Maskenball
waren. Auch dort war die gesuchte Akte nicht zu finden. »Kannst du mir mal sagen, wo wir in diesem Durcheinander diese verflixte Akte suchen sollen? Ich blicke hier nicht durch. Hübgens muss her. Und zwar ziemlich schnell.«
»Kann ich Ihnen helfen?« Wie aus dem Boden gewachsen stand mit einem Mal der Chefarzt der Hardterwald-Klinik, Dr. Fritz Theodor Hübgens, vor ihnen und sah sie über seine Brille hinweg an.
»Wo kommen Sie so schnell her?« Frank gab ihm die Hand.
»Ich war schon auf dem Weg hierher, als meine Sekretärin mich anrief. Ich hatte Unterlagen im Büro liegen lassen und wollte sie mir noch holen.«
»Nicht zufällig die Akte Breuer?« Ecki kam auf Hübgens zu, der ohne weißen Kittel lange nicht mehr so imposant wirkte wie bei ihrer ersten Begegnung.
»Breuer? Wer soll das sein?«
»Einer Ihrer Patienten, einer von Köhlers Patienten, um es genau zu sagen.« Frank sah Hübgens an. »Also, war es Breuers Akte?«
»Nein, wieso? Ich kenne Breuer nicht. Und überhaupt, hören Sie, ich kann mir nicht die Namen aller Patienten merken. Wir sind immer voll belegt, Gott sei Dank. Da kommen schon eine Menge Namen zusammen, über das Jahr verteilt. Dieser Breuer war Köhlers Patient? Und was ist mit Breuer?«
»Breuer ist tot. Ermordet. Und nun ist Köhler verschwunden und diese Akte taucht nicht auf. Ist doch merkwürdig, oder?« Ecki zückte seinen Notizblock. »Verhoeven war doch auch Köhlers Patient, oder etwa nicht?«
»Was wollen Sie damit sagen? Dass mein Oberarzt etwas mit dem Mord zu tun haben soll, sogar mit zwei Morden? Das ist doch absurd. Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich meine Hand ins Feuer lege für meine Mitarbeiter.«
»Dann passen Sie mal gut auf, dass Sie sich nicht noch eines Tages die Finger verbrennen.« Ecki nahm den Stapel Papiere mit den Zahlenkolonnen in die Hand und hielt sie Hübgens hin. »Können Sie mir bitte erklären, um was es sich hierbei handelt?«
Hübgens rückte mit der rechten Hand seine Brille zurecht und beugte sich ein bisschen vor. Dabei warf er einen kurzen Blick auf die Blätter. »Das sieht aus wie die Auswertung einer Untersuchungsreihe.«
»Geht das auch etwas genauer? Können Sie mir bitte erläutern, um welche Untersuchung es sich hierbei handelt? Und bitte, lassen Sie sich nicht jeden Satz aus der Nase ziehen. Hat Köhler nebenbei wissenschaftlich gearbeitet?« Ecki wurde ungeduldig.
»Dr. Köhler hat sich in unserem Haus vor allem um die kardiologischen Probleme unserer Patienten gekümmert.« Als er Eckis fragenden Blick bemerkte, fügte er hinzu: »Er hat sich um die Herzerkrankungen gekümmert. Er ist ein Experte auf diesem Gebiet. Ich bin froh, einen solch erfahrenen Kollegen in meinem Team zu haben.«
»Das beantwortet aber immer noch nicht, um was für ein Zahlenwerk es sich hier handelt. Dr. Hübgens, bitte.«
»Auf die Schnelle geantwortet kann ich nur vermuten, dass mein Kollege seine verschiedenen Verordnungen aufgelistet hat. Vermutlich wollte er einen Überblick über seine Behandlungen und die Wirksamkeit der eingesetzten Präparate haben.«
»Heißt das, Ihr Dr. Köhler hat mit Medikamenten experimentiert?« Ecki machte sich eifrig Notizen.
»Sind Sie wahnsinnig? Um Gottes willen, natürlich nicht. Nein. Niemals. In meinem Haus wird nicht experimentiert. Was denken Sie sich eigentlich? Meine Klinik ist doch kein Versuchslabor. Dr. Köhler wird sich nur einen Überblick über seine Arbeit verschafft haben. Das ist völlig in Ordnung. Er wollte nur sichergehen, dass die von der Pharmaindustrie aufgestellten Parameter auch tatsächlich stimmen. Dr. Köhler ist ein sehr gewissenhafter Mediziner.«
»Jetzt klingen Sie so, als wüssten Sie genau über Köhlers Arbeit Bescheid.« Frank hatte den feinen Unterschied in Hübgens letzten Bemerkungen wohl wahrgenommen.
»Na ja, es ist natürlich so, dass wir uns austauschen über unsere Arbeit. Das ist doch wohl ganz selbstverständlich. Das machen Sie doch auch. Natürlich habe ich Kenntnis von Köhlers Arbeit.«
»Und warum tun Sie zuerst so ahnungslos?« Ecki sah von seinen Aufzeichnungen auf.
»Ich konnte doch nicht ahnen, dass das für Sie von Bedeutung ist. Hören Sie, wenn Sie mir vorwerfen wollen, dass ich hier irgendetwas vertuschen will, wehre ich mich auf das Entschiedenste. Wir haben überhaupt nichts zu verbergen. Bei uns geht alles mit rechten Dingen zu.«
»Das haben schon andere gesagt.« Frank sah von Hübgens auf das Regal mit den Fotoapparaten.
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