Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MASKENBALL UM MITTERNACHT

MASKENBALL UM MITTERNACHT

Titel: MASKENBALL UM MITTERNACHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CANDACE CAMP
Vom Netzwerk:
besteht sie auch noch darauf, dass ihre beiden Töchter im Duett zu Klavierbegleitung singen, und das ist weiß Gott mehr, als einem Mann zugemutet werden dürfte.“
    Während des Dinners unterhielt er die Damen mit amüsanten Anekdoten. Das war ja auch der Grund, weshalb es ihm nie an Einladungen mangelte – er schaffte es, jede Gesellschaft, sei es ein Festessen oder eine Soiree, mit seinem Sprachwitz aufzulockern. Nach den ereignislosen Monaten in Marcastle empfand Callie seine Gesellschaft als willkommene Unterhaltung und aufschlussreiche Informationsquelle. Sir Lucien wusste die neuesten Klatschgeschichten über jeden im ton – welcher junge Lord sich demnächst tunlichst außer Landes begeben sollte, wenn er nicht im Schuldgefängnis landen wollte, welcher jüngste Spross aus herrschaftlichen Kreisen nicht die geringste Ähnlichkeit mit seinem Vater hatte oder welcher aristokratische Heißsporn einen anderen wegen fauler Tricks beim Kartenspiel zum Duell forderte.
    Lucien fragte nicht nach dem Grund für Callies verfrühten Aufenthalt in der Stadt. Nach seinem Dafürhalten packte jeder einigermaßen zurechnungsfähige Zeitgenosse jede Gelegenheit beim Schopfe, um einen Aufenthalt auf einem Landsitz, mochte das Anwesen noch so prächtig sein, gegen ein Leben in London einzutauschen. Erst später, als man sich in der Theaterloge niedergelassen hatte und Callie und Francesca sich über einzelne Herren im Publikum unterhielten, wurde Sir Lucien neugierig.
    Er beugte sich vor und blickte Callie forschend an. „Verehrte Lady Calandra, falls meine Ohren mich nicht täuschen, scheinen Sie einige Herren auf ihre Ehetauglichkeit zu überprüfen. Oder sollte ich mich irren?“
    Callie errötete verlegen, und Francesca antwortete an ihrer Stelle: „Aber selbstverständlich, Lucien – worüber reden Damen denn sonst? In jeder Saison wird ein neuer Heiratsmarkt eröffnet.“
    „Aber wieso, Lady Calandra?“ Er zog eine Braue hoch. „Haben Sie etwa die Absicht, die Herzen der Hälfte aller Männer in London zu brechen, wenn Sie den Bund der Ehe eingehen?“
    „Die Herren werden den Verlust verschmerzen“, entgegnete Callie mit einem feinen Lächeln. „Aber ja, ich ziehe eine Vermählung in Erwägung.“
    „Haben Sie denn schon einen glücklichen Kandidaten ins Auge gefasst?“
    „Lucien …“, meldete Francesca sich warnend zu Wort. „Ich hoffe, Sie spielen nicht mit dem Gedanken, dieses Gerücht zu verbreiten. Sonst laufen uns sämtliche Glücksritter und Abenteurer das Haus ein.“
    „Aber liebste Francesca!“ Mit gekränkter Miene legte Lucien beschwörend die Hand ans Herz. „Wie können Sie so von mir denken? Ich verliere selbstverständlich kein Sterbenswörtchen darüber, wenn Lady Calandra und Sie es nicht wünschen. Im Übrigen …“, ein ironisches Lächeln umspielte seine Lippen, „bereitet es mir ein viel zu großes Vergnügen, den Lauf der Dinge zu verfolgen.“ Damit hob er das Lorgnon an der Silberkette seines Revers vor die Augen und suchte die Logen mit Blicken ab. „Mal sehen … wen könnten Sie in Betracht ziehen? Bertram Westin? Er sieht zwar teuflisch gut aus, aber er soll dem Kartenspiel etwas zu sehr zugeneigt sein.“
    „Nein, den Mann konnte ich noch nie sonderlich gut leiden“, entgegnete Callie und ließ ihrerseits möglichst unauffällig den Blick schweifen, um nicht den Eindruck zu erwecken, nach einer bestimmten Person Ausschau zu halten, obgleich sie nichts dagegen gehabt hätte, Lord Bromwell unter den Zuschauern zu entdecken.
    Nicht, dass sie ihn als Heiratskandidaten in Betracht gezogen hätte, aber es gelang ihr seit Tagen nicht, sich den Mann aus dem Kopf zu schlagen, und sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich heimlich danach umzusehen, ob er sich nicht doch unter den Zuschauern befand.
    „Da drüben sehe ich Lord und Lady Farrington“, sagte Francesca und hob ihren Fächer. „Dritte Loge rechts von der Bühne. Der älteste Sohn erbt einmal ein großes Vermögen.“ Sie furchte die Stirn. „Wobei er sich selten in Gesellschaft zeigt. Weshalb eigentlich?“
    „Er gilt als Sonderling“, lieferte Sir Lucien prompt die Erklärung. „Man munkelt, dass er Beziehungen einer eher – wie soll ich mich ausdrücken? – kommerziellen Natur vorzieht. Derlei Begegnungen fallen ihm leichter, als mit jungen Damen höfliche Konversation zu pflegen, wenn Sie verstehen …“
    „Ach du liebe Güte“, stöhnte Francesca. „Den jungen Mann streichen wir wohl besser

Weitere Kostenlose Bücher