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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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beruhigend zu klingen. »Wir können Ihnen diese Frage sicher auch nicht beantworten. Ich weiß aus meiner Erfahrung allerdings, dass Kinder, dass Menschen überhaupt in bestimmten Situationen zu allem fähig sind. Das gehört zu uns einfach dazu, auch wenn wir im Alltag davon nichts wissen wollen. Es mag platt klingen, aber wir alle haben unsere Urerfahrungen, Urängste, Urinstinkte, aber auch unsere Uraggressionen in uns stecken. Aber das beantwortet nicht Ihre und nicht unsere Frage. Aber eine Antwort zu finden, deshalb sind wir hier.«
    Ecki versuchte den einfachen Weg. »Ausschließen möchten Sie es aber nicht, dass Ihr Bruder in einer bestimmten Situation und unter bestimmten Bedingungen alle Hemmungen fallen lassen könnte?«
    Hiltrud Claassen sah ihn stumm an und zuckte kaum merklich mit den Schultern. Nur unter großen Mühen brachte sie schließlich kaum hörbar die wenigen Worte heraus. »Sagen Sie es mir, Herr Kommissar.«
    »Und es gibt keinen Anhaltspunkt, wo Ihr Bruder sich aufhalten könnte?« Ecki schlug eine neue Seite in seinem Notizbuch auf.
    »Ich würde es Ihnen sagen.«
    »Hat er hier in der Gegend noch Freunde und Bekannte, bei denen er sich aufhalten könnte?«
    »Nein. Ich sagte ja schon, dass Herbert sehr zurückgezogen gelebt hat. Und auch während des Studiums hat er kaum Kontakt zu Kommilitonen gehabt, soviel ich weiß.«
    »Was ist mit Frauen?« Ecki sah sie erwartungsvoll an.
    »Ich weiß es doch nicht, Herr Eckers. Mein Bruder war und ist immer noch ein Buch mit sieben Siegeln für mich. Ich weiß nichts über ihn. Und ich kenne niemanden, mit dem ich darüber sprechen könnte.« Hiltrud Claassen begann zu schluchzen. »Ich vermisse meinen Vater so. Ich muss immerzu an ihn denken und daran, wie er gestorben ist. Das hatte er nicht verdient. Ich wünschte, mein Mann wäre hier und nicht schon wieder auf Geschäftsreise. Ich bin so einsam ohne meinen Vater.« Hiltrud Claassen zog aus ihrer Hosentasche ein Papiertaschentuch und wischte damit ihre Tränen ab. »Entschuldigen Sie bitte. Aber Sie können sich gar nicht vorstellen, wie das ist, ohne Eltern sein zu müssen und niemanden im Haus zu haben, mit dem Sie reden können. Ich bin so schrecklich allein!« Sie straffte sich, aber ihre Schultern konnten ihre Position nicht halten. Sie versuchte es ein zweites Mal, aber auch das gelang ihr nicht.
    »Wir lassen Sie jetzt allein. Wir werden heute noch eine Suchmeldung nach Ihrem Bruder veranlassen. Wir haben eine Menge Fragen an ihn.« Frank erhob sich. »Vielen Dank für das Gespräch und natürlich für Kaffee und Kuchen. Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass der Fall bald gelöst werden kann und Sie etwas zur Ruhe kommen können.«
    »Vielen Dank, Sie sind sehr freundlich.« Hiltrud Claassen begleitete die beiden Polizeibeamten zur Tür. »Es tut gut, dass einmal jemand zuhört. Ich wünsche Ihnen viel Glück, meine Herren. Wenn ich Ihnen helfen kann, lassen sie es mich wissen.«

    Bis zum Autobahnbahnkreuz Mönchengladbach sprach keiner der beiden ein Wort. Der Tag war offenbar nicht geschaffen für große Gespräche. Aber Ecki wusste auch so, wie es in seinem Freund aussah.
    »Soll ich ein bisschen Musik machen?« Ecki nahm eine Hülle vom Armaturenbrett.
    »Nee, bitte nicht. Lass uns lieber mal überlegen, wie wir weiter vorgehen sollen.« Frank überholte kurz nach dem Abbiegen auf die A 52 mehrere große Lastwagen mit niederländischem Kennzeichen, die gefährlich nah beieinander Stoßstange an Stoßstange in Richtung Ruhrgebiet unterwegs waren.
    »Ich denke, dass Herbert Verhoeven tatsächlich ein potenzieller Täter sein könnte. Zumindest klingt es sehr abstrus und merkwürdig, was uns seine Schwester gerade erzählt hat. Ich denke, dass wir tatsächlich eine Fahndung rausgeben sollten.«
    »Andererseits, nur weil jemand als junger Mensch, ich sage mal vorsichtig, schwierig war, wird er im Alter nicht zum Mörder. Wir sollten nach ihm suchen lassen, keine Frage, aber ob er wirklich der Täter ist, da setze ich doch mehrere Fragezeichen hinter. Zumal ja nicht ausgeschlossen ist, dass wir es mit einem Serientäter zu tun haben. Vor diesem Hintergrund will mir Herbert Verhoeven erst recht nicht so ganz ins Bild passen. Wenn er der Täter ist, muss er seine anderen Opfer gekannt haben.«
    »Wieso? Er kann sie sich auch zufällig ausgesucht haben.«
    Frank bog an der Ausfahrt Nord von der Autobahn ab. »Dann hätten wir im Grunde zwei mögliche Täter: Köhler und Verhoevens Sohn. Es

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