Maskenschmuck (German Edition)
nicht. Ich staune nur über dich. Ein einziger Mann war dir doch nie genug“, sie konnte ein leichtes Neidgefühl, das sich langsam in ihr ausgebreitet hatte, kaum unterdrücken. Sie wäre auch gerne so verliebt. Christin sah richtig strahlend aus.
„Komm, ich bestelle einen Sekt für uns“, Rebecca schüttelte das Gefühl schnell ab, „Wir stoßen auf euch beide an, und du erzählst mir haarklein jedes schmutzige Detail.. Und guck nicht so widerlich selbstzufrieden, sonst werde ich Udo bei der nächsten Begegnung mal ein paar Schwänke aus deinem Leben berichten.“
Bei Christins erschrecktem Gesichtsausdruck fing sie herzhaft an zu lachen.
„Blöde Kuh!“, fing sich diese, „Das werde ich mir doch genau überlegen, ob ich Udo ein Treffen mit dir zumuten kann.“
Damit war der Damm gebrochen, und hätte nicht ein Blick auf die Uhr sie dazu gebracht, eilig ihre Sachen zusammenzuraffen, hätten sie bestimmt noch weitere Stunden gemütlich im Gespräch verbracht. An Unterhaltungsstoff mangelte es ihnen jedenfalls nicht.
*
„Das ist ja eine hammerstarke Geschichte!“ Nicki schwenkte triumphierend das kleine blaue Notizbuch in der Hand als sie Rebeccas Wohnung betrat.
„Tante Margot hat alles noch einmal für uns aufgeschrieben. Guck mal, ihre Schrift ist schon ziemlich zittrig, oder?“
„Na, aber sonst war der alte Knochen doch ganz in Ordnung“, setzte sie hinzu.
„Ich hatte mir eigentlich einen richtig ätzenden Nachmittag vorgestellt, weißt du – so mit Teetässchen in der Hand, ständig belehrt, nicht zu kleckern. Aber nein, sie war super drauf, sie hat alles über meine Freunde wissen wollen und auch genau zugehört. Nicht nur so oberflächlich „hm-hm“ gemacht. Ach, und Piercing fand sie gar nicht schlimm – nur bei Dicken, wenn das Fleisch so eklig über die Hose wulstet oder bei Schwangeren. Bin ich beides nicht! Und“, schloss sie befriedigt, „Wir tranken Baileys! Jeder zwei Gläser!“
„Riecht man“, stellte Rebecca trocken fest, „Hol dir mal ’ne Cola aus dem Kühlschrank zum Verdünnen.“
Margot hatte sie kurz zuvor angerufen und ebenfalls von Nickis erfreulich verrändertem Wesen gesprochen. Nur, dass sie dies auf ihre typische Weise mit den Worten „langsam wird sie ein Mensch ...“ ausgedrückt hatte. Außerdem hatte Nicki wohl durchblicken lassen, dass ihre Eltern sich im Moment nicht gut verstehen würden. In diesem Punkt konnte Rebecca Margot auch keine Auskunft geben, da im Café so viel Betrieb herrschte, dass sie kaum ein privates Wort mit Lara gewechselt hatte. Lara sah schlecht aus, fand sie im Rückblick, hatte dies aber auf die viele Arbeit geschoben. Sie musste unbedingt in nächster Zeit mit ihrer Cousine sprechen, nahm sie sich mit leichten Gewissensbissen vor. Lara hatte ihr auch immer beigestanden, wenn es ihr schlecht ging.
„Wann kommt dein Schrank endlich zurück? Ich hätte richtig Lust, ihn noch mal ganz genau zu untersuchen – jetzt, wo ich die ganze Geschichte gehört habe. Toll, dass du ihn geerbt hast“, überlegte Nicki, „Dann kannst du ihn mir später mal geben. Ist ja immer sicherer, so einen Glücksbringer im Haus zu haben.“
„Natürlich erst viiiel später“, setzte sie eilig hinzu, „Wenn er dir etwas genützt hat.“
„Danke, wie großzügig, dass du mir noch ein bisschen Zeit lässt! Soll ich jetzt froh darüber oder wütend sein, dass ich solche Unterstützung nötig habe?“ Rebecca war amüsiert, „Hast du schon jemand Bestimmten für dich selbst im Auge?“
Nicki wehrte erschrocken ab, „So habe ich das gar nicht sagen wollen, ich meine ja nur, wo Christin jetzt auch einen festen Freund hat ...“, sie fing an zu stottern, als sie merkte, dass sie immer tiefer ins Fettnäpfchen trat.
Rebecca mimte eine alte Frau an Krücken und sagte mit zittriger Stimme, „Ja, ja, deine arme Patentante ist eine alte Jungfer!“
Ihr Lachen erlöste Nicki aus ihrer Verlegenheit. Jetzt holte sie ein Referat über Klimt heraus, dass sie im Kunstkursus halten sollte und bat Rebecca um Hilfe.
„Zeig mal her. Das sieht aus, als wenn du das alles aus dem Internet abgeschrieben hast. So geht das nicht! Hast du dir nichts aus der Bibliothek ausgeliehen?“
Nach gut zwei Stunden verabschiedete sich Nicki, dankbar für Rebeccas Hilfe, und ging langsam die Stufen
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