Maskenball
auch aus. Wir haben bisher keine Erkenntnisse, dass die Rentner über große Vermögen verfügt haben.« Frank trat von einem Bein auf das andere. Er musste dringend mit Böllmann sprechen. »Ich bin mittlerweile fest davon überzeugt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen den Morden. Ich hoffe inständig, dass Hecker bald vernehmungsfähig ist. Er kann uns den Schlüssel zur Lösung der Fälle liefern.«
»Na ja, es gäbe da noch die Variante, dass der geniale Forscher doch eine dunkle Seite hat und mit den Morden seine sadistische Ader ausgelebt hat.« Als er Franks skeptischen Blick sah, fügte Bean ein »Wäre doch möglich« hinzu.
»Wäre möglich. Aber auch dafür haben wir keinen Anhaltspunkt. Ich bin gespannt, was Böllmann sagt. Vielleicht können wir Köhler doch noch eine Weile aus dem Verkehr ziehen. Zumindest, bis wir die Listen ausgewertet haben.«
»Welche Listen?«
»Wir wollen herausbekommen, ob die Verblichenen der vergangenen fünf Jahre kurz vor ihrem Tod Patienten der Hardterwald-Klinik waren.«
»Und was wollt ihr damit beweisen? Ich finde es gewagt, da einen Zusammenhang zu sehen.«
»Ehrlich gesagt, das wissen wir auch noch nicht so recht.« Frank und Bean traten einen Schritt zur Seite, weil drei Angehörige der Hundertschaft an ihnen vorbei hetzten.
»Auf jeden Fall klingt das nach viel Arbeit, nach sehr viel Arbeit.«
»Stimmt, und wir können jeden gebrauchen. Was ist, Bean, ist das nicht genau die richtige Arbeit für dich?«
Bean sah aus, als habe er nicht richtig verstanden. »Die Todesfälle der vergangenen fünf Jahre? Habt ihr sie nicht mehr alle? Das kann ich unmöglich alleine schaffen.«
»Danke Bean, ich werte deine Antwort als ›Ja‹. Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann. Und keine Angst, du musst das nicht allein machen. Du hast eine attraktive Hilfe. Viola Kaumanns brennt drauf, sich ihre Sporen für höhere Aufgaben zu verdienen. Sie wird dir helfen.«
»Kaumanns? Das ist doch die mit den roten Haaren und den abgedrehten T-Shirts, oder?«
»Du hasts erfasst. Genau die ist es. Viola Kaumanns, die Frau mit den coolen Sprüchen.«
Bean grinste. »Na, schön, wenigstens eine attraktive Kollegin an meiner Seite. Besser als den dicken Schrievers. Das entschädigt mich glatt für meinen Verzicht auf Altweiber im Keller der Staatsanwaltschaft.«
»Hattest du den Termin schon fest im Kalender?«
»Klar, wie jedes Jahr. Aber diesmal werden die Mädels aus den Kanzleien und Strafkammern ohne mich feiern müssen. Schließlich: Mord ist Mord, da geht die Ermittlungsarbeit vor.« Zufrieden schob Bean seine Hände in die Hosentasche. »Da wird schon nix anbrennen, in der Staatsanwaltschaft. Da wird auch nächstes Jahr die Post abgehen. Und vielleicht geht ja auch Frau Kaumanns mit mir nach Dienstschluss einen kleinen Absacker trinken. Das hat doch auch was.«
Frank hatte den Eindruck, dass Bean sich selbst Mut machen wollte. Aber er konnte ihn auch verstehen. Die staubtrockene Arbeit mit ellenlangen Listen war auch nicht sein Fall. Und schon gar nicht zusammen mit Viola Kaumanns. Aber das sagte er seinem Kollegen besser nicht. Frank musste an Lisa denken.
Ecki und Frank waren nahezu schweigend nach Boisheim gefahren. Jeder der beiden Ermittler hing seinen eigenen Gedanken nach. Auch der CD-Player war diesmal, ungewöhnlich genug für ihre Dienstfahrten, stumm geblieben.
Schweigend stiegen die beiden aus ihrem Ford Mondeo und gingen die wenigen Schritte bis zur Haustür von Hiltrud Claassen. Wie bei ihrem ersten Besuch wurde ihnen schon beim zweiten Klingeln geöffnet.
»Bitte, kommen Sie doch herein. Ich habe Sie schon erwartet. Möchten Sie einen Kaffee?« Verhoevens Tochter ging voraus ins Wohnzimmer.
Der Raum war dunkel. Hiltrud Claassen hatte trotz des trüben Wintertags die Jalousien halb heruntergelassen.
Sie bemerkte den fragenden Blick der Polizeibeamten und schaltete eine kleine Lampe an, die auf einem Sideboard stand. »Wissen Sie, ich bin nicht so oft im Wohnzimmer. Wenn mein Mann unterwegs ist, sitze ich lieber in der Küche oder in meinem Nähzimmer. Wenn Sie wollen, kann ich aber auch die Jalousien wieder hoch ziehen, oder wir können uns in die Küche setzen.«
Frank winkte ab. »Nein, ist schon okay. Nur keine Umstände.«
»Wie Sie möchten. Bitte, entschuldigen Sie mich einen Augenblick. Ich bin gleich wieder da.« Hiltrud Claassen verschwand Richtung Küche.
Ecki setzte sich in einen Sessel am Fenster und schüttelte sich. »Das
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