Maskenspiel
sonst verbinde ich sie dir doch noch.«
Würde er wirklich …? Aber ich will nicht riskieren, es herauszufinden und gehorche. Mein Atem klingt ungewöhnlich laut in meinen Ohren; ich habe das Gefühl, als sei jede Pore meiner Haut angespannt und warte nur auf Christophers nächste Berührung.
Eine Ewigkeit scheint zu vergehen, dabei sind es vermutlich nur Sekunden.
Dann beginnt er sich zu bewegen. Anfangs sind seine Stöße noch langsam und kontrolliert; erst, als er merkt, dass ich mich daran gewöhnt habe, wird er schneller, nur um dann wieder unvermittelt innezuhalten. Kurze, schnelle Stöße wechseln sich mit längeren, tieferen ab; längst habe ich aufgegeben, seinen Rhythmus zu erahnen, und gebe mich seiner Kontrolle hin. Was anfangs körperlich anstrengend war, wird zunehmend zum Gefühl, als schwebe ich irgendwo zwischen Himmel und Erde. Ich kann ja selbst gar nichts machen. Ich darf mich voll auf Christopher und meine Empfindungen konzentrieren. Bis vor meinen Lidern Farben explodieren wie ein buntes Kaleidoskop und ich ihn an meinem Ohr stöhnen höre … Wir sind beide zeitgleich gekommen – ein überwältigendes Gefühl!
Das Nächste, was ich wahrnehme, ist, dass Christopher mich losbindet, hochhebt, zum Sofa trägt und dort absetzt. Dann beginnt er damit, meine Schultern und meinen Nacken zu massieren. Ich bin zu lethargisch, um zu reagieren.
»Du solltest ein heißes Bad nehmen, sonst hast du morgen Muskelkater. Ich bringe dich zum Hotel zurück.«
»Ich habe im Hotel aber keine Badewanne.«
Er seufzt. »Wahrscheinlich werde ich bereuen, dich zu fragen, aber möchtest du kurz mitkommen und bei mir baden?«
Bei Christopher zuhause baden? Unbedingt. »Ja.«
»Also schön.« Er reicht mir mein Kleid, und ich ziehe mich wieder an. Gut, dass ich darauf geachtet hatte, einen knitterfreien Stoff auszuwählen. Meine Strümpfe rolle ich zusammen und stecke sie in meine Handtasche.
»Kannst du alleine laufen?«
Wieso soll ich das nicht können? Erst nach ein paar unsicheren Schritten merke ich, wie sehr meine Waden schmerzen. Ein heißes Bad klingt wirklich nach einer guten Idee.
Dean kommt, sobald er uns auf der Treppe hört, und ruft uns ein Taxi. »Sehen wir uns nächsten Samstag?«
»Ich bin mir noch nicht sicher.« Christopher betrachtet mich abschätzend. Ich habe keine Ahnung, wovon die beiden reden. »Weißt du schon, wer der nächste Gastgeber ist?«
Dean schüttelt den Kopf. »Ich denke, man wird es Mittwoch oder Donnerstag bekanntgeben. Bei mir erst wieder in zwei Monaten.«
In zwei Monaten bin ich gar nicht mehr in London.
Christopher hat dem Taxifahrer eine Adresse in Belgravia genannt. Er wohnt in einem weißen Stadthaus, das von außen recht klein aussieht, sich innen aber als ein helles, liebevoll restauriertes und modern eingerichtetes Raumwunder entpuppt. Das Bad im zweiten Stock ist in Schwarz-Weiß gehalten, in die Badewanne würden locker zwei Personen passen. Leider lässt Christopher mir zwar ein Bad ein, lässt mich dann aber alleine.
Ich finde ein nach Kräutern riechendes, grünes Badesalz, das ich großzügig im Wasser verteile, ziehe mich aus und steige in die Wanne. An meinen Hand- und Fußgelenken erkenne ich inzwischen dunkelrote Streifen. Ich streiche vorsichtig darüber; die Haut ist berührungsempfindlich, an einer Stelle sogar schon violett verfärbt. Gut, dass alle meine weißen Blusen lange Ärmel haben und dass ich auch ein paar dunklere Strümpfe besitze. Während Christopher den heutigen Nachmittag als nette Spielerei zu betrachten scheint, werde ich die Erinnerung daran noch ein paar Tage mit mir herumtragen. Korrektur: Diesen Moment werde ich vermutlich mein ganzes Leben lang nicht vergessen.
Ich strecke mich im Badewasser aus. Langsam weicht die Anspannung aus meinem Körper. Vor meinem geistigen Auge erscheinen immer wieder Szenen des Nachmittags. Erschreckend, wie gut ich mich noch an Einzelheiten erinnere. Daran, wie Christophers riecht, wie er schmeckt, wie sich seine Hände auf mir angefühlt haben. Ich möchte wieder in seiner Nähe sein.
Schnell steige ich aus der Wanne und trockne mich mit dem flauschigen Badetuch ab, das er mir hingelegt hatte. Mein Slip – ich erröte und knülle das Stück Stoff, das immer noch feucht ist, zusammen, bevor ich es in meiner Handtasche verschwinden lasse. Was nun? Einem Impuls folgend stopfe ich auch meinen BH in die Handtasche und ziehe mir nur das Kleid an.
Barfuß – meine Schuhe hatte ich beim
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