug. Er könnte eine Waffe haben.«
    Ob er ein Gardist ist?, überlegte Ferin bei sich. Eher nicht, er trägt keine Uniform. Der Mann war absonderlich und viel zu warm gekleidet: Er trug ein schwarzes Wams mit eng anliegenden Ärmeln, unter dem ein weißes Hemd hervorblitzte, und dazu grüne Hosen und schwarze Stiefel, die ihm bis unters Knie reichten und an der Wade geschnürt waren. Wams, grüne Hosen und Stiefel, dachte Ferin kopfschüttelnd. Kein Mann in Laigdan würde sich so anziehen, er muss aus einer anderen Gegend kommen. Sie konnte auch keinen Degen ausmachen, doch es war gut möglich, dass er unter der Kleidung einen Dolch versteckt hatte. Sie hätte keinerlei Chance, seinen Stich abzuwehren. Andererseits hatte er sich immer noch nicht bewegt …
    »Es sieht nicht so aus, als könnte er gefährlich werden«, sagte sie. »Ich gehe hin.«
    »Das tust du nicht!«
    »Vielleicht braucht er Hilfe.«
    »Nein, wir warten noch«, bestimmte Sobenio. »Es ist zu riskant.«
    Also warteten sie. Der Tiger setzte sich auf die Hinterpfoten und wandte den Kopf. Langsam verlor Ferin die Geduld. Sobenios Vorsicht in allen Ehren, aber wenn nicht einer von ihnen nachsah, würden sie bis in alle Ewigkeit hier hocken.
    »Ich gehe jetzt«, wisperte sie, stand auf und trat hinter der Mauer hervor, ehe Sobenio sie zurückhalten konnte. Insgeheim wunderte sie sich über ihre Kühnheit, sie erkannte sich selbst nicht wieder. Da war etwas, was sie antrieb, ein schier übermächtiger Wunsch, dem Mann zu Hilfe zu kommen.
    »Ferin«, schnaubte Sobenio. »Bleib hier.«
    Sie ignorierte ihn, lief auf den Mann zu. Als sie sich über ihn beugte, hörte sie ein Zischen und fühlte heißen Schmerz an ihrem Oberarm. Ein kurzer Schrei entwich ihr, und sie fuhr zurück. Noch ehe sie nach der Ursache forschen konnte, stürmte Ziagál mit Gebrüll an ihr vorbei.
    Zu Tode erschrocken taumelte Ferin seitwärts, knickte im Knöchel ein und kam zu Fall. Sie hatte kaum die Kraft wegzukriechen, so zitterten ihre Arme und Beine, auch konnte sie nicht sehen, was den Tiger derart in Rage versetzt hatte. Die Ohren eng an den Kopf gelegt, die Zähne gefletscht, sprang er fauchend um einen imaginären Feind herum. Man hörte es zischen und knistern, Blitze zuckten, und Krallen wetzten auf den Steinen – es war ein furchtbares Getöse.
    Endlich erhaschte Ferin einen Blick auf Ziagáls Gegner, und wieder glaubte sie zu träumen. Es war eine faustgroße violette Kugel, schimmernd wie ein Tautropfen im Sonnenlicht. Sie umkreiste den Tiger so schnell, dass man zeitweilig bloß einen lila Streifen erkennen konnte. Dann stoppte sie abrupt ab und schickte einen Blitz nach unten. Ziagál heulte auf, sein zorniger Prankenhieb ging daneben, die Kugel entwischte ihm. Schon sauste sie wieder um ihn herum, und der Kampf entbrannte von Neuem.
    Ferin rieb sich den Arm. Offensichtlich hatte sie einer dieser Blitze getroffen, und Ziagál hatte es sich nicht nehmen lassen, sie zu verteidigen. Was war das nur für ein sonderbares Ding? Eine Zauberkugel? Sie wusste nicht, ob sie sich fürchten oder lachen sollte. Zu spaßig sah der Tiger aus, wie er sich abmühte, des Angreifers Herr zu werden.
    Indes regte sich der Merdhuger, der bis jetzt leblos inmitten des Geschehens gelegen hatte, zum ersten Mal, Ferin hörte ihn trotz des Tumults stöhnen. Er stützte die Arme auf, bemühte sich hochzukommen und brach wieder zusammen. Sie schluckte. Er war verletzt! An seinem rechten Handgelenk war Blut, und auf den Pflastersteinen hatte sich ein dunkler Fleck ausgebreitet.
    Ferins Blick huschte wieder zu Ziagál. Allem Anschein nach gewann der Tiger die Oberhand gegen seinen Feind. Er hatte die Kugel weggetrieben und setzte nur noch gelegentliche Schläge mit der Pfote, diese dafür umso gezielter. Schlauer Junge, dachte Ferin. Mit dem nächsten Hieb schleuderte der Tiger die

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