Maskenball
ihnen waren aufgeschlagen. So hatte Frank Schrievers Büro noch nie gesehen.
»Siehste doch.« Schrievers sah nicht von seinen Akten auf, die er gerade in Händen hielt und beim Durchblättern angestrengt musterte. »Pass auf, ich habe keine Zeit. Wenn es nicht ganz eilig ist, solltest du später wiederkommen. Oder morgen, nein, besser übermorgen.«
»Ich wollte nur kurz fragen, ob du schon was gefunden hast in Sachen ›Alte Männer‹.«
Heinz-Jürgen Schrievers sah ihn über seine Goldrandbrille an, die er auf seiner Nase ganz nach vorne geschoben hatte. »Sieht das hier so aus?«
Ups. Der sonst so unerschütterliche Schrievers war augenscheinlich im Stress. Frank konnte sich nicht erinnern, dass er seinen Kollegen je so in Fahrt gesehen hatte. Dabei ging im Präsidium, besonders unter den jungen Beamten, das Gerücht, dass Heinz-Jürgen Schrievers die personifizierte Endlospause war. 120 Kilo absolut stressfreie Zone im Keller des Präsidiums an der Theodor-Heuss-Straße.
»Sorry. Wollte wirklich nicht nerven.« Frank war bereits auf dem Rückzug. Ärger mit Heinz-Jürgen Schrievers wollte er auf keinen Fall. »Du nervst nicht, Frank. Du nicht. Aber ich bin mitten in der Arbeit.« Schrievers deutete mit der Akte auf seinen Schreibtisch.
»Aber bevor du gehst, Frank: Ich glaube nicht, dass ich euch diesmal helfen kann. Im Moment kann ich jedenfalls nix Brauchbares finden über diesen Flusen, und auch nicht über Lehnert. Das Bundesarchiv arbeitet auch nicht sonderlich schnell. Bis die mit Ergebnissen kommen, können noch Tage vergehen, fürchte ich.«
»Ich bin da ganz zuversichtlich, Heinz-Jürgen. Bleib dran und melde dich sofort, wenn du etwas für uns hast. Ich weiß mir sonst wirklich keinen Rat mehr.«
Einen Tag später überschlugen sich schon kurz nach Dienstbeginn die Ereignisse.
Frank und Ecki waren kaum im Büro eingetroffen, als sie zum Behördenleiter zitiert worden waren. Ihnen war noch nicht einmal die Zeit geblieben, ihre E-Mails und ihre Post zu sichten. Susanne Gruyters hatte reichlich angesäuert geklungen, als sie die beiden Ermittler in ihrer barschen Art unverzüglich zum »Chef« befohlen hatte. Mit deutlichem Unmut hatte sie ihnen mitgeteilt, dass sie schon »seit Stunden« versucht hatte, sie zu erreichen und noch einmal eindringlich daraufhingewiesen, dass sie »gefälligst stets erreichbar« zu sein hätten. Der Gemütszustand der Chefsekretärin hatte die beiden Kommissare nichts Gutes erwarten lassen, als sie sich auf den Weg zu ihrem obersten Dienstherrn gemacht hatten.
Wie befürchtet, mussten sich Frank und Ecki von ihrem Chef anhören, dass sie offenbar »schon geraume Zeit im Nebel stocherten«, ohne wirkliche Erfolge aufweisen zu können. Auf der anderen Seite wollte ihr Chef »kein Unmensch sein und seine Mitarbeiter mit Vorwürfen überschütten«. Allerdings werde er von den unterschiedlichsten Seiten, wie er sich vage ausdrückte, auf die offenkundig schleppenden Ermittlungen angesprochen, »unter anderem auch vom Polizeibeirat«. Dies missfalle ihm ebenso wie die Telefonate, die er wegen der beiden Ermittler schon mit dem Ministerium hatte führen müssen, und die »wahrlich nicht angenehm gewesen« seien. Mit einem Appell an die Berufsehre als Polizeibeamte hatte er dann schließlich seine »bewährten Mitarbeiter« wieder entlassen.
Als sie beim Abschied erneut an Susanne Gruyters vorbei mussten und die Sekretärin dabei freundlich gegrüßt hatten, hatte sie sie mit deutlicher Nichtachtung gestraft. Auf dem Flur hatten dann Ecki und Frank nur ein erstauntes Kopfschütteln für diese merkwürdige »Audienz« übrig.
Keine zwei Stunden später platzte die Bombe. Nachdem Frank und Ecki mit den Kollegen die Ereignisse der vergangenen Nacht besprochen hatten und sie vergeblich versucht hatten, den richtigen Ansprechpartner beim Bundesarchiv in Koblenz zu finden, saßen die beiden Kriminalhauptkommissare nun bei einer Tasse Tee in ihrem Büro. Dabei hatte Frank sich eher widerwillig auf einen Grünen eingelassen.
»Seit ich mich anders ernähre, geht es mir wirklich viel besser. Ich fühle mich total fit. Du kannst sagen, was du willst, ich finde, dass das ganze ›Anti-aging-Gesülze‹, wie du sagst, schon seine Berechtigung hat. Sich bewusst zu ernähren, in Verbindung mit Sport, das ist die richtige Mischung, um auch noch in 20 Jahren fit zu sein. Glaube mir. Auch Marion meint, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Zum Wohl.« Ecki hob seine Teetasse.
»Ja
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