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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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erzählen, das spürte Frank. »Interessant.«
    »Meist hat er noch lange nach seinem Dienst in seinem Büro gesessen. Und meist allein. Nur manchmal«, Yvonne Schümers zögerte.
    »Nur manchmal? Reden Sie ruhig weiter. Ich höre Ihnen zu.« Im letzten Augenblick hatte Frank sich das »gerne« verkneifen können. Schließlich saß er mit Yvonne Schümers nicht bei einem Glas Rotwein beim Italiener.
    »Nun, manchmal hatte er dabei Besuch von einem Pharmavertreter. Firma CombinoMed, glaube ich, aus Mailand.«
    »Und, was folgern Sie daraus, Frau Schümers?«
    Die schmale Blondine hob unsicher ihre Schultern. »Ich weiß nicht, ist auch nur eine Beobachtung, die mir aufgefallen ist.«
    »Aber es muss doch einen Grund dafür geben, dass Ihnen diese Situationen haften geblieben sind. Sie hätten sie auch vergessen können, wie so viele andere Begebenheiten in Ihrem Leben.« Werd jetzt nicht philosophisch, Borsch, das steht dir nicht, dachte Frank. Und außerdem, hör endlich auf diese Frau anzubaggern.
    Yvonne Schümers fühlte sich jetzt ganz offenkundig unwohl. Angestrengt verschränkte sie ihre schmalen gepflegten Finger ineinander und zog sie wieder auseinander. »Ich will niemanden anschwärzen, Herr Borsch, das müssen Sie mir glauben. Es ist nur so, schon seit mehr als einem Jahr geht das Gerücht um, dass Dr. Köhler bei bestimmten Patienten und einem bestimmten Krankheitsbild immer nur die gleichen Medikamente verabreicht.« Jetzt war es heraus, sie lehnte sich entspannt zurück.
    »Aber das ist doch nicht ungewöhnlich. Im Gegenteil, das ist doch völlig normal. Mein Hausarzt verschreibt mir bei einer Erkältung auch immer das Gleiche. Und das wirkt auch.«
    Yvonne Schümers beugte sich wieder vor. »Sie verstehen nicht, Herr Borsch. Es heißt, die Präparate sind noch gar nicht zugelassen.«
    Frank ließ sich auf seinem Stuhl zurückfallen und warf dabei den Bleistift auf seine Schreibtischunterlage, an den er sich die ganze Zeit geklammert hatte. Er sah sein Gegenüber schweigend an. Also doch, Köhler experimentierte mit nicht zugelassenen Arzneimitteln. Yvonne Schümers schickte der Himmel. Das war es, was er noch gebraucht hatte. »Haben Sie diese Medikamente gesehen?«
    »Nein, das nicht. Nicht direkt jedenfalls.«
    »Woher kommen dann diese Gerüchte? Irgendjemand muss sie doch in die Welt gesetzt haben!? Das verstehe ich nicht.« Frank nahm wieder den Bleistift in die Hand.
    »Ich weiß nicht.« Sie sah ihn unsicher an. »Das wird so erzählt.«
    »Und Sie meinen, dieser Vertreter dieser Firma aus Mailand, CombinoMed, hat damit zu tun?«
    »Ich weiß es nicht, kann doch sein, oder?« Yvonne Schümers sah Frank etwas irritiert an. »Nicht?«
    »Wir werden das überprüfen, Frau Schümers. Auf jeden Fall.«
    »Wie gesagt, ich will niemanden unnötig in Verdacht bringen.«
    »Wissen Sie, wo sich Dr. Köhler, ihr Oberarzt, aufhält?« Er versank förmlich in ihrem sorgenvollen Blick. Um ihre Augen hatten sich kleine Falten gebildet, und auf ihrer rechten Wange hatte sie ein Grübchen. Die Schwester und der Oberarzt, oft genug eine Verbindung, die weit über das Absprechen von Behandlungsabläufen hinausgeht, dachte Frank.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Yvonne Schümers irritiert.
    Frank meinte, in ihrer Stimme eine Spur Verärgerung zu hören. »Ich meine, hat er Ihnen gegenüber erwähnt, dass er für ein paar Tage verreisen wollte? Oder dass er überraschend etwas zu erledigen hat? Ist es häufiger vorgekommen, dass Herr Köhler nicht zum Dienst erschienen ist?«
    »Na ja. Wie soll ich sagen, in den vergangenen Monaten schon. Da war er häufiger krank, oder plötzlich zu wichtigen Reisen unterwegs und dann jeweils für ein paar Tage nicht im Dienst. Ich weiß noch, dass es Ärger mit Kollegen gegeben hat, weil die Dienstpläne geändert werden mussten.«
    »Haben Sie etwas über den Grund seiner Reisen erfahren?«
    »Nein, das geht mich ja auch nichts an. Und überhaupt, ich kümmere mich nicht um das Privatleben von Oberarzt Köhler.« Yvonne Schümers schob trotzig ihr Kinn ein Stück vor.
    Frank räusperte sich. »Natürlich nicht, es war auch nur eine Frage. Es ist nur, wir wundern uns doch sehr, dass Ihr Oberarzt so plötzlich verschwunden ist.«
    »Herr Köhler ist nicht ›mein‹ Oberarzt, wenn Sie verstehen, was ich meine, Herr Kommissar.«
    »Selbstverständlich, Frau Schümers. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.« Ob sie einen Freund hatte oder verheiratet war? »Frau Schümers, haben

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