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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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Kunstgeschichte — schnelles Skizzieren und eine Stunde Anatomie.“
    „Huch, das klingt ja nach richtiger Arbeit! Herrlich, was? Glaubst du, daß wir mal später richtig berühmt werden?“
    „Irgendwann einmal“, hoffte auch Cara lächelnd. Ihr imponierte Liz’ Eifer.
    Liz blieb plötzlich stehen. Ein Staunen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, und sie bekannte: „Ich hätte nie gedacht, daß mir so zumute sein könnte!“
    „Nicht?“
    „Nein, nein, absolut nicht. Ich wollte ja eigentlich gar nicht studieren, während du wohl schon seit Monaten geplant hast, hierher zu kommen.“
    „Ja, das ist richtig.“
    „Was würdest du am liebsten tun, Cara? Von welchen Aufgaben träumst du?“
    Cara vergaß ihre Zurückhaltung. „Ich will Bücher illustrieren, Kinderbücher! Und dann später vielleicht auch Artikel über...“ Sie brach ab, denn plötzlich war ihr eingefallen, zu wem sie sprach. Sie hatte sagen wollen, Literatur über meinesgleichen, über Neger, aber statt dessen fügte sie scheu hinzu: „Nun, eben über Menschen.“
    Liz nickte. „Du willst Linien lebendig werden lassen, und ich strebe das gleiche mit Stoffen an.“ Sie seufzte, als erkenne sie sich in diesem Augenblick erst recht selbst. „Ich hatte nicht gedacht, dies könne so sehr befriedigen. Da ist irgend etwas an solch schöpferischer Arbeit, das einen innerlich frei macht. Verstehst du, was ich meine? Frei von allem, was einen sonst beschäftigen und vielleicht bedrücken würde!“
    „Ja, ich verstehe dich“, bestätigte Cara still.
    Liz lachte kurz auf. „Wir beide haben ja wohl nichts, woran wir unbedingt nicht denken wollen“, scherzte sie. „Ach je, wir sind gleich da! Wetten wir, wer zuerst an der Haustüre ankommt?“
    Beim Abendessen sah Cara Luke, der in der Küche half, zum erstenmal. Sie hatte gewußt, daß die Bedienungen alle Farbige waren und ebenso die Leute in der Küche, aber bisher hatte sie sie kaum zu Gesicht bekommen, und die Serviererinnen im Speisesaal setzten sich durchweg aus Studentinnen zusammen, die ein Stipendium erhalten hatten. Diese waren alle weiß. Luke mußte diese Arbeit hier wohl schon im vergangenen Semester getan haben, denn eines der Mädchen rief ihm zu: „Hallo, Luke!“ In dem Ton und auch in der Art, wie die andern mit ihm sprachen, lag etwas sehr Freundschaftliches, das Cara beeindruckte.
    Luke mußte ein Tablett mit Tellern nach dem andern von der Küche in den Speisesaal tragen, sie dort auf die Anrichte setzen, von wo sie dann die Serviererinnen zu den Tischen brachten. Sein dunkles Gesicht war dabei ernst. Aufmerksam verrichtete er seine Aufgabe. Er war groß und schlank und trug eine weiße Leinenjacke. Er wirkte sehr tüchtig und zuverlässig. Wenn er lächelte, war es ein leichtes, gewinnendes Lächeln, freundlich, aber zurückhaltend.
    Cara bemerkte, daß sie ihn mit einer Mischung von Stolz und Schuldgefühl beobachtete. Stolz war sie, weil er mit großer Achtung behandelt wurde, und schuldig fühlte sie sich, weil er durch seine Anwesenheit sie daran erinnerte, daß sie die Ihren verleugnete.
    „Ein netter Kerl“, stimmte Melanie zu, die sah, daß Cara dem jungen Neger besondere Aufmerksamkeit schenkte.
    Cara wurde rot. Auf der andern Seite des Tisches bemerkte eine Mitschülerin: „Ein Medizinstudent.“
    „Er studiert Medizin?“
    „Ja.“
    Melanie zuckte die Schultern und wandte sich wieder ihrem Nachtisch zu. Cara griff nervös nach der Zuckerdose, aber sie war so erregt, daß sie dabei an den Löffel stieß und den Zucker über den ganzen Tisch verstreute.
    „Macht gar nichts, Miß. Ich bringe das schon wieder in Ordnung.“ Luke war an ihre Seite getreten und begann ruhig mit einem feuchten Tuch den Zucker aufzunehmen. Cara starrte in sein ernstes, dunkelhäutiges Gesicht, und nachdem er die Arbeit beendet hatte, traf sein Blick den ihren. Diskret wandte er sich ab.
    Cara drängte es, mit ihm zu sprechen und ihm zu sagen, wie einsam sie sich fühle und daß sie wie er ja keine Weiße sei.
    Noch nie zuvor hatte sie sich derart verlassen gefühlt. Erst jetzt kam es ihr zum Bewußtsein, wie schwer der Weg für sie sein würde, den sie eingeschlagen hatte. Traurig schlenderte sie nach dem Abendessen zu ihrem Wohngebäude zurück.

7. KAPITEL

    Irgendwo dort oben in Bridgedale ging Peter wohl jetzt mit Margaret Hewitt aus, während die Abende für Liz sehr einsam waren. Sie saß in ihrem Zimmer, schaltete die Lampen ein, schloß das Fenster und widmete sich dann

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