Maskenball
hat er nichts, was auf einen Täter oder ein Motiv hindeutet.«
»Und dafür machst du hier so einen Aufstand? Mensch, Ecki, ich habe es wirklich eilig.« Frank machte ein ärgerliches Gesicht.
»Sei nicht so ungeduldig. Der Hammer kommt erst noch. Bean hat bei der Krankenkasse recherchiert.« Ecki machte eine Pause.
»Eckiiii!«
»Edgard Breuer war auch als Patient in der Hardterwald-Klinik.« Der Satz ging fast in Carl Weathersbys Can’t You See What You ’re Doing To Me unter.
»Sag das noch mal.« Frank drückte die Stopptaste des CD-Players.
»Du hast ganz richtig gehört. Breuer war vor einiger Zeit stationär in der Hardter Klinik.«
»Dickes Lob an Bean.«
Knapp dreißig Minuten später standen Frank und Ecki im Vorzimmer von Dr. Fritz Theodor Hübgens.
»Tut mir leid, meine Herren, Dr. Hübgens ist schon zu Hause. Kann ich etwas für Sie tun?« Hübgens Sekretärin war sichtlich ungehalten darüber, dass so kurz vor ihrem Feierabend noch Arbeit auf sie zuzukommen schien.
»Wir hätten gerne die Krankenakte von Edgard Breuer, Brüggen. Herr Breuer war vor ein paar Wochen Patient in Ihrem Haus.« Frank versuchte, den ablehnenden Gesichtsausdruck der Rothaarigen zu ignorieren.
»Aber Ihre Kollegen waren doch erst vor ein paar Tagen hier und haben schon eine Akte mitgenommen. Ich weiß nicht, ob das jetzt so einfach geht.« Die Sekretärin verschränkte ihre Arme. Ihre weiße Bluse machte ihr Gesicht noch blasser.
Ecki half der Bitte seines Kollegen nach. »Genau. Und jetzt benötigen wir die Unterlagen von Herrn Breuer, bitte.«
Widerstrebend und mit argwöhnischem Blick tippte Hübgens Vorzimmerdame einige Zahlen und Begriffe in ihren PC. »Ich weiß wirklich nicht, ob ich dazu befugt bin.«
»Keine Sorge. Sie tun nur Ihre Pflicht.« Ecki lächelte sein Sie-sind-aber-wirklich-sehr-nett-Lächeln. Es half wenig.
»Dr. Hübgens kann sehr unangenehm werden, wenn Unbefugte Einblick in die Patientenunterlagen bekommen. Den Ärger habe ich dann auszubaden. Dazu habe ich keine Lust. Außerdem habe ich eigentlich schon Feierabend und bin verabredet.«
»Hören Sie zu, das interessiert mich nun überhaupt nicht. Ich brauche die Akte Breuer. Und zwar bald.« Frank hatte genug.
»Bitte. Wie Sie wollen.« Pikiert drehte die Sekretärin den Bildschirm des PCs in Franks Richtung. »Hier steht es. Die Akte ist bei Oberarzt Köhler. Aber Dr. Köhler ist nicht da. Er hat Urlaub, soviel ich weiß.«
Frank und Ecki tauschten einen wissenden Blick aus. »Bitte kommen Sie mit und zeigen Sie uns das Büro von Herrn Köhler.«
»Ich muss Sie doch bitten, das geht nun wirklich zu weit. Ich rufe jetzt den Chef an.« Sie griff zum Hörer.
»Hören sie zu, gute Frau. Sie bringen uns sofort zum Büro von Oberarzt Köhler. Ihren Chef können Sie später anrufen. Wir sind nicht zum Spaß hier. Es geht um Mord.«
Wortlos stand die Sekretärin auf und ging mit hochgerecktem Kinn an den beiden Ermittlern vorbei. »Folgen Sie mir.«
Ecki hob hinter ihrem Rücken den Daumen hoch und grinste Frank an.
Nach wenigen Metern hatten sie das Büro des Oberarztes erreicht und die Frau hielt den beiden wortlos die Tür auf. Ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, ging sie zurück in ihr Büro.
»Mann, was für ein Drachen.« Ecki schaltete das Deckenlicht ein.
»Typisch Chefarztsekretärin. Eingebildete Schnepfe. Soll sie ruhig Hübgens anrufen. Den müssen wir sowieso noch sprechen.«
Das Büro von Oberarzt Dr. Helmut Köhler war nicht sonderlich groß. Dafür war es umso mehr vollgestopft mit Fachbüchern, Röntgenaufnahmen, Berichten und Fachzeitschriften. Die beiden Ermittler wussten sich in dem schmalen Raum kaum zu drehen. Auf dem einzigen freien Regal standen zwischen kleinen anatomischen Modellen des Herzens, der Wirbelsäule und der Bein- und Armmuskulatur mehrere alte Fotoapparate. Köhler schien in der Tat eine Schwäche für die Fotografie zu haben. An den Wänden hingen mehrere großformatige Farbfotos, die Meeresimpressionen zeigten. Weder Frank noch Ecki konnten erkennen, wo die Aufnahmen gemacht worden waren.
Auf dem überquellenden Schreibtisch fand Ecki mehrere Krankenakten, die unter einem Berg einzelner Blätter lagen. Auf den Blättern waren lange Zahlenreihen gedruckt, die Ecki nicht zuordnen konnte. Bei der Durchsicht der Akten musste er enttäuscht feststellen, dass Breuers nicht darunter war. Er sah sich um und hob die Bücher hoch, die achtlos auf einem winzigen Tisch am Fenster gestapelt
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