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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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sieht ja hier aus wie eine Gruft. Schrecklich. Da kriege ich ja Beklemmungen. Kein Wunder, dass die Claassen lieber in der Küche sitzt. Nur gut, dass wenigstens die Heizung an ist.«
    »Das erinnert mich an früher. Zu Hause durften wir Kinder nur am Wochenende ins Wohnzimmer. Während der Woche war der Raum tabu und immer dunkel. Geheizt wurde er auch nicht jeden Tag. Dort durfte nur mein Vater rein und sein Mittagsschläfchen halten.«
    Ecki sah sich aufmerksam um. Es gab nichts, was sein Interesse geweckt hätte. »Die gute Stube. Das kenne ich nur von meinen Tanten aus Amern, die das Wohnzimmer auch nur für den Besuch geöffnet haben.« Er sah Frank an.
    Frank ging zu der Schrankwand aus dunklem Holz, die sich über die gesamte Wand zog. In einigen Fächern standen ein paar Bücher, deren Rücken er neugierig betrachtete.
    »Wir haben nicht so viele Bücher hier unten. Oben, in meinem Nähzimmer, haben ich die meisten stehen.« Hiltrud Claassen hatte ein Tablett in der Hand, das sie auf dem Couchtisch absetzte. »Warten Sie, ich habe auch noch ein paar Hefeteilchen besorgt. Ich hoffe, Sie mögen Teilchen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, war sie schon fast wieder zur Wohnzimmertür hinaus.
    Frank zwinkerte Ecki zu. »Sie hätten meinem Kollegen keine größere Freude machen können.«
    Hiltrud Claassen kam mit einem Teller zurück, auf dem Nussschleifen und Rollkuchen lagen. »Bitte, bedienen Sie sich.« Sie goss den Kaffee ein. »Nun, was kann ich für Sie tun?«
    Frank legte seine Hände zusammen, um sich zu sammeln. »Ich weiß nicht recht, wie ich beginnen soll, Frau Claassen.« Frank sah sie unvermittelt an. »Wann haben Sie Ihren Bruder das letzte Mal gesehen? War er bei der Beerdigung Ihres Vaters?«
    »Herbert?« Hiltrud Claassens Augen verdunkelten sich. Ihre bislang zuvorkommende Haltung änderte sich mit einem Wimpernschlag. Sie zögerte mit ihrer Antwort. »Nein, Herbert war nicht da. Ich habe versucht, mit ihm zu telefonieren, aber er ist nicht an den Apparat gegangen. Ich habe ihm ein Telegramm und einen Brief geschickt, aber er hat nicht geantwortet. Dann habe ich bei seinem Nachbarn angerufen, der eine kleine Farm betreibt. Herbert hatte mir die Nummer vor ein paar Jahren gegeben. Falls mal ein Notfall sein sollte, hat er damals gesagt. Ich habe mich mit Herberts Nachbarn nur schlecht verständigen können, habe aber verstanden, dass Herbert nicht in England sein soll. Aber dieser Mr. Digby konnte nicht sagen, wo er ist. Zumindest habe ich das so verstanden.«
    »Was ist Ihr Bruder Herbert für ein Mensch? Sie haben damals gesagt, er sei eigenbrötlerisch. Was heißt das?« Ecki sah von seinen Aufzeichnungen auf. Noch hatte er sich nicht an den Teilchen bedient.
    »Eigenbrötlerisch, eben. Und auf eine ganz eigene Art unberechenbar. Als Kind wusste ich nie, woran ich bei ihm war. Er ist immer seinen eigenen Weg gegangen. Als Junge ist er einmal eine ganze Nacht weggeblieben. Meine Eltern sind fast umgekommen vor Sorgen. Am anderen Tag haben sie Herbert im Garten vom Nachbarn gefunden. Dort hatte er sich im Hühnerstall versteckt. Er hasst Erwachsene, hat er auf die Frage geantwortet, warum er weggelaufen ist.«
    »Und was war der wahre Grund?« Frank sah, wie Ecki nach einem Rollkuchen griff und sich dabei gleichzeitig Notizen machte.
    »Keine Ahnung, ich weiß es nicht. Ich habe meine Eltern auch nie gefragt. Und sie haben auch nichts erzählt. Ich war ja auch noch ein Kind, damals. In den Jahren danach ist Herbert immer wieder mal von zu Hause weggelaufen. Aber er ist immer zurückgekommen. Er hat nie viel draußen gespielt. Ich kann mich erinnern, dass er die meiste Zeit in seinem Zimmer gehockt hat. Freunde hatte er auch nur wenige. Von Freundinnen ganz zu schweigen. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist in Herberts Leben sicher so einiges schief gegangen.« Hiltrud Claassen rührte gedankenverloren in ihrer Kaffeetasse.
    »Wie ist das Verhältnis Ihres Bruders zu Ihren Eltern gewesen, Frau Claassen?« Ecki hatte sein Teilchen schon fast aufgegessen. »Ist übrigens lecker, der Rollkuchen.«
    »Ja, wie ist das Verhältnis gewesen?«, griff sie Eckis Frage auf. »Wie schon gesagt. Er hat schon ganz früh ein eigenes Leben geführt. Quasi neben der Familie her. Und meine Eltern haben es offenbar nicht geschafft, ihn aus dieser Abseitsposition herauszuholen. Ich glaube, Herbert fühlte sich nur dann einigermaßen wohl, wenn er in Ruhe gelassen wurde.«
    »Wie waren Ihre

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