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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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dem Fenster. Es würde ein nasses Karnevalswochenende werden. Im Wetterbericht des WDR war von Sturmböen und Regen die Rede gewesen und von einer Kaltfront mit gesunkenen Temperaturen. Kein Vergnügen für die vielen Karnevalisten, die die letzten Vorbereitungen für den Veilchendienstagszug trafen und ihre Wagen und sich selbst trotzdem nur ungenügend gegen das schlechte Wetter würden schützen können. Und sicher auch nicht das richtige Wetter für ländlich geprägte Konzertgänger, um am Karnevalssamstag zu einem noch nie erlebten Blueskonzert zu gehen.
    Überhaupt, das Blueskonzert! Frank spürte, dass er nervös wurde. Eigentlich hatte er in den vergangenen Wochen wie immer zu wenig geübt, um mit gutem Gewissen in das Konzert zu gehen. Zumal es diesmal ein echtes Experiment zu werden schien, denn sie hatten ihren Auftritt in der Tat mitten auf dem platten Land und zu einer Zeit, in der die Niederkrüchtener sicher alles andere im Sinn hatten als Blues. Aus den Erzählungen von Ecki und Schrievers wusste er, dass die Niederkrüchtener ein ganz eigenes und vor allem stockkonservatives Völkchen sein mussten, das sich eher für die Schützenfeste der Umgebung begeistern konnte als für harten Rock und erdigen Blues. Sie würden sang- und klanglos untergehen mit ihrer Musik, das hatte Frank ganz deutlich im Gefühl. Wenn sie überhaupt Zuschauer hatten!
    Je länger Frank über den Auftritt am Samstag nachdachte, umso mehr kam ihm das anstehende Konzert vor wie ein schlechter Scherz. Hätten sie sich doch besser nicht auf die Sache eingelassen! Frank war sich überhaupt nicht sicher, dass er bei dem Auftritt dabei sein würde. Denn ihre Ermittlungen steckten mitten in einer heißen Phase. Da würde er nicht so ohne weiteres seine Kollegen alleine lassen und zum Auftritt fahren können. Auch wenn Ecki ihn schon beruhigt hatte, sie kämen »für die paar Stunden« auch ohne ihn klar. Bevor er in Ruhe seine Harps auf der Bühne würde auspacken können, musste, viel wichtiger, erst noch Ruhe in die Ermittlungen kommen.
    Frank drehte sich ein wenig vom Teddy weg, der nun ungerührt und stoisch an ihm vorbei die Wand anstarrte. »Na, alter Petz, was sagst du zu dem ganzen Chaos? So ein paar Tage im Büro von zwei Bullen ist sicher interessanter als den ganzen Tag über in einem Kinderzimmer Angst vor den nächsten Gemeinheiten der lieben Kleinen zu haben, oder?«
    Aber der große Bär antwortete nicht. Jetzt fange ich schon an mit einem Spielzeug zu reden, dachte Frank und hatte unwillkürlich Laumen vor Augen, der sich auf dem Flur bereitwillig die Krawatte hatte abschneiden lassen. Auch einer, der Fröhlichkeit mit Karneval verwechselte. Vermutlich hatte der fantasielose Bürohengst schon die ganze Zeit hinter seiner Bürotür auf Susanne Gruyters oder eine der anderen aufgedrehten Möhnen gelauert, die an diesem Tag alles andere im Sinn hatten als ihre Kaffeepause und diverse Aktenstapel.
    Frank seufzte. Die Kollegen im Lagezentrum warteten sicher schon auf ihn, um mit ihm die aktuellen Ergebnisse der vergangenen Nacht aufzuarbeiten. Schwerfällig drückte er sich aus seinem Bürostuhl hoch und machte sich auf den Weg. Auf dem Flur zur Leitstelle kam ihm aus Richtung Kantine Gerhard »Patte« Willemsen entgegen. Der blonde Riese mit dem gutmütigen und sommersprossenübersäten Gesicht balancierte auf einem Tablett mehrere Gläser mit frisch gezapftem Altbier vor sich her.
    »Alkohol im Dienst, Patte, Patte.« Frank schüttelte den Kopf.
    »Na, Borsch, du alte Spaßbremse. Damit du beruhigt bist: Ich habe bis eben Nachtdienst gehabt und läute gerade das Wochenende ein. Wenn du nichts dagegen hast.«
    »Du bist wohl auch schon im Karnevalswahn, was? War doch nur ein Scherz.«
    »Mit frischem Altbier auf dem Tablett habe ich keine Zeit für dumme Scherze.« Gerhard Willemsen wollte an Frank vorbei.
    »Apropos, Dienstschluss. Habt ihr in der Nacht etwas von Köhler gehört? Oder von diesem Verhoeven Junior?« Frank legte seine Hand auf Pattes mächtigen Oberarm.
    »Negativ. Nichts. Dafür, dass Karneval vor der Türe steht, hatten wir nur eine Tote.« Patte zögerte, bevor er weiter sprach. »Eine Tote Nacht.«
    »Deine Sprüche waren auch schon mal besser. Der Witz ist doch schon uralt.«
    Patte Willemsen grinste. »Gestutzt hast du trotzdem für einen Augenblick. So, und nun lass mich durch, das Bier wird warm.«
    Die Besprechung mit den Kollegen war entsprechend kurz und unergiebig. Bisher Fehlanzeige auf der

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