Maskenschmuck (German Edition)
Christins leichter Enttäuschung, wie sie befriedigt konstatierte. Sie kannten sich eben gegenseitig gut.
Die Hochzeit fand in der Schlosskirche zu Glücksburg statt. Sie war bis zum Bersten mit den Gästen gefüllt. Ein erwartungsvolles, dem feierlichen Anlass angemessenes leises Geplauder füllte den Raum. Unruhig sah sich Rebecca um, Christin würde doch nicht ausgerechnet heute zu spät kommen? Arne drückte ihr beruhigend den Arm: „Sie sind bestimmt gleich da.“
In diesem Moment, gleichzeitig mit dem Glockenläuten huschte Christin herein, Udo am Arm hinter sich her ziehend, Alles drehte sich in Erwartung der Braut um, und Udos Miene, dem die ganze Aufmerksamkeit sichtlich unangenehm war, hellte sich sichtlich auf, als er Arne und Rebecca in ihrer Bank erspähte. Eigentlich hatte er Christin ganz nach hinten lotsen wollen, aber Christin, unbekümmert ob auf sie gerichteten missbilligenden Blicke, segelte durch das Kirchenschiff nach vorn, drückte sich an den anderen mit einem entwaffnenden Lächeln vorbei und strahlte Rebecca und Arne an: „Danke, dass Ihr für uns die Plätze freigehalten habt!“, und begrüßte die beiden herzlich. Dann schaute sie sich um, winkte einigen Freunden zu und begutachtete neugierig das Innere der Kirche: „Hier bin ich zum ersten Mal, ich muss schon sagen, genau die richtige Location für so ein Event!“
Die Kirche war festlich geschmückt, an jeder Seite waren Girlanden befestigt, die mit rosa Rosen besetzt waren. Vorne am Altar standen geradezu gigantische Gebinde, bei denen sich ein Florist so richtig ausgetobt hatte, wie Arne sich flüsternd mokierte: „Meinst du, wir erhaschen zwischen den ganzen Blüten überhaupt einen Blick auf die Braut?“
Bevor er sich aber noch weiter äußern konnte, ertönte der Hochzeitsmarsch, und die Braut, geführt von ihrem Vater, ging langsam durch das Kirchenschiff – ein Traum in weißer Spitze. Sie sah so hinreißend aus, dass alle aufstanden, um sie zu bewundern. Rebecca nahm ihr Bild andächtig in sich auf und selbst Christin blieb ausnahmsweise still. Das romantische Ambiente verfehlte selbst auf sie nicht seine Wirkung.
Gleich dahinter folgte eine pinkfarbene Truppe, die Brautjungfern, begleitet von ihren Freunden.
„Ha, da ist ja Tessa!“, quietschte Christin, und Rebecca, die deren überaus gut gebauten Begleiter anstarrte, blieb der Mund offen stehen.
„Das kann doch wohl nicht ihr Ernst sein – das ist, wie heißt er noch gleich, ach ja, Sven! Der Stripper! Verwechselt sie nicht da irgendetwas?“, konnte sie sich nicht zurückhalten.
Versehentlich geriet ihr Ton etwas zu laut, die Umhersitzenden drehten sich empört um.
„Psst!“, zischte Christin begeistert, „Die anderen gucken schon!“
„DER ist ihr neuer Freund?“, wunderte sich Rebecca nun deutlich leiser, „Du hättest mich ruhig vorbereiten können. Ich wusste nicht, dass Tessa SO verzweifelt war …“
„Herrlich! Dein Gesicht! Nein, ich wollte dir die Überraschung nicht nehmen. Und so verzweifelt ist Tessa gar nicht – Sven ist Student, der sich auf diese, zugegeben nicht so ganz übliche, Weise, sein Studium finanziert. Aber er ist kein Callboy, falls du das befürchtest. Er ist ein ganz prima Kumpel, laut Tessa.“
„Gut, muss sie ja am besten wissen, mit wem sie glücklich wird“, zweifelte Rebecca.
„Nur nicht so prüde, Rebecca!“, grinste Christin.
„Könnt Ihr beide auch vielleicht mal den Mund halten?“, mischte sich Udo von der Seite ein, „Das hier ist eine Kirche, und so viel ich weiß, geben sich da vorn Nele und Torge in diesem ergreifenden Moment das Ja-Wort! Drei Minuten andächtige Stille, bitte, danach habt Ihr jede Gelegenheit, euch den Mund fusselig zu reden!“
Er funkelte Christin an, und die richtete tatsächlich sofort den Blick nach vorn und verfolgte den Rest der Zeremonie schweigend.
Von oben erklang zum Schluss eine Arie aus der Zauberflöte – auf besonderen Wunsch der Braut, wie sie später erfuhren. Die Sängerin legte sehr viel Gefühl in ihren Vortrag und ihre volle Stimme füllte den Raum mit einem Zauber, dem sich die wenigsten Zuhörer entziehen konnten. Rebecca stiegen ungewollt die Tränen in die Augen.
Als sie aus dem Schlossfoyer traten, um ein Spalier für das Brautpaar zu bilden, flogen unzählige weiße Tauben über ihren Köpfen, die aber schnell verschwanden.
Eine alte Tante, die dieses Ereignis bestellt hatte, hielt sich ergriffen an Rebeccas Arm fest: „Nichts macht
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