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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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wäre, überlegte sie ein wenig selbstkritisch, doch Fria setzte ihren Weg schon fort. Sie schob ihr Hollandrad an der Kreuzung zwischen Königstraße und Luitpoldstraße über den Fußgängerüberweg und dann auf dem linken Gehsteig weiter Richtung Bahnhof. Katinka stieg ebenfalls ab, wechselte aber in einem günstigen Moment die Straßenseite und hielt einen größeren Abstand ein. Sie geht vielleicht ins Kino, überlegte sie. Doch Fria interessierte sich nicht für den hell erleuchteten Eingang zum Odeon , beachtete auch die Schaukästen mit den Filmplakaten nicht, von denen sich Katinka immer unwiderstehlich angezogen fühlte. Zu ihrer großen Verwunderung stellte Fria das Rad vor der Spielothek Merkur ab.
    Katinka starrte über die Straße. Das gibt’s nicht, dachte sie. Fria betrat die Spielhölle.
    Katinka sah auf die Uhr. Es war kurz nach zehn. Viel los war nicht auf der Straße, ab und zu zogen ein paar Leute an ihr vorbei. Schwülstiger Parfümduft blieb in der Luft kleben. Sie brauchte einen Moment, um sich zu überwinden, bevor sie die Glastür ebenfalls aufdrückte. Nicht, dass sie Angst gehabt hätte vor der Atmosphäre, die Orte des Glücksspiels gewöhnlich ausstrahlten, im Gegenteil: Sie war hin und wieder sogar mit Tom in einen Spielsalon gegangen, und sie hatten den einen oder anderen Automaten mit Münzgeld gefüttert, nur so zum Spaß. Zweimal hatten sie fünfzig Euro gewonnen und waren dann kichernd und aufgekratzt wieder abgezogen. Allerdings hatte Katinka sich bisher nicht mit den richtigen Glücksspielen auseinandergesetzt, wie Tom sie nannte. Roulette erschien ihr uninteressant, mit anderen Spielen kannte sie sich nicht aus, und so war es bei den einarmigen Banditen geblieben.
    Katinka kramte in ihrem Rucksack und warf einen Blick auf das Kleingeld. Sie hatte genug Münzen, um ein Spiel an einem der Automaten zu probieren. Buntes Lichtgeblinker warb um ihre Euros. Sie positionierte sich vor einem der Spielautomaten. Da wurde sie abgelenkt. Fria stand ganz hinten, im Halbdunkel. Sie diskutierte heiß mit einem Mann, der ebenso knochig und dürr aussah wie sie. Seine Haare waren zu verfilzten Rastalocken verwachsen, er trug eine Nickelbrille, Klamotten im Armeestil und wirkte fahrig und nervös. Während Fria auf ihn einredete, schlackerten ihre Hände vor seinem Gesicht herum. Beinahe hätte sie ihm die Brille von der Nase gefegt. Der Typ zuckte zurück. Mit beiden Händen stieß er gegen Frias Brustbein. Sie schwankte und torkelte ein paar Schritte. Katinka hatte ihr Handy ebenso schnell in der Hand wie Uttenreuthers Visitenkarte. Fria fing sich, tänzelte wieder auf den Mann zu. Das Gespräch der beiden wirkte hitzig, begleitet von wilder Gestik. Dass sie soviel Temperament aufbringt, wunderte sich Katinka. Sie konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde. Ein paar Wortfetzen nur. Fria und der Typ waren nicht gerade nett zueinander. Katinkas Finger schwebten über den Handytasten.
    Ein anderer Kerl mischte sich in die Diskussion ein. Er packte beide am Arm und sprach wohl beruhigend auf sie ein, denn einen Moment lang starrten sich die Frau und der Typ bewegungslos an. Dann machte der Nickelbrillenträger sich frei, packte Fria bei den Schultern und schüttelte sie wild hin und her. Katinka tippte Ziffer für Ziffer Harduins Nummer ins Handy. Fria wehrte sich, holte mit der Hand aus, schlug dem Typ mitten ins Gesicht. Das Klatschen der Ohrfeige schallte durch den Raum. Ein anderer Mann tauchte auf, er griff in Frias offenen Haarschopf und riss ihren Kopf weit nach hinten. Erschrocken zog sich Katinka ein wenig zurück, brachte sich hinter dem Spielautomaten in Sicherheit. Das hier war nicht lustig. Einen Moment lang wurde sie von einem Pärchen abgelenkt, das kichernd und albernd hereinkam und eine anzügliche Bemerkung machte. Als sie wieder zu Fria hinüberspähte, hielt der dritte Mann ein Messer in der Hand.
    Katinka drückte auf die grüne Taste und presste das Handy ans Ohr. Fria bewegte sich wie eine Aufziehpuppe. Sie tappte an Katinka vorbei, ohne sie zu sehen, und wankte auf die Straße hinaus, ging mit langsamen, steifen Schritten direkt auf die Fahrbahn zu. Ihren linken Arm hielt sie an den Körper gepresst.
    Katinka war schon hinter ihr.
    »Hallo, wer spricht da!«
    Uttenreuthers Stimme. Im Hintergrund hörte Katinka Brutzelgeräusche. Wahrscheinlich schmiedete der Kommissar gerade sein abendliches Spiegelei.
    »Kommen Sie sofort in die Luitpoldstraße!«, zischte Katinka
    in

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