Maskenschmuck (German Edition)
kinderlos blieb. Deshalb hinterließ sie das „Hochzeitskabinett“, wie sie den Schrank seit ihrer Heirat auf ihre romantisch verklärte Art immer nannte, sicher deiner Mutter. Er sollte ihr Glück bringen, und nichts anderes hatte ich auch im Sinn, als ich darüber mit Gesa sprach. Aber sie bekam es ins falsche Halsloch.“
„Vielleicht habe ich es auch nicht ganz richtig rübergebracht“, setzte sie dann in später Erkenntnis reumütig lächelnd dazu.
„Du wirst doch jetzt auf deine alten Tage nicht weich werden“, lachte Rebecca sie aus.
„Das mit den „alten Tagen“ will ich überhört haben“, knurrte Margot gleich, „Die Geschichte deiner Mutter hast du schon gelesen?“
„Nein, nur den Anfang. Dann rief Nicki an, und danach habe ich mich auf den Weg zu dir gemacht.“
„Ach was! Die Nicki! Die traute sich wohl nicht hierher. Aber inzwischen müsste sie auch etwas ruhiger geworden sein, oder?“ fragte Margot.
„Hm“, machte Rebecca unverbindlich.
„Also immer noch so ein Wildfang“, schloss Margot, „Wie dem auch sei, sie kann mich mal wieder besuchen kommen. Ich schreib dir Elses Geschichte auf. Das schaffe ich schnell, ich habe Zeit im Überfluss. Nicki kann es übermorgen abholen. Pünktlich um vier, dann kann sie mit mir Tee trinken. Wenn ich sie allein im Auge habe, wird sie wohl nicht allzu viel anrichten.“
Das waren doch schöne Aussichten für Nicki, mal sehen, wie ich ihr das schmackhaft mache, überlegte Rebecca.
„Und nun zu Gesa“, unterbrach Margot ihren Gedankengang, „Auch sie hat deinen Vater durch diesen Schrank kennen gelernt! Zumindest mittelbar. Sie hatte nach Literatur über Kabinettschränke dieser Art in der Bibliothek gesucht. Damals surfte man noch nicht von morgens bis abends im Internet, wie ihr heutzutage alle! Da sie so klein war, stieg sie auf einen Hocker und griff den Band aus der obersten Reihe. Dabei schwankte sie und stürzte vom Schemel – direkt in die Arme deines Vaters. Es dauerte nicht allzu lange, und sie waren verheiratet. Und du weißt, wie fixiert die beiden aufeinander waren!“
Margot blätterte in Gesas Aufzeichnungen, „Ach, und das Buch über die Kabinettschränke musste sie der Bibliothek übrigens bezahlen, es war bei dem Sturz beschädigt worden.“
Sie lachte wieder trocken auf, als sie die Eintragung Gesas über ihren eigenen Spruch fand, „Gesa fand es zwar albern, dass wir alle das Hochzeitskabinett als ihren Ehestifter bezeichneten, aber du siehst ja, sie fand es immerhin wichtig genug, um es aufzuschreiben.“
Sie reichte Rebecca das Buch hinüber, und diese sah ihre Mutter förmlich vor sich, als sie deren Version der Kennenlerngeschichte las.
... sofort ergab sich eine völlig ungezwungene und fesselnde Unterhaltung ...
... Erichs Charakter, seine Hingabe an die Wissenschaft, seine unerschöpfliche Energie entsprechen so dermaßen meinen Vorstellungen von einem gleichwertigen Partner, dass ich keinen Moment zögern werde, mit ihm gemeinsam zu jedem Ort der Erde aufzubrechen, um ihm bei seinen Studien zu unterstützen ....
„Tja, und das hat sie ab dann auch gemacht. Sie waren beide sehr glücklich dabei, das darfst du nie vergessen, auch wenn sie uns leider viel zu früh verlassen haben“, Margot strich leicht über Rebeccas Schulter.
*
Auf dem Parkplatz vor dem Fitness Studio sah Rebecca schon Christins kleinen blauen Flitzer stehen. Mist, dachte sie schuldbewusst, wieder zu spät. Sie hetzte in den Umkleideraum und betrat wenig später den Geräteraum, wo sie ihre Freundin bereits schwitzend auf dem Laufband antraf.
„Ich weiß, tut mir leid“, beantwortete Rebecca Christins anklagenden Blick auf ihre imaginäre Armbanduhr, „Lara hat mich aufgehalten. Da gibt es irgendwelche Probleme zwischen ihr und Jan. Ganz klar ist mir das allerdings nicht geworden – mangels Zeit – ich musste ja los.“
„Alles Ausreden, Jan ist doch ein Goldschatz! Gib’s zu, du hast mal wieder die Zeit verpennt!“, schnaufte Christin.
„Nun leg schon los, was ist passiert? Wieso machst du dich so rar in den letzten Wochen?“, Rebecca war neugierig.
„Später, an der Bar. Ich habe nicht genug Luft, um alles zu erzählen. Im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten strample ich mich seit einer Ewigkeit ab. Mein Po dankt es mir. Ich kann nicht von morgens bis abends
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