Maskenschmuck (German Edition)
therapieren lassen, um meine gespaltene Seele zu ergründen ... Ausgerechnet! Er lebt inzwischen mit der dritten Ehefrau zusammen, die kenne ich kaum. Ich habe aufgehört, zu seinen Hochzeiten zu erscheinen, das erscheint mir sinnlos“, sagte Arne .
Der alte Herr Rasmussen blieb ein paar Tage im Krankenhaus zur Beobachtung und hatte absolutes Bewegungsverbot. Nachdem er ans EKG angeschlossen war, konnte man zu Arnes Freude einen Herzinfarkt ausschließen.
„Dann habe ich meine letzten freien Tage damit verbracht, alles Notwendige für ihn in Kappeln zu regeln. Er kam allerdings recht schnell wieder auf die Beine, sagte nur: „Unkraut vergeht nicht!“ und schickte mich weg. Danach blieb mir nur wenig Zeit, mich um meine eigenen Belange zu kümmern. Ehe ich mich versah, saß ich schon im Flieger, Richtung Kalifornien, und kümmerte mich um die Unternehmensberatung einer amerikanischen Autofirma. Das lag dort alles ziemlich im Argen, kann ich dir verraten. Ich wusste kaum, wo ich eigentlich ansetzen sollte. Da blieb ich also viel länger als geplant war. Es waren alles sehr aufgeschlossene, auch geschäftstüchtige Leute, aber der sorglose Umgang mit Krediten hat diese Firma haarscharf an den Rand der Liquidität geführt. Für’s erste ist wohl das Schlimmste abgewendet, aber ich könnte mir vorstellen, dass ich über kurz oder lang wieder rüber muss – wozu ich nicht die geringste Lust habe! Gerade jetzt, wo ich dich wiedergefunden habe!“ Er drückte sie an sich.
„Weiter!“ Rebecca war ungeduldig auf die Fortsetzung.
„Was, weiter? Du willst schon wieder? Du bist ja unersättlich“, neckte Arne sie, fuhr aber in seiner Erzählung fort, „Ich musste viel an dich denken, obwohl die amerikanischen Girls auch nicht zu verachten sind. Besonders eine war äußerst hartnäckig ...“, sagte er mit einem hinterhältigen Grinsen in Rebeccas betont unbeteiligtes Gesicht.
„Aber in meinem Hinterkopf spuckte das Bild einer schwarzhaarigen Schönheit aus Deutschland hartnäckig herum, daher blieb ich resistent für ihre Avancen.“
Als Arne aus den USA zurückgekommen war, fuhr er gleich zu seinem Großvater, den er wieder bei guter Gesundheit antraf. Er hatte noch zwei Wochen Urlaub nach, die er in Kappeln verbringen wollte.
„Von dort aus hätte ich in der Kunsthalle angerufen, um an deine Adresse zu gelangen, aber der Zufall kam mir zur Hilfe. Mein Großvater arbeitete gerade an deinem Schrank und als ich ihm dabei zur Hand ging, erzählte er mir von dir. Du hast ihn anscheinend sehr beeindruckt. Er geriet geradezu ins Schwärmen! So habe ich ihn lange nicht erlebt. Als er dann noch erklärte, dass du ihn an seinem Stand in Hamburg besucht hattest, befragte ich ihn näher. Und dann ergab eins das andere. Da empfand ich es direkt als Fügung, dass der Liefertermin deines Schrankes direkt bevorstand. Und Ole bekam dann den Zweitwagen meines Großvaters, der gleich ganz begeistert reagierte, als er hörte, dass ich dich schon in Hamburg getroffen hatte.“
Arne verschwieg dabei, was sein Großvater zu ihm gesagt hatte:
„Greif zu, Junge, die ist richtig, das sagt mir mein Gefühl. Sie hatte eine so liebenswerte Art und war so interessiert an meiner Werkstatt und meiner Arbeit, die würde ich hier gern öfter sehen. Du könntest es bestimmt schlechter treffen.“
Das fand er doch ein wenig verfrüht, er wollte sich und Rebecca erst einmal Zeit geben, sich näher kennenzulernen.
Als das Wort „Schrank“ fiel, sprang Rebecca aus dem Bett.
„Der Schrank! Den habe ich bei der ganzen Aufregung fast vergessen!“ Sie lief hinüber ins Wohnzimmer, um ihn endlich genauer in Augenschein zu nehmen.
„Ein wirklich prachtvolles Stück!“ Arne war hinter sie getreten.
Das Holz schimmerte in einem warmen, dunklen Ton, und die Schubladen ließen sich ganz leicht bewegen. Auch das kleine Geheimfach öffnete sich mit einem leisen Schnappgeräusch und glitt ebenso mühelos wieder zurück. Rebecca war begeistert. Da hatte der alte Rasmussen ihr nicht zu viel versprochen.
„Ich bin wirklich froh, dass ich den Schrank habe aufarbeiten lassen. Das Ergebnis ist kein Vergleich zu dem vorherigen Zustand!“
Bewundernd trat sie einen Schritt zurück.
„Ich freue mich schon darauf, alles wieder in die Fächer einzuordnen. Ist das nicht eine schöne Verarbeitung?“
„Nicht wahr, mein Großvater ist schon fantastisch! Und sein Enkel erst ...“
Arne nahm Rebecca in den Arm: „Ich habe noch zwei
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