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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Credo, sollten immer in einer gewissen Unsicherheit gehalten werden, damit sie in ihren Bemühungen nicht nachließen. Apropos Britta: Sollte Katinka ihr Bescheid geben, wegen der Frau an der Tür?
    Rasch fingerte sie aus ihrem Rucksack den FT von heute.
    Rätselhafter Mord an Bamberger Uni , lautete die Schlagzeile. Britta hatte die Geschichte klug aufbereitet und sogar eine kleine psychologische Abhandlung über den Anteil von Akademikern an Gewaltverbrechen eingebaut. Hoffentlich bekam sie keine Schwierigkeiten. Im Lions Club saß außer Laubach sicher auch der Chefherausgeber des einzigen Bamberger Blattes.
    »Britta? Ich bin’s, Katinka.«
    »Super, dass du anrufst. Ist gut platziert, meine Geschichte, nicht wahr?«
    »Absolut. Gut geschrieben, Britta. Wobei ich die Polizeiversion, die sicher aus dem Mund der Winklerin kam, nicht glauben kann: ein privater Hintergrund, gar ein Eifersuchtsdrama …«
    »Tja«, machte Britta. »Das wurde auf der Pressekonferenz kolportiert.«
    »Hör mal, was anderes: Mein Nachbar, der alte Wilhelm Singer, schwört Stein und Bein, dass gestern Nachmittag eine Frau mit einem Nachschlüssel in meine Wohnung einbrechen wollte. Und gerade kam ich in die Hasengasse und hatte eine scheußliche Drohung auf dem AB.«
    »Drohung?« Britta wurde hellhörig. Sie lauschte Katinkas Bericht, und sagte dann: »Vielleicht liegt Tom nicht ganz falsch mit seiner beständigen Nervosität, dass dein Job riskant werden kann.«
    »Was soll ich denn machen«, rief Katinka wütend ins Telefon. »Umschulen? Kassentante bei Aldi spielen? Wer bequatscht meinen Anrufbeantworter mit Abfall, verdammt noch mal! Und wer wollte in meine Wohnung?«
    Britta schwieg nachdenklich, bevor sie ihr journalistisches Statement abgab:
    »Natürlich sollst du dich nicht raushalten. Du musst so vorgehen, dass du einen Verdächtigen nach dem anderen aussortierst. Geh doch mal mit diesem Montfort ein Bier trinken. Kann doch sein, dass er dir da ein bisschen mehr erzählt, als bei einem offiziellen Verhör an seinem Arbeitsplatz.«
    »Das war kein Verhör, das war eine Befragung«, verbesserte Katinka ärgerlich. »Ich melde mich bei dir.«
    Genervt legte sie auf. Draußen liefen zwei Studenten auf dem Weg vom nahen Copy Shop zur Uni vorbei. Sie schleppten Berge von Büchern mit sich herum. Neugierig linsten sie in Katinkas Büro, einer blieb sogar stehen und las ihr Schild.
    Ich könnte mir Lamellenvorhänge zulegen, dachte Katinka, eigentlich sitze ich hier wirklich wie auf dem Präsentierteller. Am besten investiere ich gleich Laubachs Kohle.
    Dabei war ihr schon länger der Gedanke an Kontaktlinsen im Kopf herumgespukt. Gerade an diesen Regentagen war es eine Art Zufall, wenn sie nach drei Minuten auf dem Fahrrad überhaupt noch irgendetwas sah. Tom juxte manchmal herum, es wäre sicher billiger, Scheibenwischer auf den Brillengläsern zu installieren, als sich Kontaktlinsen zuzulegen. Katinka fand das normalerweise nicht witzig, und am allerwenigsten heute morgen. Wenn ihr an Tom etwas auf die Nerven ging, dann dieses Herumreiten auf dem Thema Geld . Wahrscheinlich, weil ich nicht genug habe, dachte sie. Legte gleich eins nach: Typisch Frau, sich immer zuerst selbst die Schuld zu geben.
    Versonnen nahm sie die Brille ab und stierte in ihre Teetasse. Je länger sie hier bewegungslos am Schreibtisch saß, umso mühevoller wurde es, wieder irgendwas Sinnvolles zu tun.
    Rasch setzte sie die Brille wieder auf und klickte sich ins Internet.
    Britta hatte recht gehabt. Die Webseiten, die Laubachs Lehrstuhl vorstellten, begnügten sich nicht mit Informationen. Die Darstellung der Qualifikationsarbeiten, Teilnahmen an vernetzten Projekten, eingeworbenen Drittmittel und Lehrveranstaltungen, die Berichte über die Anzahl der Studierenden und die Berufserfolge der Absolventen tummelten sich allesamt im Superlativ. Katinka klickte auf den Link Mitarbeiter . Die Visagen all ihrer Verdächtigen bauten sich auf dem Bildschirm auf. Zuoberst befand sich Helenas Bild. Alle blickten lächelnd auf den Betrachter, und sogar Elfi Lodenscheidt sah auf dem Foto ganz annehmbar aus. Nur Frias Blick wirkte irgendwie versteinert, fand Katinka. Vielleicht war sie zornig gewesen, in ihrer vielen Arbeit unterbrochen zu werden, um sich für ein Digitalfoto porträtieren zu lassen. Erstaunt stellte Katinka fest, dass jeder der wissenschaftlichen Mitarbeiter am Lehrstuhl eine beachtliche Liste mit Veröffentlichungen nachweisen konnte. Sogar Elfi

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