Maskerade der Liebe
war und wie verführerisch sie duftete . . . Jeder Mann würde sich vergessen. Ungestüm stieß er seine Zunge in ihren warmen Mund und sehnte sich nur noch danach, eins mit ihr zu werden.
Hingebungsvoll schmiegte sie sich an ihn und legte ihm die Arme um den Nacken. Mit den Fingern fuhr sie ihm dort durchs Haar.
In diesem Moment schlug die Uhr Mitternacht. Beide erschraken.
Er riss sich von ihr los und sah sich in seinem nüchternen Studierzimmer um. Er wusste nicht, ob er es noch eine Sekunde länger aushalten konnte, ohne sie zu besitzen. Sie verdiente aber Besseres als diese Umgebung.
„Kommen Sie“, sagte er und zog sie zur Tür.
„Wohin gehen wir?“
„In mein Schlafzimmer. Ich will Sie nicht wie ein Wilder hier auf dem Boden nehmen.“
Sie blieb kurz vor der Tür stehen. „Heißt das, dass Sie mit meinem Vorschlag einverstanden sind? Dass Sie schweigen werden?“
Diese Worte erinnerten ihn in unangenehmer Weise daran, warum sie das Ganze überhaupt tat. Er sah sie an und wünschte sich, dass er den Willen besäße, sie zurückzuweisen, aber er wusste, dass er das nicht mehr vermochte.
Ein Blick auf ihr zerzaustes Haar, die roten Lippen und ihre verhangenen Augen, aus denen die Lust sprach, ließ ihn jegliche Skrupel vergessen. „Ich werde schweigen, wenn ich Sie dafür heute Nacht in meinem Bett haben kann.“ Kurz funkelte sie ihn triumphierend an. Dann legte sie ihm den Finger auf den Mund und zog die Linie seiner Lippen nach. Erneut loderte das Feuer der Leidenschaft in ihm.“
Er biss leicht in ihren Finger und saugte daran, bis sie leise seufzte. Als er ihn wieder losließ, war Jordan erhitzter als zuvor - wenn das überhaupt noch möglich war. „Kommen Sie, und ich werde Ihnen höchste Wonnen bereiten.“
15. KAPITEL
Das Laster ist etwas Verabscheuenswertes. Ich verbanne all seine Erscheinungsformen aus meinem Freundeskreis. Ich würde es auch aus der Wirklichkeit verbannen, wenn ich wüsste, dass mir dann noch etwas anderes bliebe als leere Stühle in meinem Salon.
Fanny Bumey, englische Schriftstellerin, Camilla
Jordans Schlafzimmer stellte sich ganz anders dar, als Emily sich das vorgestellt hatte. Es enthielt natürlich ein riesiges Himmelbett, das ideal für eine Verführung sein musste, auch die üppigen mittemachtsblauen Damastvorhänge fehlten nicht, die von dem verzierten Baldachin aus Mahagoni herabhingen.
Doch wo waren die unzüchtigen Bilder, die erotischen Skulpturen, die das Begehren noch anstacheln sollten? Für einen Mann, der seine Nächte in den Armen von lockeren, leichtfertigen Frauen verbrachte, war sein Schlafzimmer erstaunlich nüchtern und spärlich möbliert. Außer dem Bett befand sich nur ein Schreibtisch und ein Toilettentisch im Raum.
„Hier sind wir also.“ Er verriegelte die Tür. Das Geräusch kam ihr unnatürlich laut vor.
„Ja.“ Gütiger Himmel, sie war tatsächlich in seinem Gemach. Mit ihm allein.
„Werden wir erst einmal das hier los. In Ordnung?“ Er trat von hinten auf sie zu, schob ihr Haare beiseite und begann, ihr Kleid aufzuknöpfen. Sie spürte, wie sich der Stoff teilte und nach und nach ihren Rücken der kühlen Luft aussetzte. Sie erbebte, zum einen vor Kälte, zum anderen vor Furcht.
Jetzt, da er sie auszog, wurde ihr die Tragweite dessen, was sie zu tun bereit war, klar. Wenn das alles vorbei war, würde sie zu Grunde gerichtet sein.
Von einem Mann, der sich mit freizügigen Frauen allzu gern vergnügte, aber ans Heiraten nicht dachte.
Sie konnte sich sowieso nicht vorstellen, ihn zu ehelichen. Dieser Besuch hatte ihr noch einmal deutlich vor Augen geführt, was für ein gewaltiger Unterschied zwischen ihrer beider Herkunft bestand. Dieser Raum zum Beispiel war bereits doppelt so groß wie alle Schlafzimmer im Pfarrhaus zusammengenommen, und das war nur sein Stadthaus.
Wahrscheinlich besaß er mehr als ein Landgut. Seine Gattin müsste eine vollendete Gastgeberin sein, also Fähigkeiten besitzen, von denen Emily nicht einmal zu träumen wagte.
Eine Frau wie Emily war nur zur Geliebten geeignet. Doch auch in dieser Rolle würde sie versagen. Allein die Art und Weise, wie er die vielen Verschlüsse ihres Kleides entschnürte und aufknöpfte, bewies ihr, dass er die Erfahrung besaß, die ihr gänzlich fehlte. Er hatte es offensichtlich schon oft gemacht.
Für sie würde es heute das erste Mal sein. Wenn sie es hinter sich brachte, ohne dass ihm auffiel, wie unerfahren sie noch war, wäre das ein
Weitere Kostenlose Bücher