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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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offensichtlich aus ersten Gesellschaftskreisen. Sie zeichnete sich durch gute Manieren aus, obgleich ihr der große Stil Melanies fehlte. Zu Beginn des Semesters hatte sie es aufrichtig bedauert, daß sie ihre bisherige Umgebung und alles, was dazu gehört, nicht mit in die Schule bringen konnte wie die Kulissen, die zu einem Theaterstück gehören. Hätten die Mitschülerinnen wie Melanie aus der vornehmen Wohnsiedlung Glendale Manor gestammt, dann hätte man sofort gewußt, was und wer sie waren, und damit wäre alles viel einfacher gewesen, denn erstens einmal konnte niemand in Glendale Manor wohnen, wenn er sich nicht ein Haus um mindestens fünfundzwanzigtausend Dollar leisten konnte, und dann war es sehr einfach, sozusagen wie von einer Tabelle, abzulesen, wie es um die sonstige finanzielle Lage bestellt war, wenn man die Einrichtung der Häuser betrachtete. Es sprach zum Beispiel Bände, ob der Raum für Tischtennis und abendliche Veranstaltungen bereits fertiggestellt war, ehe man einzog, oder ob er erst später von der Familie selbst an Wochenenden und damit viel billiger eigenhändig mit Holz ausgetäfelt wurde; ob die Carage Raum für zwei Autos oder nur für ein einziges bot, ob für den Patio ein Kamin bestellt wurde, auf dem man für die Gäste die Steaks im Freien grillte, und schließlich, ob man sich etwa mit drei Schlafzimmern begnügte, statt vier als das Minimum zu betrachten. Man brauchte nur ein Haus in Glendale Manor zu betreten, und sofort erkannte man, ob es ein Luxusmodell war oder ob Sparsamkeit die Bautätigkeit geleitet hatte. Aber wie man auch immer das Haus und damit den Eigentümer einstufte, es gab keinen Zweifel, daß er in Ordnung war, denn niemand sonst konnte in Manor wohnen, weil es eine sehr exklusive Klubgemeinschaft war, deren Direktoren streng darüber wachten, daß nur wenige Auserwählte Mitglied werden konnten.
    Melanie hatte gehofft, daß Liz und sie einander sofort verstehen würden, aber das hatte sich nicht so ergeben. Sie hatte mit Erfolg jeden der Jungen beeindruckt, mit dem sie ausgegangen war, und jeden Abend füllte sich im Wohnheim ihr Zimmer mit Kameradinnen, die sie gleichfalls bewunderten. Nur bei Liz war es ihr nicht geglückt.
    Nachdem Melanie sie einige Tage lang ignorierte und Liz es offensichtlich nicht einmal bemerkt hatte, war es Melanie, die sich ihrerseits beeindruckt fühlte. Schlimmer war, daß Liz begann, ihre Abende mit Penelope zu verbringen. In Melanies Augen war dieses Mädchen völlig unmöglich, und nach ihrer Ansicht lohnte es sich überhaupt nicht, sie zu beachten. Melanie begann zu erkennen, daß Liz die Dinge, für die Melanie lebte, unwichtig waren. Das irritierte sie zuerst, aber mit der Zeit forderte ihr das doch wider Willen eine gewisse Achtung ab.
    Liz war anders als sie. Offenbar hatte sie die Bewunderung anderer nicht nötig, und darum war sie da stark, wo Melanie sich schwach fühlte. Sie hatte etwas, was Melanie nicht besaß. Melanie wußte nicht genau, wie dieses Etwas beschaffen war, aber es genügte ihr, zu wissen, daß sie es eben nicht hatte. Die Tatsache, daß es ihr versagt war, machte es ihr wichtig. Es stellte Liz auf eine Stufe mit den Turners, an die Melanie nur mit gewissem Unbehagen dachte. Turners waren vor einem Jahr in Glendale Manor eingezogen, und Melanies Mutter hatte sie nach einer einzigen gründlichen Einstufung für immer abgeschrieben. Diese Geringschätzung hatten die Turners damit verdient, daß sie ein Haus mit nur einer Carage und drei Schlafzimmern kauften und den Raum für Spiele und Tanzabende eigenhändig fertiggestellt hatten. Was dem Ganzen die Krone aufsetzte und Turners vollends unmöglich machte, war die Tatsache, daß sie sich nicht um die Mitgliedschaft im Country Club beworben hatten. Melanie und ihre Schwester waren sich einig gewesen, daß sie zu gewöhnlich für den geselligen Verkehr mit ihnen seien und offensichtlich viel zu arm für Glendale Manor , und dann — dann hatte es sich herausgestellt, daß Mr. Turner ein steinreicher Mann war.
    Das war ein Schlag für die Prills gewesen, und für Melanie war es besonders unangenehm, weil die gleichaltrige Tochter von Turners zweimal eine Unterhaltung mit ihr begonnen hatte, als sie zusammen auf den Schulbus warteten. Selbstverständlich hatte Melanie ihr die kühle Schulter gezeigt. Nachdem das Gerücht über das große Vermögen in der Nachbarschaft wie eine Bombe eingeschlagen hatte, hatten einige von Melanies Freundinnen sich beeilt,

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