Maskenball
sich einfach noch bewegen. Danach würden sie sich einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher machen.
Es waren immer noch fast zwei Stunden bis zur Ablösung. Sie nahm ihr Handy aus der Hosentasche und schrieb Arne eine SMS. Dass sie sich langweilte, dass sie sich auf ihn freute, dass sie ihn vermisste und unendlich liebte. Sie schrieb ihrem Freund auch, dass sie froh war, dass sie das Wochenende in der Eifel gebucht hatten und dass er sein Snowboard ruhig im Keller lassen könne. Sie hätten sicher Besseres zu tun. An das Ende der SMS setzte sie noch ein Smiley.
Ramona Erbskorn, Kommissarin mit Aussicht auf eine ansehnliche Karriere bei der Duisburger Polizei, erschrak, als ihr Handy zu vibrieren begann. Sie meldete sich sofort. »Hi, Arne, ich vermisse dich so. Kannst du nicht was früher kommen? Dann können wir schon ein bisschen quatschen. Ich denke, dass mein Kollege pünktlich ist.« Sie lauschte in den Hörer. »Arne? Was hast du gesagt, ich verstehe dich ganz schlecht. Was?« Völlig selbstvergessen stand Ramona Erbskorn auf und wanderte mit dem Handy auf dem Gang ein paar Schritte hin und her. Hoffentlich kam jetzt keine Schwester, denn Handys waren im ganzen Krankenhaus streng verboten. »Arne? Ja, jetzt kann ich dich wieder verstehen. Ja, ich liebe dich auch.« Ihre Stimme wurde zärtlich. »Nein, ich will heute Abend … , was?« Die Verbindung war wieder weg. Ramona Erbskorn sah auf das Display ihres Handys und beobachtete beim Gehen die Balken, die die Stärke der Verbindung anzeigten. Rechts in Richtung OP wurde das Signal schwächer, aber den Gang weiter runter, in Richtung Aufzug, wurde die Verbindung wieder besser. Ramona Erbskorn stand nun unmittelbar vor der Aufzugstür. »Na, endlich, jetzt bist du wieder ganz klar, Arne. Was ich sagen wollte? Lass uns heute Abend ins Return gehen und ein bisschen Squash spielen. Was?« Sie musste kichern. »Nein, du kannst da nicht mit mir zusammen duschen. Nein, das geht doch nicht. Arne! Nee, wenn da eine reinkommt! Lass den Unsinn, Arne. Wir können zu Hause noch einmal duschen, wenn du willst. Und ich schrubbe dir den Rücken. Was?« Sie musste wieder lachen. »Ach so, ja meinetwegen auch den Bauch. Arne, sei jetzt vernünftig, ich bin noch im Dienst. Was? Natürlich habe ich auch im Dienst erotische Gedanken. Was denkst du denn? Dass ich die morgens im Präsidium in den Spind hänge, oder wie? Ich bin doch keine Maschine. Arne, jetzt hör mir mal zu.« Ihr Freund hatte auch nur Unsinn im Kopf. Ein richtig großer Junge, den man einfach lieben musste. Ein Meister im Flirten. »Arne, ich bin im Dienst und muss jetzt zurück auf meinen Platz. Ich darf meinen Rentner nicht alleine lassen. Was das heißt? Erkläre ich dir nachher. Ich liebe dich. Bis gleich.« Ohne eine Reaktion abzuwarten, trennte Ramona Erbskorn die Verbindung. Sie hatte leicht rote Wangen, als sie lächelnd zu ihrem harten schmalen Stuhl vor dem Zimmer von Johannes Paul Hecker zurückkehrte. Sie hatte kaum die Ecke des langen Flurs erreicht, da wurde ihr Gesicht kreidebleich. Schwestern liefen durcheinander, Geräte piepsten laut, die Tür zu Heckers Zimmer stand sperrangelweit offen.
Keine Stunde später war auch im Polizeipräsidium in Mönchengladbach der Teufel los. Frank und Ecki tobten. Johannes Paul Hecker war tot! Eine Duisburger Kollegin, die den Auftrag hatte, Heckers Zimmer zu bewachen, hatte einfach ihren Platz verlassen. Der kurze Augenblick hatte dem Mörder gereicht, um in das Zimmer einzudringen und alle Versorgungsschläuche zu kappen. Außerdem hatte der Täter es auch noch geschafft, Hecker eine Spritze zu setzen und Luft in die Vene zu spritzen.
Frank brüllte immer noch ins Telefon. »Wie kommt diese dämliche Kommissarin dazu, sich wie eine Anfängerin zu verhalten!? Ich werde dafür sorgen, dass ihr ein Disziplinarverfahren an den Hals gehängt wird, das sie ihre Karriere kostet! Was denkt sich diese Tussi eigentlich!? Was hat sie!? Nur kurz mit ihrem Freund telefoniert!? Ihr Handy hatte vor dem Zimmer keinen Empfang!? Ich glaube, ich spinne!!« Frank knallte wütend den Hörer auf den Apparat. »Das darf doch nicht wahr sein. Wir waren so nah dran, und jetzt ist unser einziger und wichtigster Zeuge tot. Herzlichen Glückwunsch. Wir stehen wieder völlig am Anfang.«
Ecki hatte Franks Wutausbruch schweigend beobachtet. Ruhig fragte er: »Köhler?«
»Wer sonst. Ich weiß niemand anderen. Ich hatte es geahnt! Ich Idiot, hätte ich ihn doch nicht gehen lassen. Wir
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