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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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schließlich die Akten bearbeiten.«
    »Aber hier so ganz alleine machts nun mal keinen Spaß«, moserte Ecki.
    »Frag doch deine Viola.« Frank war schon zur Tür hinaus, sonst hätte ihn der Bleistift in den Rücken getroffen.
    Frank kam nicht weit. Nachdem er auf dem Flur Rolf Graf getroffen und kurz begrüßt hatte, war er kaum an seinem Dienstwagen angekommen, der direkt vor dem Büroturm des denkmalgeschützten Polizeipräsidiums geparkt war, als er von hinten gerufen wurde.
    »Hey, Frank, einen Augenblick.«
    Frank drehte sich um und erkannte Joachim Schiffer, der ihm durch ein offenes Fenster der Leitstelle zuwinkte. »Was ist los, Joachim?« Frank überquerte das Kopfsteinpflaster der Durchfahrt und sah den diensthabenden Dienstgruppenleiter gespannt an. »Brauchst du Karten für unser Konzert in Niederkrüchten?«
    Joachim beugte sich ein Stück vor. »Nee, das nicht. Ich bin an dem Wochenende nicht da. Habe doch mit meinen Jungs aus der Nachbarschaft ein Haus in einem Bungalowpark bei Arcen gemietet. Männerwochenende. Nee, Ecki hat gerade angerufen. Du sollst auf ihn warten. Es hat sich in der Sache Breuer etwas Neues ergeben. Mehr weiß ich auch nicht. Also, machs gut. Und viel Spaß beim Auftritt. Ich muss was tun.« Joachim Schiffer schloss den Fensterflügel, und sein Gesicht verschwand im Inneren der Leitstelle.
    Was mochte passiert sein, dachte Frank, als er sich in den Mondeo setzte und auf Ecki wartete. So schnell konnte er in den Akten doch nicht fündig geworden sein. Er suchte sich aus dem Stapel seiner Blues-CDs, die auf dem Beifahrersitz lagen, die aktuelle CD von Carl Weathersby aus. Lisa war schwanger, sie hatten keine Wohnung, er musste sein Cabrio verkaufen, in noch nicht einmal zwei Wochen stand die »1. Niederkrüchtener Bluesnacht« an, bei der sie ihr neues Programm vorstellen wollten, und er hatte noch keinen rechten Plan von seinen Soloeinsätzen. Und er hatte zwei ungelöste Mordfalle am Hals. So gesehen war Beuke schon beneidenswert.
    Frank musste in letzter Zeit immer häufiger an seine Zukunft denken. Ob es daran lag, dass er schon jenseits der Vierzig war und sich die Waage langsam und unweigerlich zur anderen Seite neigte? Ein Leben ohne Mord und Gewalt, das würde es in dieser Welt in absehbarer Zeit nicht geben. Aber zumindest für seine kleine private Zukunft war die Aussicht auf ein bisschen Frieden doch ein erstrebenswertes Ziel, dachte Frank. Er versuchte die düsteren Gedanken zu verscheuchen. Er drehte den Lautsprecher der Musikanlage weiter auf. Quatsch, der Kalauer ist zwar abgegriffen, aber er stimmte doch, man ist so alt, wie man sich fühlt. Und was heißt schon »Alter«? Er wollte nur Eines: In Würde seinen Weg zu Ende gehen. Ihm fiel etwas ein. Er zog seine Brieftasche hervor und faltete den kleinen Zettel auf, den Lisa ihm vor ein paar Tagen auf den Handkoffer mit den Mundharmonikas gelegt hatte.

    »Ich hoffe, dass irgendwann der Vorhang fällt und ich hinter der Bühne graziös zusammensinke. So, dass es auch noch ein hübsches Foto gibt.«
    - Brigitte Mira

    Lisa hatte sich über ihn amüsiert und den ganzen Abend geneckt. Zuerst war er sauer auf seine Freundin gewesen, weil er sich ernsthaft Gedanken über sein Leben und seine Musik machte. Dabei stimmte es doch, wer wusste schon, wie lange er noch leben und Musik machen konnte? Es hatte eine ganze Zeit gedauert, bis er verstanden hatte, dass er nicht immer so schwarz sehen sollte. Ihr »reg dich man nicht auf« hatte ihn schließlich doch wieder zum Lachen gebracht.
    Lisa hatte ja recht, dachte Frank und faltete den kleinen Zettel wieder zusammen. Und die Vorstellung, bei einem Auftritt hinter der Bühne sein Leben auszuhauchen, war auch keine so wirklich schlechte Vorstellung. Lisa und ihre Vorliebe für Zitate und Zettel, dachte Frank zärtlich. Wie viele mochte sie in den vergangenen Jahren schon beschrieben und überall an möglichen und unmöglichen Stellen in ihrer und seiner Wohnung verteilt haben? Bestimmt würden sie mittlerweile ein paar dicke Ordner füllen.
    Gerade als Carl Weathersby die letzten Takte von Angel Of Mercy anstimmte, wurde die Beifahrertür aufgerissen und Ecki ließ sich auf den Sitz fallen. Frank konnte knapp die CDs retten. »Was meinst du, wer angerufen hat?«
    »Machs nicht so spannend. Marion? Ist sie schwanger?«
    »Mit so was sollte man keine Witze machen. Nein, es ist ernst. Bean hat angerufen. Er hat die Unterlagen des Brachter Gesangvereins durchgearbeitet. Gefunden

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