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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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versicherte sie.
    „Klar wird sie das!“ protestierte Penny und fügte weise hinzu: „Jeder tut es, wenn er einmal hat, was er will. Sie wird in Zukunft jedes Wochenende von Freitag bis Sonntag mit Peter zusammen sein und abends an ihn schreiben oder sich in ihr Zimmer einsperren, um ungestört an ihn denken zu können. Ich sehe ein, daß ich mich sehr selbstsüchtig benehme, aber du weißt nicht, was es für mich bedeutet hat, Liz kennenzulernen. Sie hat mir geholfen, mich von etwas frei zu machen, etwas, das ich — so dachte wohl jeder — mein ganzes Lehen lang sonst mit mir herumgeschleppt hätte.“
    „Was war denn das?“ fragte Cara mit Interesse.
    „Ach, du weißt schon. ,Die graue Maus* — etwas verschroben. Ich kenne den Spitznamen, den Melanie mir gegeben hat und der leider sogar gut zu mir paßt. Du kannst wohl kaum nachfühlen, wie es ist, wenn man immer sozusagen außerhalb des Zaunes steht und die Welt durch die Lücken zwischen den Latten betrachtet, statt mitten drin zu stehen, dazuzugehören.“
    „Kann ich das nicht?“ fragte Cara ruhig zurück.
    „Du kannst nicht begreifen, wie es ist, wenn man den Flur entlanggeht, der voller Leute ist, die einen alle ignorieren.“
    „Im Gegenteil“, widersprach Cara weich, „ich kenne das sogar sehr gut.“
    „Glaube ich nicht“, zweifelte Penny und setzte sich steif auf. Plötzlich kam Leidenschaft in ihre Stimme: „Ich hasse solche Brüche, ich hasse sie!“
    Cara seufzte. „Ich fürchte, das geht jedem so.“
    „Warum sagst du mir nicht offen ins Gesicht, daß ich eifersüchtig bin. Das bin ich nämlich!“
    Cara überlegte ein paar Augenblicke lang. Dann fragte sie ernst: „Sag mir, Penny, warst du auch eifersüchtig auf Marc, als du ihn zum erstenmal trafst?“
    Penny fuhr überrascht hoch: „Lieber Himmel! Natürlich nicht!“
    „Warum nicht?“
    „Warum? Nun, weil er so nett ist. Er behandelt Liz gut. Ich mag ihn selbst gern.“
    „Wenn sich Liz aber Hals über Kopf in ihn verliebt hätte?“
    „Das wäre das beste für sie gewesen“, erklärte Penny prompt. Cara lächelte. „Na, und?“
    Penny schwieg. „Ich weiß, was du meinst“, sagte sie schließlich nach einer Weile. „Ich kann Peter wohl nicht leiden. Ich habe ihn nie gesehen, aber ich hasse ihn.“
    Cara nickte verständnisvoll. „Du hast dich fest entschlossen, ihn zu hassen, weil er Liz Kummer bereitet hat.“
    „Aber fühlst du denn nicht genauso?“ fragte Penny halb erstaunt, halb vorwurfsvoll.
    Cara zögerte. „Ich will es nicht.“
    „Warum nicht?“ Pennys Neugier erwachte sichtlich. „Warum bist du immer so — so neutral? Ich wünschte, ich könnte es auch sein. Warum bemühst du dich, ihn nicht zu hassen, nachdem er unserer Liz weh getan hat?“
    „Weil auf diese Art Vorurteile entstehen“, bekannte Cara ruhig. „Wenn man sich vornimmt, einen anderen Menschen zu hassen, bevor man ihn überhaupt gesehen hat, bevor man überhaupt alles, was ihn betrifft, kennengelernt hat. Ich mag das nicht.“ Sie stand auf und wandte sich zur Tür. „Gute Nacht, Penny. Mach dir keinen Kummer darum.“
    Penny starrte ihr erstaunt nach. Caras Worte hatten die Wirkung einer geschickt gezielten Nadel, die den Ballon von Pennys Empörung mit einem lauten Knall zerplatzen ließ.

16. KAPITEL

    Liz schwebte auf rosaroten Glückswolken. Nicht einmal der Gedanke, daß sie sich Marc gegenüber recht schäbig benommen hatte, konnte ihre selige Stimmung stören. Es war nicht einmal wichtig, daß Peter noch einmal kam. Die Hauptsache war, daß er sie aufgesucht hatte. Es war ein Wunder. Eines jener Wunder, die man sich erträumt, an die man aber nie wirklich zu glauben wagt. Peter und Margaret Hewitt hatten sich getrennt, und er war zu Liz zurückgekommen.
    Was konnte vollkommener sein? Das Leben schenkt so wenige wirklich vollkommene Augenblicke. Liz war schon alt genug, um zu wissen, daß das Schicksal sich nicht sonderlich mühte, seine Gaben so darzubieten, wie die Menschen es gerne wünschten. Man konnte selten von einem Tag sagen: Heute war alles ideal, nichts hätte anders sein dürfen! Vielleicht würde einmal der Hochzeitstag so sein, so wunschlos glücklich und verheißungsvoll? Bei Liz war es bisher jedenfalls so gewesen, daß immer irgend etwas gestört hatte. Entweder regnete es im ungünstigsten Moment, oder der Unterrock schaute unter dem neuen Kleid vor, oder irgend jemand kam zu spät, oder der Kuchen sackte zusammen, oder ein Wort war an der falschen Stelle

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