Maskenschmuck (German Edition)
hinunter. Rebecca sah nachdenklich hinter ihr her. Normalerweise sprang Nicki oder war immer irgendwie in Bewegung. Heute war sie – außer der Begeisterung über das Hochzeitskabinett – unnatürlich still und in sich gekehrt gewesen. Rebecca hatte sie auch nicht zu irgendwelchen Bekenntnissen zwingen wollen. Wenn Nicki reden wollte, würde sie das selbst bestimmen.
Nächste Woche habe ich mehr Zeit, dann rede ich ganz bestimmt mit Lara, nahm sie sich fest vor.
*
Aber dann kam es wieder nicht zu einem Gespräch, weil Lara ununterbrochen beschäftigt war. Im Café war inzwischen dauernd so viel Betrieb, dass sie mit ihrer einzigen zusätzlichen Bedienung einfach unterbesetzt war, also hatte sie zwei weitere Stellen ausgeschrieben. Darauf hatten sich etliche Bewerberinnen vorgestellt.
„Puh!“, stöhnte Lara während einer kurzen Pause bei Rebecca hinten im Atelier, „Hättest du gedacht, dass sich so viele hier bei mir bewerben? Einige scheiden ja schon von vornherein aus, aber bei den letzten Vieren kann ich mich nur ganz schwer entscheiden.“
„Gib doch jeder eine Probezeit von ein, zwei Wochen – nacheinander, natürlich! Dann weißt du vielleicht besser, mit welcher ihr am liebsten zusammen arbeiten wollt. Nina muss schließlich auch mit ihnen auskommen, nicht nur du.“
„Wohl wahr!“ Lara nickte nachdenklich mit dem Kopf. Ihre zweite Kraft hatte ihren eigenen Kopf, sie war sehr kreativ und arbeitseifrig, konnte aber auch sehr schwierig werden, wenn man ihre Vorschläge überging.
„Das ist vielleicht wirklich eine gute Idee. Ich komme schon!“, rief sie dann. Nina hatte im Vorübergehen kurz von draußen an die Tür gepocht.
Als Rebecca am späten Nachmittag zu Hause eintraf, wartete Nicki wieder auf sie.
„Meine Englischarbeit ist daneben gegangen, dabei hatte ich so ein gutes Gefühl!“, stöhnte sie mit dramatisch verzogener Miene.
„Das tut mir leid, du bist doch sonst so gut in Englisch?“, wunderte sich Rebecca, „Na, komm erst mal mit hoch, der Schrank wird heute noch geliefert. Das muntert dich vielleicht etwas auf.“
Sie nahm eigentlich nicht an, dass Nicki sehr betrübt war, weil sie sonst recht gut in der Schule war, da konnte sie eine schlechte Arbeit leicht verkraften. Lara und auch Jan waren beide sehr dahinter her, dass Nicki ausreichend lernte.
Nachdem sie eine halbe Stunde Nickis Tiraden über die Schule und den grässlichen Mathelehrer insbesondere geduldig gelauscht hatte, klingelte es an der Tür.
„Na, super, die sind ja pünktlich!“, freute sich Rebecca und betätigte den Türöffner.
Beide standen erwartungsvoll an der Tür und hörten dem herannahenden Gepolter zu. Ein unterdrückter Fluch ließ Nicki kichern, „Ob die ihn heil nach oben bringen?“
Zwei Männer bogen um die Ecke. Rebeccas Herz machte einen kleinen Aussetzer. Den ersten kannte sie doch! Diese unglaublich blauen Augen! Arne! Er blieb stehen und lächelte sie an.
„Hallo! So sieht man sich wieder!“
Rebecca bekam kein Wort heraus. Sie sahen sich nur an. Ihre Blicke verhakten sich ineinander. Die Zeit schien stillzustehen.
„Wollen wir hier übernachten? Ich lass den Schrank gleich fallen“, meldete sich der zweite Mann ungeduldig, „Wo soll das gute Stück denn nun hin, junge Frau?“
Da erwachte Rebecca aus ihrer Starre. Mit einem verlegenen Lächeln wies sie ihnen den Weg.
Als der Schrank an seinem Platz stand, verabschiedete sich der andere Mann, „Ich muss dann mal los. Jetzt weiß ich auch, warum ich den zweiten Wagen nehmen sollte“, setzte er mit einem breiten Grinsen hinzu.
„Gar nichts weißt, du! Aber danke und tschüss, Ole!“, sagte Arne und wandte sich Rebecca zu.
„Endlich! Wie schön, dich zu sehen! Ich muss dir so viel erzählen“, er nahm ihre Hände.
Nicki, die dem ganzen Geschehen mit großen Augen gefolgt war, räusperte sich. Sie wollte auch wahrgenommen werden. Cooler Typ, fand sie.
„Oh, hallo, ich bin Arne und du bist?“
„Das ist meine Patentochter Nicki“, stellte Rebecca sie vor.
„Ihr kennt euch schon? Das ist ja krass!“
„Ja, wir trafen uns in Hamburg bei einer Messe und wollten uns eigentlich verabreden, aber dann kam einiges dazwischen, daher dauerte es etwas länger bis zum Wiedersehen“, erklärte Arne ihr geduldig.
„Und wieso ist das „krass“?“
„Da gibt’s doch die Geschichte
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