Maskenschmuck (German Edition)
Gästen umsonst Ohrstöpsel angeboten wurden.
Das war der erste Schreck. Auf ihre diesbezügliche Frage wurde ihnen mitgeteilt, dass der Zug jede viertel Stunde am Hotel vorbeifuhr.
„Das tut mir leid, Rebecca, das hatte ich nicht gesehen bei der Buchung!“
„Das war doch auch das einzige Hotel hier in der Nähe. Das macht doch nichts. Vielleicht hören wir ihn gar nicht“, wollte sie Arne trösten.
In dem Moment zerriss ein ohrenbetäubendes Tuten die Stille und machte jedes weitere Gespräch unmöglich.
„O.K. Das beantwortet meine Frage“, lachte Rebecca, als sie wieder hören konnte, „vielleicht fährt er nachts nicht?“
„Fromme Wünsche!“, sagte Arne mit einem Seitenblick, er versuchte die Aufmerksamkeit der Empfangsdame zu erregen, die äußerst umlagert war, „Sieh dir schon das Zimmer an, ich frage nach dem Straßenzustand für die Fahrt morgen zum Skywalk.“
Rebecca schnappte sich noch einen der Prospekte, die am Tresen lagen und zog sich zurück. Kurz darauf betrat ein völlig niedergeschmetterter Arne den Raum, schmiss seine Sachen aufs Bett und sank daneben.
„Du kannst es nicht glauben! So ein verdammter Mist!“
„Was ist passiert? Schlechte Nachrichten von zu Hause?“ So entsetzt hatte Rebecca ihn noch nicht gesehen.
„Ach was, der Skywalk existiert noch nicht!! Der wird erst in einem halben Jahr fertig werden!“
„Wieso das denn?“, sie konnte es gar nicht glauben, „Wir haben es doch selbst im Internet gesehen! Und hier“, sie schwenkte den Prospekt, „den habe ich gerade aus dem Foyer mit hochgenommen!“ Auf dem bebilderten Prospekt beugten sich mehrere lächelnde Menschen über die gläserne Brücke.
„Papier ist geduldig. Und im Internet – das war alles nur Simulation! Ich blöder Trottel!“, stöhnte Arne noch ganz mitgenommen, „dafür haben wir über hundert Meilen Umweg gemacht! Und ich wollte dir etwas ganz Besonderes bieten! Und jetzt das hier!“ er zeigte geknickt auf die Ohrstöpsel.
„So ein Unsinn! Du bietest mir die ganze Reise nur Besonderheiten!“, sie fing an zu lachen, „Du siehst wirklich zu komisch aus mit deiner Leidensmiene, davon geht unsere Welt auch nicht unter. Komm, wir gehen in den Pool, und morgen fahren wir einen Tag früher nach Las Vegas. Da haben wir ausgiebig Zeit, unsere Reisekasse zu verspielen ...“
Wenn irgend möglich wurde sein Gesichtsausdruck bei ihren Worten noch entsetzter, was sie zu weiteren Lachsalven reizte.
„Ich weiß gar nicht, was ich daran so komisch finden soll“, maulte Arne jetzt deutlich gereizter.
„Lass uns schwimmen, das hier fällt ganz eindeutig unter Murphy’s Law.“, lenkte Rebecca, nun deutlich ruhiger, ein.
Im Schwimmbad fiel Arne fast von der Treppe, als unerwartet das grelle Pfeifen des Zuges ertönte. Rebecca schwamm blitzschnell in die andere Ecke, weil sie ihre spontane Heiterkeit nur schwer unterdrücken konnte. Ihr freundliches Lächeln missdeutete ein Mitschwimmer als Aufforderung und verwickelte sie in ein längeres Gespräch, aus dem sie sich nur schwer wieder freimachen konnte.
Nachts fuhren die Züge auch jede Viertelstunde, wie sie zu ihrer Freude schmerzlich lernen mussten. In einer wachen Stunde sah Rebecca Arne am Fenster stehen und hörte ihn murmeln: „Murphy’s Gesetz! Alles, was schiefgehen kann, wird auch misslingen ... Einhundertfünfzig Container und vier Loks an einem einzigen Zug! Ich kann’s nicht fassen!“
In Las Vegas begann eine Show der Superlative. Sie wohnten in der Pyramide des Luxor Hotels, einem Riesenkomplex mit unzähligen Spielautomaten, Roulette- und anderen Spieltischen. Es war dermaßen heiß, dass die Gäste am Poolrand mit kühlendem Sprühnebel benetzt wurden. Auch das gab kaum eine Abkühlung, aber das hielt Rebecca und Arne nicht ab, den legendären Strip zu erkunden. Überall glitzerte und funkelte es, und das Geräusch der Spielautomaten verfolgte sie auf Tritt und Schritt. Rebecca ließ bei Fünf Dollar Einsätzen selbst unter Arnes kritischem Blick noch keinerlei Anzeichen von Spielsucht erkennen. Sie verlor und gewann im Wechsel, aber brach das Spielen bald ab. Sie and es viel interessanter, die anderen Spieler zu beobachten, die völlig versunken mit großen Einsätzen vor den Automaten standen. Alle Spieler wurden rund um die Uhr mit kostenlosen Getränken versorgt, um sie ja nicht vom Spielen abzuhalten.
„Ein langweiliges Spiel“, fand Rebecca, „kein Mensch unterhält sich dabei!“
Arne lachte leise, er war
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