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MASKENBALL UM MITTERNACHT

MASKENBALL UM MITTERNACHT

Titel: MASKENBALL UM MITTERNACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CANDACE CAMP
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dieses Ausleseprinzip die Wahl erheblich. Wenn du Langweiler ablehnst, können wir von vornherein einige Kandidaten streichen.“
    „Du bist sehr streng“, lachte Callie.
    „Nur aufrichtig“, antwortete Francesca, erhob sich vom Schreibtisch und zog an der Klingelschnur, um den Diener zu rufen. „Ich habe Sir Lucien eingeladen, mit uns vor dem Theater zu speisen.“
    Francesca wusste, dass ihr guter Freund und verlässlicher Begleiter einer Einladung zum Dinner nicht widerstehen konnte. Lucien, ein eingefleischter Junggeselle, ein Dandy von erlesenem Geschmack, der sich stets nach der neuesten Mode zu kleiden wusste, war ständig knapp bei Kasse – zum Teil bedingt durch sein schmales Einkommen, zum größeren Teil allerdings durch seine hohen Ausgaben für Garderobe und eine luxuriöse Wohnung, die er in der vornehmsten Gegend Londons angemietet hatte. Mit seinem fabelhaften Aussehen, seinem vortrefflichen Geschmack und seinem Talent als glänzender Unterhalter war er ein gern gesehener Gast, und vornehme Gastgeberinnen wetteiferten untereinander um die Gunst seiner Anwesenheit.
    Der Bote war mit der Einladung unterwegs, während die Freundinnen sich nach oben begaben, um sich für den Abend vorzubereiten. Der Sinn eines Theaterbesuchs bestand nicht in erster Linie im Kunstgenuss, sondern bot vielmehr Gelegenheit, zu sehen und gesehen zu werden. Deshalb gaben vor allem die Damen sich für einen Theaterbesuch bei der Wahl ihrer Garderobe ebenso große Mühe wie zum Besuch eines festlichen Balles oder einer Redoute.
    Nach einem kurzen Schläfchen mit einem in Lavendelwasser getränkten Tuch über den Augen, fühlte Callie sich wieder erfrischt und munter. Nach dem Bad kleidete sie sich mithilfe ihrer Zofe Belinda an und wählte ihr Lieblingskleid aus weißer Seide, an Dekolleté und Saum mit einer breiten cremefarbenen Samtborte eingefasst. Dazu hätte sie gerne die dunkelgrünen Ziegenlederpumps getragen, die sie am Nachmittag bestellt hatte, die aber erst in einigen Tagen geliefert werden sollten. Deshalb entschied sie sich für hohe Schuhe aus silberfarbenem Brokat. Eine schlichte einreihige Perlenkette und passende Ohrringe, Elfenbeinfächer und ellbogenlange Handschuhe vervollständigten ihre Erscheinung.
    Sie setzte sich an den Frisiertisch und ließ sich von Belinda das Haar zu einem Krönchen hochstecken, aus dem sich Lockenspiralen kringelten. Kürzere Löckchen umrahmten wippend Stirn und Wangen. Belinda gab sich große Mühe mit ihrem Kunstwerk, angespornt durch Francescas Zofe Maisie, die für ihre Frisierkünste berühmt war, und Callie war sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
    Unten im Salon traf sie Sir Lucien im Gespräch mit ihrer Gastgeberin bei einem Glas Sherry. Bei Callies Eintreten sprang er auf und verneigte sich formvollendet.
    „Lady Calandra! Es ist mir ein großes Vergnügen, zwei so bezaubernde Damen ins Theater ausführen zu dürfen. Offenbar sind mir die Götter wohlgesonnen.“
    „Sir Lucien“, begrüßte Callie ihn liebenswürdig.
    Lucien war weltgewandt, geistreich und gut aussehend, der ideale Begleiter – der sich, wie Callie vermutete, mehr für die elegante Toilette einer Dame interessierte als für ihre Person. Natürlich würde niemand je vor einem jungen Mädchen über derlei Dinge sprechen, aber Callie hatte bald erkannt, dass Sir Luciens Schmeicheleien und Komplimente ein heiteres Spiel ohne tiefere Bedeutung waren. Er besaß zwar in jeder Hinsicht einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik und bewunderte die Schönheit einer Frau oder den raffinierten Schnitt eines Kleides, aber Callie hatte in seinem Blick noch nie jene seltsame Glut bemerkt, mit der manche Männer sie ansahen. Lord Bromwell, zum Beispiel – in seinem Blick hatte sie diese beunruhigende Glut wahrgenommen, die auch seinem Körper entströmt war, als er sie geküsst hatte.
    „Wie reizend, dass Sie kommen konnten“, dankte Callie Sir Lucien und verdrängte ihre unangemessenen Gedanken an Lord Bromwell. „Wobei zu befürchten ist, dass Sie eine andere Gastgeberin enttäuschen.“
    Sir Lucien hob entschuldigend die Hände. „Ich hatte vor, die Einladung zu Mrs. Doddingtons Hauskonzert anzunehmen, und kann Ihnen nicht genug danken, mir dieses Martyrium erspart zu haben. Die Dame verwöhnt ihre Gäste zwar mit erlesenen Delikatessen – der bedauernswerte Lethingham versucht seit Jahren, ihr die Köchin abspenstig zu machen – aber ihr Musikgeschmack spottet jeder Beschreibung. Und zu allem Überfluss

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