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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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sehr gingen ihm die ungeklärten Fragen nach dem oder den Mördern von Verhoeven und Breuer durch den Kopf. Und dieser Oberarzt Dr. Helmut Köhler wurde ihm immer mehr zu einem bizarren Gespenst, das er endlich packen wollte. Frank nahm sich vor, mit Ecki über eine Telefonüberwachung von Köhlers Anschluss zu sprechen.
    Je mehr er sich jedoch auf die Stücke konzentrierte, die auf ihrer Setliste für den Auftritt standen, um so flüssiger und einfallsreicher wurde sein Spiel. So gut hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Ihm taten die anerkennenden Blicke seiner Freunde gut. Besonders sein »Lieblingsschlagzeuger« Juppi nickte ihm mehrfach aufmunternd zu. Ginge es nach Frank, könnten sie gleich anschließend an die Probe auf die Bühne gehen. Er freute sich wie lange nicht mehr auf den Auftritt. Wenn sie einen guten Tag hatten, entwickelte sich schon nach wenigen Stücken eine magische Stimmung zwischen ihnen und dem Publikum, die sie durch den Auftritt trug und die auch auf die Zuschauer zurückwirkte. In solchen Augenblicken war Frank stolz und glücklich, mit seiner Band auf der Bühne stehen zu können. Alle Mühe, aller Ärger war für die Dauer des Abends in weite Ferne gerückt. Teil dieser Band sein zu können, bedeutete ihm unendlich viel. Wenn sie sich meist auch nur zu den Proben und den Auftritten sahen, auf der Bühne waren sie sieben Freunde, die sich nahezu blind verstanden.
    Zufrieden mit sich und der Probe fuhr Frank anschließend zu Lisas Wohnung. Er wollte heute Abend nicht alleine sein. Auf dem Weg überlegte er kurz, ob er noch durch Dohr fahren sollte, um sich zumindest von außen einen Eindruck von dem Haus zu machen, das ihm Lemanski empfohlen hatte. Aber er verzichtete auf den Umweg. Das Haus hatte Zeit. Er wollte lieber auf dem schnellsten Weg zu Lisa. Kurz hinter Hochneukirch drehte er For your love voll auf.

XV.
    Er packte seine Sachen. Sorgfältig und langsam. Ein Ritual. Nichts wollte er vergessen, nichts dem Zufall überlassen. Die Fotos legte er zu seinem Plan ganz unten in seinen Koffer. Er wollte und musste sie unbedingt bei sich tragen. Sie gaben ihm Kraft und Mut für die Aufgabe, die er zu erfüllen hatte. Die Vergangenheit sollte endlich ruhen können. Immer wieder hatte er in den vergangenen Tagen, als Ritual und zur ständigen Übung gleichzeitig, Einmalhandschuhe übergezogen und die Fotos behutsam und sachte nebeneinander gelegt. Lange und mit Andacht hatte er sie betrachtet. Wie sich die Bilder doch glichen. Ihr Anblick und ihr Vergleich gaben ihm Befriedigung, wenigstens für eine kurze Zeit. Seine Geschichte war bald geschrieben.
    Mit jedem Kleidungsstück, das er verstaute, verbesserte sich seine Stimmung. So gut und voller Kraft hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Er stand wahrlich kurz vor der Vollendung einer gewaltigen Anstrengung. Er wurde fast fröhlich bei dem Gedanken. Es hatte sich gelohnt. So gesehen und im Nachhinein. Auf jeden Fall hatte es sich gelohnt. Hatten die Strapazen und die Anspannung Sinn gemacht. Außerordentlich viel Sinn, sogar. Gottseidank, denn das war er sich und der Sache schuldig gewesen. Vor allem ihm. Nicht einen Tag hatte er seinen Blick vergessen können. Diesen einen letzten Blick, in dem mehr lag, als ein ganzes langes Leben hätte füllen können. Fast versöhnlich hatte er ausgesehen. Undenkbar und unfassbar und doch so schlicht.
    Wenige Tage noch, dann konnte er endlich Ruhe finden. Das hatte er sich verdient. Endlich Ruhe.
    Er schloss den Koffer, trug ihn in den Flur und ging noch einmal den kurzen Weg hinunter an den Strand. Wie oft hatte er schon hier gestanden und mit sich gerungen? Er wusste es nicht. Und es war auch nicht mehr wichtig. Er sah in den Himmel. Die Wolken hingen in allen Grautönen tief und schwer über der unruhigen See. Möwen kreischten aufgeregt.
    Er hatte genug gesehen. Das nahe Ende seiner Mission ließ ihn mit einem Mal unruhig werden. Einen Tee noch und dann musste er zurück. Er hatte sein Café kaum erreicht, als sich die Wolken öffneten. Von seinem Platz aus sah er dem Regen zu. Regen war gut. Regen verwischte Spuren. Die Blätter fallen auch im März.

XVI
    Lisa stellte Frank ihren Besuch vor. »Frank, darf ich bekannt machen, das ist Heinrich Krüger. Herr Krüger, das ist Frank Borsch. Wir leben zusammen.« Sie strich sich leicht über den Bauch und lächelte. »Er ist der Vater meines Kindes. Wir werden bald heiraten.«
    »Oh, das ist wirklich sehr schön. Kinder sind unsere

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