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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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Gewiß wirkte es lächerlich, daß sie die ganze Welt erforschen wollte.
    Liz runzelte die Stirn und überflog die Titelseite einer Zeitschrift, die sie vom Boden aufgehoben hatte. „Hier ist ein Artikel über Homer und Troja. Hast du dir den ausgesucht?“
    „0 ja“, antwortete Penelope und bedauerte, nicht die richtigen Worte finden zu können, um Liz für Archäologie zu begeistern. „Ja, ich habe mir diesen Artikel ausgiebig vorgenommen. Heinrich Schliemann war der erste, der in Troja Ausgrabungen machte und etwas fand. Seither haben viele andere Forscher dort gegraben, und man hat Spuren von ich weiß nicht wie vielen Kulturen freigelegt. Neun waren es, meine ich. Und all das geschah nur, weil Heinrich Schliemann als Junge wirklich glaubte, daß die ,Ilias’ und die ,Odyssee’ Geschichte und nicht nur Dichtung seien. Er war davon überzeugt, daß Troja einmal existiert hatte, und war entschlossen, es zu beweisen. Als er erwachsen war, verdiente er als Kaufmann eine Menge Geld und ging dann eines Tages nach Troja, um zu graben. Er war nicht einmal Archäologe. Zuerst lachte man ihn überall aus, doch das wurde bald anders, und die ganze Welt sprach mit Anerkennung und Staunen von ihm.“
    Liz starrte die Kameradin überrascht an. „Steht das alles in dem Artikel drin?“
    „Nein, der Artikel ist nur über Troja selbst. Den Rest habe ich in der Bibliothek zusammengelesen.“
    „Nun, das ist immerhin ein beachtliches Steckenpferd“, fand Liz anerkennend, „und die Karten alle?“
    Penny strahlte. „Oh, da plane ich meine Reisen drauf. Dutzende davon stelle ich zusammen. Damit hat eigentlich alles angefangen. Ein Interesse weckte immer das nächste, weißt du, und so wurde ich Stammgast der Bücherei. In diesem Sommer habe ich eine Reise um die Welt ausgearbeitet. Ich suchte alle Orte heraus, wo man billig leben kann, machte Listen von Hotels, Campingplätzen, Pensionen und so weiter. Schließlich hatte ich ein Reisejahr um zweitausendfünfhundert Dollar entworfen, nur auf dem Papier natürlich. Jetzt bin ich gerade dabei, auszuklügeln, wie man zwei Monate lang im Karibischen Meer von einer Insel zur anderen hopsen kann und dabei nicht mehr als tausend Dollar ausgibt.“
    „Gütiger Himmel!“ rief Liz mit spürbarem Interesse aus. Penelopes Lächeln verblaßte etwas, und sie richtete ihren Blick wieder wie üblich auf den Boden. „Es macht mir viel Spaß“, gestand sie leise. „Ich bemühe mich um alles mögliche , Fahrpläne von Frachtern, Reisen mit Sonderrabatt. Es ist erstaunlich, was man dabei alles entdeckt.“
    „Bist du selbst viel gereist?“ fragte Liz neugierig.
    Penelope lachte. „Ich war einmal in Washington, um die berühmten Kirschblüten anzusehen. Als ich acht Jahre alt war, verbrachte ich eine Woche in Cape Cod . Nein, eigentlich bin ich bisher noch nirgends gewesen, aber später werde ich hoffentlich viel unterwegs sein, das wünsche ich mir zumindest.“
    „Wo würdest du denn zuerst hinfahren?“ wollte Liz wissen. Penelope überlegte. „Zuerst nach Griechenland, denke ich. Die griechischen Inseln locken mich am meisten. Man kann dort für weniger als zehn Dollar einen Tag lang ein Boot mieten und damit von einer Insel zur andern fahren, um die Tempel und Paläste aufzusuchen. Spanien scheint mir auch sehr reizvoll und romantisch zu sein. Und in Kaschmir kann man sich ein Hausboot nehmen und für sehr wenig Geld darin leben. Wenn es dir an einem Ort nicht mehr gefällt, läßt du dich samt dem Schiff in einen anderen See ziehen. Das möchte ich gern einmal erleben.“ Penny merkte, daß Liz ihr nicht mehr recht zuhörte und sie statt dessen mit erstaunten Augen betrachtete.
    „Weißt du“, erklärte Liz, „daß dein Gesicht wie eine Flamme aufleuchtet, wenn du sprichst wie jetzt eben?“
    Wieder senkte Penny scheu den Blick. Ihre Verlegenheit tat richtig weh.
    Liz stand auf und wanderte durchs Zimmer, blieb hier und dort stehen und betrachtete Karten und Bücher. Plötzlich brach es mit einer eigentümlich bitteren Stimme aus ihr heraus: „Ich war vorhin unten und habe ein lächerliches Telefongespräch angemeldet. Beinahe einen Dollar habe ich in die Zahlspalte geworfen, um die Stimme eines jungen Mannes zu hören und dann aufzuhängen.“
    Penny drehte nicht mehr ihre Finger und wurde sehr still. Sie wünschte, Liz hätte das nicht gesagt. Sie lehnte es ah, solche Dinge erzählt zu bekommen, denn zwischen ihr und anderen Menschen war eine hohe Mauer, und es war ihr

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