Maskenball
ermordet, an einen Baum gefesselt und geschändet. Nach einem Zufallsopfer sieht das eher nicht aus. Eher wie eine geplante Tat. Aber wer lockt sein Opfer in den Wald der Klinik, erschießt es und bindet es erst dann an einen Baum?« Frank sah seinen Kollegen an. »Wir müssen bei der KTU anrufen. Der Rollstuhl bringt uns sicher weiter, oder die Patronenhülse, wenn denn eine gefunden wurde. Und die Eisenstange, oder was immer der Täter benutzt haben mag, muss her.« Frank griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer der KTU. Aber dort war besetzt.
»Magst du einen Tee?« Ecki hatte schon die Schublade seines Schreibtischs geöffnet und die Teedose in der Hand.
»Kann ja nicht schaden. Wir müssen uns auch noch überlegen, was wir nachher der Presse sagen. Hast du schon mit Böllmann gesprochen?«
»Ich habe gestern Abend noch kurz mit ihm telefoniert und die wichtigsten Dinge abgestimmt. Er will heute erst um 14 Uhr an die Presse gehen.«
»Soll mir recht sein. Dann können wir uns noch das Klinikpersonal vornehmen. Wer unterstützt uns überhaupt? Wir müssen dringend eine MK zusammenstellen.«
»Wir sollten auf die Üblichen zurückgreifen. Da fällt mir ein, Bean vom KK 14 will unbedingt ein Mal bei einer Mordkommission mit dabei sein. Wenn du nichts dagegen hast, kann ich mal nachfragen, ob er Zeit und Lust hat.«
»Du willst Bean fragen?« Frank überlegte kurz. »Na, meinetwegen. Wenn er nicht den ganzen Laden durcheinanderbringt, solls mir recht sein.«
Hinter dem Namen Bean, besser Mr. Bean, steckte Kriminalhauptkommissar Kurt Paulert. Ecki kannte Paulert von mehreren Lehrgängen zur grenzüberschreitenden Polizeiarbeit. Paulert hatte den Spitznamen Mr. Bean, seit er sich vor einiger Zeit seinen dichten Schnurrbart hatte abrasieren lassen. Dadurch kam nun sein volles Gesicht zur Geltung. Außerdem hatte seine Mimik viel von dem englischen Komiker Rowan Atkinson. Vor der Bartrasur war Paulert wegen seiner Statur und vor allem wegen seines dunklen Typs nicht selten für einen türkischstämmigen Polizeibeamten gehalten worden. Selbst während seiner Urlaubsreisen in die Türkei war er von Einheimischen meist in der Landessprache angesprochen worden. Der Mönchengladbacher Kriminalhauptkommissar Kurt Paulert galt bei seinen Kollegen als besonders einsatzfreudig und kooperativ. Allerdings musste man ihn hin und wieder bremsen, weil er im Eifer des Gefechts dazu neigte, zu viel auf einmal zu wollen.
»Keine Sorge, Bean weiß genau, worum es geht. Wir sollten ihm eine Chance geben. Wir sind eh dünn besetzt.« Ecki hatte innerlich schon einen Haken an den Einsatz von Paulert gemacht.
Als Ecki unterwegs war, um Wasser zum Teekochen zu besorgen, versuchte Frank noch einmal, die Kollegen von der KTU zu erreichen. Aber die Leitung war immer noch besetzt.
»Und, hast du was erreicht?« Ecki balancierte den vollen Wasserkocher schwungvoll knapp an Frank vorbei und setzte ihn auf die Heizplatte.
»Nee, ist immer noch besetzt.« Frank beobachtete seinen Freund, wie er mit einem Messlöffel die richtige Menge Teeblätter abmaß. »Weißt du, was mir nicht aus dem Kopf geht? Der Oberarzt aus der Hardterwald-Klinik. Ich frage mich, warum er ausgerechnet dann nicht zum Dienst erscheint, wenn auf dem Gelände seiner Klinik ein Toter gefunden wird. Das ist doch merkwürdig, oder?«
»Das kann ja wirklich Zufall sein. Dieser Köhler kann ja durchaus ein schräger Vogel sein, der immer gut ist für Überraschungen. Hübgens macht jedenfalls nicht den Eindruck, dass er sonderlich beunruhigt ist.«
»Immerhin verhält sich Köhler erst seit einiger Zeit merkwürdig, hat sein Chef gesagt. Der war offenbar nicht immer so. Auf jeden Fall ist es auffällig, dass er sich verändert hat. Das muss einen Grund haben. Wir müssen seine Frau fragen.«
»Falls er eine hat.« Ecki sah auf die Uhr. »Ist gleich so weit.«
»Was ist gleich so weit?« Frank war irritiert. »Ich will wissen, warum Köhler sich verändert hat. Ruf Hübgens an und fragte nach Köhlers Ehefrau und seiner Adresse. Ich versuche noch ein Mal, die verdammte KTU zu erreichen. Die können doch nicht den ganzen Tag telefonieren.« Frank ging es wie immer nicht schnell genug.
»Mann, Frank, abwarten und Tee trinken. Wir finden schon raus, ob Köhler verheiratet ist. Du wirst sehen, der Tee wird dir guttun.«
Frank hatte aber längst den Telefonhörer in der Hand und wählte die Nummer der KTU. »Borsch, na endlich. Habt ihr was gefunden? Wie, wo? Im
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