Maskenball
längst unterwegs, um ihn abzuholen. Er klang ziemlich erschöpft.«
»Ich hoffe, du hast Krüger nicht zuviel erzählt und ihn unnötig aufgeregt? Es ist besser, dass er nicht allzu viel weiß, wir werden ihm die ganze Geschichte schon in aller Ruhe erklären.«
»Ich habe ihm nur gesagt, dass du ihn für einen ganz wichtigen Zeugen in deinen Ermittlungen hältst. Habe ich einen Fehler gemacht?«
»Nein, ist schon in Ordnung. Lass uns heute Abend weiter reden. Ich muss noch mit den Kollegen in England telefonieren.« Frank verabschiedete sich von Lisa und legte auf.
Ecki hatte mittlerweile Verhoevens Foto mit einem kleinen Anschreiben losgeschickt. »Hoffentlich lassen sich die Herren Chief Detectives nicht Zeit bis zum Geburtstag der Queen.«
»Du magst die Briten wohl nicht?« Frank wählte beim Sprechen Schrievers Anschluss.
»Ja?« Heinz-Jürgen Schrievers klang, als habe er den Telefonhörer zwischen Schulter und Kopf geklemmt.
»Ich habe eben noch etwas vergessen. Auf dem Foto, das ich bei Hiltrud Claassen gesehen habe, und auch bei Krüger, sind ja sieben Soldaten abgebildet. Aber es muss einen achten Mann geben, denn einer muss schließlich auf den Auslöser gedrückt haben. Versuche doch bitte herauszubekommen, wer dieser achte ist. Der könnte der Täter sein.«
»Wenn er noch lebt.« Schrievers klang völlig unbeeindruckt.
»Klar, wenn er noch lebt. Am besten, du beginnst sofort mit deiner Recherche.«
»In Ordnung, großer Meister.« Schrievers legte auf.
»Dieser Heini ist der reinste Pessimist.«
»Wieso?«
»Klar, der achte Mann könnte schon tot sein. Das biologische Alter müsste er schon erreicht haben. Er muss ein alter Mann sein. Andererseits kann man auch im hohen Alter einen Mord begehen.«
Frank stand auf. »Ich denke, du hast den Laden hier im Griff. Ich fahre doch ins Café. Vielleicht erwische ich Krüger dort noch. Ruf doch bitte an und sage ihm, dass ich unterwegs bin, um ihn abzuholen.«
Ecki nickte und griff zum Telefonbuch.
Das Café am ehemaligen Schauspielhaus war um diese Tageszeit gut gefüllt. Von Fastenstimmung konnte zumindest hier und heute keine Rede sein. Die Bedienungen in ihren weißen Schürzen eilten mit den Bestellungen hin und her. In dem cafétypischen Ambiente herrschte eine geschwätzige Atmosphäre. Die meisten Tische waren mit Gästen besetzt, die schon deutlich über die fünfzig waren, dachte Frank. »Vornehm« und »gediegen« waren die Worte, die ihm einfielen. Er selbst war erst ein-, zweimal in dem Café gewesen. Ihm gefiel die Betriebsamkeit nicht. Er saß mit Lisa lieber in Eicken im Café Bertrand. Dort waren der Kuchen und das Gebäck mindestens genau so gut wie in der Konditorei, dafür schmeckten Frank und Lisa die heiße Schokolade mit Sahne unschlagbar gut. Außerdem war das Café zu klein, um wirklich laut und voll sein zu können.
Und man traf hin und wieder auf ältere Damen, die zum Kaffee ihren Seidenschal und manchmal sogar ihren Hut nicht abnehmen mochten. Eine Angewohnheit, die Frank an die Cafébesuche seiner Kindheit erinnerten. Warum taten Frauen das? Mit Hut im Café sitzen? Hatten sie Angst, dass möglicherweise ihre Frisur nicht saß und so Anlass für Getuschel geben könnte?
»Kann ich Ihnen helfen?« Eine freundliche ältere Dame in schwarzem Rock und mit weißer Bluse und Schürze sah ihn fragend an. Mit beiden Händen hielt sie ein Tablett, auf dem sich benutzte Kuchenteller und Kaffeetassen stapelten. »Heute ist ziemlich viel Betrieb, aber wir finden sicher noch ein Plätzchen für den Herren. Sind Sie alleine, oder erwarten Sie noch jemanden?«
»Nein, vielen Dank. Ich bin nur gekommen, um jemanden abzuholen.« Frank sah sich suchend um.
»Ach so, ja, bitte, dann vielleicht ein anderes Mal. Einen schönen Tag noch, der Herr«, flötete die stämmige Kellnerin freundlich und entschwand mit einem für ihr Alter und ihre Figur erstaunlichen Hüftschwung.
Frank sah sich um. Offenbar war an diesem Tag Rentnertreffen im Kaufhof gewesen. Eine ganze Reihe älterer Herren saß an Einzeltischen und hatte neben sich am Stuhlbein gefüllte Einkaufstüten Mönchengladbacher Kaufhäuser abgestellt. Die Senioren schienen auf irgendetwas oder irgendjemanden zu warten. Denn wann immer jemand an ihrem Tisch vorbei ging, hoben sie erwartungsvoll den Kopf. Vielleicht suchten sie auch nur Kontakt und waren froh über jede Abwechslung, dachte Frank. Heinrich Krüger konnte er nirgends sehen.
Frank suchte sich eine Kellnerin und
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