Maskenball
ausleben konnte auf dem Hintergrund von Befehl und Gehorsam. Friedrich Flusen, einer der Sieben auf dem ominösen Foto. Frank war völlig verwirrt. Wie kam der Name von Friedrich Flusen in eine Mail der britischen Polizei? Und, wer war der alte Mann? Der Fotograf des Soldatenfotos? Frank wurde es heiß. Sein Herz raste. Flusen, Flusen, Flusen. Wer kannte den Namen des Toten, wer lebte unter seinem Namen in England? Und warum? Was hatte das zu bedeuten? Was war die Rolle von Herbert Verhoeven? Offenbar war der Sohn des Toten aus der Hardterwald-Klinik unschuldig. Franks und Eckis Theoriegebäude war mit dieser einen Mail in sich zusammengestürzt. Einfach so. Dr. Helmut Köhler unschuldig, augenscheinlich auch Herbert Verhoeven. Wer war dann der Täter? Wer war der Fotograf? Und warum lebte er in England?
»Was ist los mit dir? Du siehst aus, als sei dir gerade der Unaussprechliche erschienen.« Ecki hatte den Bildschirm seines PCs so zur Seite gedreht, dass er Frank ansehen konnte. »Ich bin auch völlig platt. Frank, was bedeutet das alles? Wir jagen seit Wochen wie die Blöden einem Phantom hinterher, und je näher wir ihm zu sein glauben, umso weiter sind wir in Wirklichkeit von ihm entfernt. Es scheint, als sei er uns immer einen Schritt voraus. Wer ist der Unbekannte?«
»Sag du es mir.«
»Stehen wir wieder am Anfang?«
»Scheint so. Wir müssen den Fotografen finden, dann haben wir die Lösung. Ecki, ich mache mir Sorgen um Krüger. Er schwebt in Lebensgefahr, und wir können ihm nicht helfen. Denn wir kennen die Richtung nicht, aus der die Bedrohung kommt.«
»Lass uns die Kollegen zusammentrommeln. Wir müssen alle Berichte noch einmal durcharbeiten. Wir haben vielleicht eine winzige Kleinigkeit übersehen. Eine Kleinigkeit nur. Aber eine entscheidende.«
»Ich rufe Lisa an, dass sie heute nicht auf mich warten muss. Ich werde die Leitstelle bitten, regelmäßig einen Wagen bei ihr vorbeizuschicken.
Falls Krüger auftaucht und die beiden Hilfe brauchen. Und du, du kannst schon mal Marion anrufen. Ich furchte, das wird heute noch ein langer Tag für uns alle werden.«
Zwei Stunden später war Staatsanwalt Böllmann informiert. Er versprach, seine Kontakte auf »europäischer Ebene« zu nutzen. Mehr war ihm allerdings auch nicht eingefallen. Frank hatte eher das Gefühl, dass Böllmann mit seiner Geduld am Ende war und von der Mordkommission endlich sichtbare Erfolge verlangte. Böllmann hatte das zwar nicht ausdrücklich formuliert, aber Frank kannte die rücksichtsvolle Art des Staatsanwalts nur zu gut, um nicht die feinen Nuancen wahrzunehmen und zu verstehen, die sich zwischen den Worten Böllmanns verbargen.
Lisa war nicht gerade glücklich über Franks Anruf gewesen. Sie hatte mittlerweile richtige Panikgefühle. Franks Vorschlag, doch eine Freundin anzurufen, mochte sie aber dann auch nicht hören. Lisa wollte nur Frank an ihrer Seite haben. Er konnte seine Freundin nur mit Mühe davon überzeugen, dass garantiert regelmäßig Kollegen nach ihr sehen würden.
Ecki hatte seine Frau nur kurz informiert. Auf Marion konnte er sich verlassen. Sie hatte es in den langen Jahren ihrer Ehe aufgegeben, Fragen nach seiner Arbeit zu stellen, denn sie wusste, dass Ecki nicht zu halten war, wenn er mitten in einer Ermittlung steckte. Sie hatte ihm nur wie stets viel Glück gewünscht und ihm mit einem »Pass auf dich auf« einen Kuss durch die Telefonleitung geschickt.
Die Kollegen der Soko »Alte Männer«, die neben der Leitstelle im großen Lageraum noch an den Telefonapparaten und über ihren Akten saßen, hatten konzentriert zugehört, als ihnen Frank die neue Entwicklung schilderte. Auf ihr Nachfragen, wer denn nun als Täter in Frage komme, hatte Frank vieldeutig und wortlos die Arme gehoben. Seine Kollegen wussten Bescheid. Sie wussten, auch in den kommenden Tagen und möglicherweise auch Wochen würden sie kaum aus ihren Kleidern kommen, lange Dienste schieben und ermüdende Kleinarbeit leisten müssen. Wie stets hatten sich ganze Aktenberge aufgetürmt, die nun erneut gesichtet werden mussten, ebenso mussten Spuren wieder aufgenommen, Hinweise wieder und wieder überprüft werden. Keiner der Beamten glaubte ernsthaft, schon bald wieder seinen normalen Dienst machen zu können.
Frank saß alleine im Büro. Ecki war im Lageraum geblieben, um noch ein paar Einzelheiten mit der Kommission abzuklären. Auch Bean und Viola Kaumanns waren noch im Dienst.
Unschlüssig sah Frank über seinen
Weitere Kostenlose Bücher