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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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dreijährigen Aufenthalt an einer deutschen Uni kann er daheim hausieren gehen! Außerdem macht er sich in Bamberg eine schöne Zeit. Ich sehe ihn ziemlich oft in Bierkneipen rumsitzen.«
    »Allein?«, fragte Katinka interessiert.
    »Meistens allein, ab und zu aber auch mit einer Frau. Verschiedenen Frauen.«
    Katinka schrieb in ihr Notizbuch.
    »Helena Jahns-Herzberg?«
    Rumolt sah verdutzt drein.
    »Hat sie nicht Erziehungsurlaub?«
    »Das schon, aber ich habe den Eindruck, dass sie dennoch mitmischt, beispielsweise bei so wichtigen Dingen wie Personalentscheidungen.«
    »Hm«, machte Rumolt und sah nachdenklich in die Ferne. »Das kann ich mir ganz gut vorstellen. Laubach schätzt sie sehr, glaube ich, und sie kann machen, was sie will, er hält es meist unbesehen für gut. Na ja, und Montfort erwähnte mal so nebenbei, dass er die Jahns schon kannte, bevor er den Job in Bamberg bekam.«
    Katinka sah Rumolt überrascht an.
    »Tatsächlich? Sind Sie sich ganz sicher?«
    Rumolt nickte und Katinka spürte ein Rauschen in ihrem Kopf.
    »Im Klartext, würden Sie Helena Jahns-Herzberg zutrauen, Daten zu manipulieren?«
    »Also, ich weiß nicht.« Nun stand Rumolt auf und ging in dem kleinen Zimmer auf und ab. »Wirklich, mir ist das unangenehm. Ich habe kein Recht, irgendjemanden zu beschuldigen.« Seine Stimme klang hoch und nervös.
    »Ich betrachte Ihre Informationen nicht als Beschuldigungen, Herr Lennert«, sagte Katinka beruhigend. »Aber ein Außenstehender kann Zusammenhänge in einer ansonsten hermetisch abgeschotteten Gruppe oft messerscharf durchschauen.«
    »Na gut.« Rumolt setzte sich wieder, aber überzeugt sah er nicht aus. »Ja, ich traue Helena Jahns-Herzberg zu, anderen zu schaden, um selber besser dazustehen und schneller voranzukommen in der wissenschaftlichen Karriere. Sie ist mir von der ganzen Mischpoke am wenigsten sympathisch. Sie kann nichts genießen. Selbst die wissenschaftlichen Erfolge, die sie erzielt, scheinen für sie selbst nichts zu gelten. Sie hat mit summa cum laude promoviert, und ihre Habilitationsschrift ist in der Fachwelt gut aufgenommen worden. Man lädt sie als Referentin zu internationalen Kongressen ein. Aber sie wird immer nur noch hektischer und unruhiger. Nichts ist ihr genug. Sie liegt Laubach schon seitdem ich als Hiwi aufhörte in den Ohren, sie in das Herausgeberkollegium von dieser komischen Publikation aufzunehmen – Panorama der Romanistik heißt sie.«
    »Aber Laubach will nicht!«
    »Nein. Vielleicht weil er dann zu deutlich merkt, dass er älter wird.«
    »Wie viele Herausgeber hat denn das berühmte Romanistenorgan?«, fragte Katinka.
    »Vielleicht vier oder fünf«, sagte Rumolt. »Das gewichtige Teil steht in der Bibliothek im Lesesaal. Schauen Sie rein, da steht ja vorne drin, wer verantwortlich zeichnet.«
    »Aber Sie sagten, Laubach findet alles gut, was Helena tut.«
    »Ja, schon«, gab Rumolt unwillig zu. »Aber vielleicht denkt er auch, dass sie zuwenig Zeit hat, sich diese Arbeit auch noch aufzuhalsen. Immerhin hat sie jetzt zwei Kinder.«
    »Das wundert mich überhaupt«, sagte Katinka mehr zu sich selbst. »So ein völlig unmütterlicher Typ.«
    »Die Jahns ist aseptisch«, sagte Rumolt, und zum ersten Mal legte er eine deutliche Spur Emotion in seine Worte. »Ich möchte wissen, wie ihr Mann die Kinder zeugen konnte.«
    »Ach du liebes Lieschen!«, entfuhr es Katinka. »So schlimm?«
    Rumolt lachte laut. »Wissen Sie, was ich glaube? Sie hat sich zwei Kinder angeschafft, weil das halt auch zu einem normgerechten und erfolgreichen Leben gehört. Nur Wissenschaftlerin, das wäre zu wenig. Nein, die Jahns muss das volle Programm absolvieren.«
    »Kennen Sie Carsten Stielke auch?«, wechselte Katinka das Thema.
    »Mehr vom Sehen. Er machte kurz nach mir Examen. Jetzt will er wohl ein berühmter Wissenschaftler werden. Ich schätze ihn als total karrieregeil ein.«
    »Und Sie wissen um die Story mit der Diskette?«
    »Was? Nein! Was für eine Story?«
    »Er hat angeblich eine Diskette mit allen seinen Doktorarbeitsdateien am Lehrstuhl vergessen, im Rechner.«
    »Kann schon mal passieren«, meinte Rumolt unbeeindruckt.
    »Kann passieren. Aber würden Sie sagen, es kann passieren, dass ein Doktorand keine weiteren Sicherheitskopien hat?«
    Rumolt starrte Katinka mit offenem Mund an und sagte nichts.
    »Genau!«, trumpfte sie auf. »Er behauptet steif und fest, keine weiteren Sicherungen zu haben. Einen eigenen PC hat er nicht. Und auch keine zweite

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