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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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raus!«, schepperte es aus dem kleinen Lautsprecher.
    Katinka fuhr heftig zusammen. Ihr Herz hatte schon den schnelleren Gang eingelegt. Es klickte, und der Anrufbeantworter gab sein übliches Getute von sich, mit dem er signalisierte, dass sich keine weiteren Nachrichten auf dem Band befanden.
    »Das gibt’s nicht«, flüsterte Katinka. Instinktiv sah sie sich um. Bisher hatte sie immer unbehelligt in ihrem kleinen Büro gesessen, bei unverschlossener Tür. Wollte sie denn nicht, dass Kunden hereinspazierten und ihr Aufträge erteilten? Sollte sie sich jetzt verbarrikadieren? Durch die Hasengasse kamen wenige Leute. Womöglich war es ganz einfach, sie unbemerkt an ihrem Schreibtisch zu liquidieren. Durch die große Scheibe gab sie die perfekte Zielscheibe selbst für stümperhafte Schützen ab. Ein Schalldämpfer, ein gezielter Schuss, und die aufstrebende Detektivin war nicht mehr.
    Julius Liebitz' alteingesessene Detektei lag im ersten Stock. Katinka hatte sich dort stets sicher gefühlt. Ein Videoauge bewachte den Eingang, und wer hineinwollte, musste seinen Namen nennen und angeben, um welchen Fall es sich handelte. Niemand konnte einfach so rein. Doch ihr kleiner Raum war mal ein Reisebüro gewesen, mit großformatigen Schaufenstern.
    Katinka starrte unsicher auf den Anrufbeantworter. Zu Hause in der Gabelsberger Straße hatte sie das kleine Schuhschränkchen so dicht wie nur möglich hinter die Wohnungstür geschoben. Wer jetzt hineinkam, würde als erstes gegen das Schränkchen rasen. Katinka hatte eine kleine, clevere Vorrichtung angebracht, deren Zustand ihr darüber Auskunft geben würde, ob jemand in der Wohnung gewesen war. Dennoch kam ihr das alles mit einem Mal nicht mehr spannend vor. Sie überwand sich und drückte noch mal auf die Wiedergabetaste.
    »Halt dich raus. Halt dich raus. Halt dich raus!« Weshalb kam ihr die Stimme vage bekannt vor? Ihre Knie fühlten sich ganz weich an. Sie konnte nicht einmal sagen, ob ein Mann oder eine Frau auf das Band sprach. Es hörte sich an, als spreche die Person durch ein Glas oder ein Butterbrotpapier. Woher sollte sie die Stimme kennen? Katinka zerbrach sich den Kopf, während sie wieder einen besorgten Blick zur Tür warf, dann kurz entschlossen den Schlüssel von innen ins Schloss steckte und ihn zweimal umdrehte.
    »Ich werde neurotisch«, beschimpfte sie sich selbst. Mit zitternden Händen setzte sie den Wasserkocher in Betrieb. Eine Tasse Tee konnte jetzt nicht schaden.
    Wilhelm Singer hatte sich diese Geschichte mit einer Kopftuch bewehrten Frau, die sich Zugang zu ihrer, Katinkas, Wohnung verschaffen wollte, bestimmt nicht ausgedacht. Er hatte ehrlich besorgt gewirkt. Katinka kritzelte auf ein Schmierblatt die Namen der Frauen, mit denen sie im Fall Laubach bisher zu tun gehabt hatte: Helena Jahns-Herzberg, Fria Burgwart, Elfi Lodenscheidt, Ruth Lebewang, Anna-Beata Först, Lisbeth Frinke-Laubach. Welcher von ihnen sollte sie zutrauen, sich mit einem Vorrat an Schlüsseln bewaffnet in ihre Wohnung schleichen zu wollen? Lisbeth kam nicht in Frage, denn wenn Singers Zeitangabe stimmte, stand die Unbekannte gerade da vor Katinkas Wohnung, als sie selbst mit Lisbeth Frinke-Laubach in Breitengüßbach Cidre getrunken hatte. Katinkas Fantasie schickte ein Bild los, wie sich Carsten Stielke mit Kopftuch und Sonnenbrille ausrüstete.
    Ruth könnte ich mir in dieser Rolle ganz gut vorstellen, dachte Katinka, während sie in ihren Tee pustete, damit er schneller abkühlte. Konnte die unheilvolle Stimme zu einer der sechs gehören? Katinka überwand sich und ließ das Band wieder ablaufen.
    »Halt dich raus. Halt dich raus. Halt dich raus!«
    Die Stimme rührte an irgendeine sehr flache Erinnerung. Irgendwo in ihrem Gedächtnis sauste ein Prozessor auf Hochtouren hin und her, um sie zutage zu fördern, aber ohne Erfolg.
    Routinemäßig kontrollierte Katinka Waffenschränkchen und Waffe.
    Tom hatte sie gestern nichts von dem versuchten Einbruch erzählt. Er hätte glatt durchgedreht.
    Zusammenziehen … Allmählich machte schon allein das Wort Katinka Schwierigkeiten. Tom wollte wohl gern, dass sie bei ihm einzog, aber Katinka dachte an die Rückzugsmöglichkeit, die ihr eine eigene Wohnung bot. Außerdem hatte sie viel zu lange emanzipatorische Thesen vertreten. Sie und Britta waren beide der Meinung, dass frau sich keinesfalls von einem Mann abhängig machen sollte. Jedenfalls nicht materiell, wenn das Herz schon nicht zu beeinflussen war. Männer, so Brittas

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