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MASKENBALL UM MITTERNACHT

MASKENBALL UM MITTERNACHT

Titel: MASKENBALL UM MITTERNACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CANDACE CAMP
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machen. Es gab Beinbrüche verschiedenster Art. Ein einfacher Bruch konnte ohne große Mühe geschient werden, und die Heilungschancen standen ziemlich gut. Wenn es sich hingegen um einen komplizierten offenen Bruch handelte, bei dem gesplitterte Knochen das Fleisch durchbohrt hatten …
    Bei dem Schreckensbild, das dieser Gedanke ihr vor Augen führte, durchfuhr Callie ein gruseliger Schauer, und sie versuchte an etwas anderes zu denken. Hatte Sinclair seinen offenen Zweispänner selbst gelenkt? Oder war er in der großen Karosse gesessen, die von seinem Kutscher Haskell gelenkt wurde? Haskell war ein erfahrener umsichtiger Kutscher, und auch Sinclair neigte nicht dazu, unvorsichtig schnell zu fahren. Vermutlich trug ein anderer Kutscher Schuld an dem Unfall, wobei Mrs. Farmington nichts von einem zweiten Verletzten erwähnt hatte. Andererseits konnte sich die Frau wahrscheinlich nicht die Zeit nehmen, den Unfall im Detail zu schildern.
    Aber was hatte Sinclair eigentlich in Buckinghamshire zu tun gehabt? Er hatte beabsichtigt, nach Marcastle zu reisen. Und obgleich Callies geographische Kenntnisse nicht allzu genau waren, konnte sie sich nicht entsinnen, je auf ihren Reisen von Marcastle nach London durch Buckinghamshire gekommen zu sein.
    Vielleicht hatte ihr Bruder auf halber Strecke nach Marcastle seine Meinung und sein Reiseziel geändert. Aber spontane Entschlüsse passten eigentlich nicht zum Wesen ihres Bruders, also war diese Möglichkeit auszuschließen.
    Vermutlich hatte er in Marcastle erledigt, was er sich vorgenommen hatte, und war wieder abgereist. Hatte er nicht erwähnt, dass er noch in Dancy Park nach dem Rechten sehen wollte? Aber auch dieser Landsitz lag nicht in der Nähe von Buckinghamshire. Wäre er zu seinen Ländereien nach Cornwall unterwegs und wollte die Route über London vermeiden, hätte er die Straße durch Buckinghamshire nehmen können. Allerdings erschien es Callie ungewöhnlich, dass Sinclair davon Abstand genommen hätte, ein paar Tage in London zu verbringen, um sie zu besuchen. Aber vielleicht, überlegte sie wehmütig, war er immer noch nicht gut auf sie zu sprechen, nachdem sie sich seinen Anweisungen widersetzt hatte.
    Möglicherweise besuchte er nur einige Freunde oder wollte sich ein zum Verkauf stehendes Anwesen ansehen. Im Grunde genommen spielte es keine Rolle, aus welchem Grund er sich in dieser Gegend aufgehalten hatte. Wesentlich bedrückender waren die Fragen nach seinen Verletzungen und seinen Schmerzen, mit denen Callie sich während der langen Fahrt nach Blackfriars Cope quälte.
    Wenn der Kutscher Rast machte, um die Pferde zu wechseln, nutzte Callie die Gelegenheit, um auszusteigen und sich die Beine ein wenig zu vertreten. Nur einmal bestellte sie sich in einem Gasthaus einen leichten Imbiss aus Schinken, Käse und Brot, zwang sich, ein wenig davon zu essen, ließ aber die Hälfte auf dem Teller liegen.
    Der Kutscher bemühte sich um ein zügiges Tempo, weshalb er die Pferde mehrmals wechselte, um sie nicht zu überfordern; dennoch dauerte die Fahrt eine Ewigkeit. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde Callie noch unruhiger, weil ihr nun auch der Blick aus dem Fenster auf die Landschaft keine Ablenkung bot. Wenn sie ein wenig schlafen könnte, würde die Zeit schneller vergehen, aber sie war zu aufgewühlt, um auch nur die Augen zu schließen. In ihrem Kopf schwirrten unruhige Gedanken, Zweifel und Schreckensbilder ihres schwer verletzten Bruders herum.
    Ein ums andere Mal wünschte Callie, Francesca hätte Tante Odelia heute nicht zu ihrem Besuch begleitet. Alles wäre halb so schlimm, wenn sie bei ihr wäre und sie trösten könnte, da Callie keine Sekunde daran zweifelte, dass die Freundin sie begleitet hätte. Aber es war nicht nur ihre Gesellschaft und ihr Trost, die Callie schmerzlich vermisste, Francesca war eine tüchtige und praktisch veranlagte Frau, die stets wusste, was zu tun war. Mit einem Lächeln und einigen einfühlsamen Worten verstand sie es, jeden Menschen für sich einzunehmen.
    Als die Droschke erneut zum Halten kam, glaubte Callie, die Pferde müssten erneut gewechselt werden. Sie schob den Vorhang beiseite und sah, dass sie an einem Landhaus vorgefahren waren. Kein kleines, von wildem Wein überwuchertes Cottage, wie sie erwartet hatte, sondern ein zweistöckiges Haus mit großen Fenstern und einem schmalen gemauerten Vorbau.
    „Ist das Blackfriars Cope?“, fragte sie den Boten, der neben dem Kutscher auf dem Bock gesessen hatte und ihr

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