Maskerade der Liebe
nicht möglich. Er musste es endlich schaffen, die Männer, die hinter ihr her waren, zu verscheuchen - ein für alle Mal.
Selbst wenn Pollock gelogen oder Emily nur einmal geküsst hatte, würde dieser Schuft bestimmt versuchen, mehr zu erreichen, wenn er die Möglichkeit dazu hatte. Vielleicht würde es sogar so weit kommen, wenn sie ihn wiederholt traf. Nein, das durfte so nicht weitergehen. Jordan wollte sie dazu zwingen, dieses gefährliche Spiel zu beenden, bevor es zu spät war.
Jemand klopfte an die Tür. Überrascht sah er auf. „Verschwinde! Ich habe doch gesagt, dass ich nicht gestört werden möchte.“
„Es ist eine Frau hier, die Sie sehen möchte“, erwiderte der Diener.
Eine Frau. Seufzend stellte Jordan das Glas ab. So nannten seine Diener seine weiblichen Bekanntschaften. Normalerweise wagte es keine, ohne seine Aufforderung hierher zu kommen. In den letzten Monaten, seitdem er Emily begegnet war, hatte er nicht einmal eine lüsterne Witwe mit nach Hause gebracht.
Emily. Als könnte eine andere Frau noch seine Aufmerksamkeit erregen!
„Gib ihr Geld, und schick sie weg“, befahl er.
„Das habe ich schon versucht, Mylord. Aber sie will es nicht. Ich habe ihr auch erklärt, dass Sie nicht gestört wer-den möchten, doch sie lässt sich nicht vertreiben. Sie sagt, sie heiße Emily, und Sie würden Sie empfangen.“
Überrascht setzte er sich auf. Emily? Hier? War sie verrückt geworden?
Mit zwei Schritten war er an der Tür und riss sie auf. „Warum hast du das nicht gleich gesagt? Führe sie sofort herauf!“
Der Diener nickte und eilte mit einem erstaunten Gesichtsausdruck davon. Jordan sah auf seine Füße, die nur in Strümpfen steckten, und dann zu seiner Krawatte, dem Cut und der Weste, die über einen Stuhl geworfen waren. Sollte er sich ordentlich anziehen und wenigstens so tun, als brachte sie ihn mit ihrem Erscheinen nicht in eine peinliche Lage?
Warum? Wenn sie töricht genug war, allein hierher zu kommen und ihren Ruf aufs Spiel zu setzen, nur um ihn anzuflehen, es sich noch einmal anders zu überlegen, verdiente sie es, erschreckt zu werden.
„Miss Emily“, verkündete der Diener.
Jordan wandte sich zur Tür, als sie ins Zimmer geführt wurde. Fassungslos blickte er sie an. Sie würde durch seine Aufmachung nicht in Verwirrung gestürzt werden. Es war vielmehr umgekehrt. Was trug sie nur?
Das scharlachrote Kleid, das sie damals in der Oper angehabt hatte - jenes, das er ihr am liebsten vom Leib gerissen hätte. Diesmal jedoch war es noch schlimmer, denn sie trug anscheinend nichts darunter - keinen Unterrock, kein Korsett, vielleicht nicht einmal ein Hemd. Als sie eintrat, schmiegte sich der Stoff an ihre herrlichen Rundungen -der Traum eines jeden Mannes.
Aber er durfte sie nicht berühren, ihr das Kleid nicht abstreifen. Er holte tief Luft und versuchte vergeblich, ruhig zu atmen, als sie auf ihn zutrat. Ihr Lavendelduft stieg ihm in die Nase, betörte seine Sinne. Wie gebannt sah er sie an.
„Mylord?“ fragte der Diener. „Ist das alles?“
„Ja“, antwortete er. „Und diesmal möchte ich wirklich nicht gestört werden.“
Emily errötete, sagte jedoch nichts, als der Diener leise die Tür hinter sich schloss.
„Was, zum Teufel, wollen Sie?“ entfuhr es ihm. „Wie sind Sie hierher gekommen?“
Sie schluckte. „Ich bin aus dem Fenster geklettert und habe eine Mietkutsche genommen. Zum Glück fand ich einen Fahrer, der wusste, wo Sie wohnen.“
„Sie nahmen eine Droschke? In diesem Kleid? Ein Wunder, dass Sie nicht belästigt wurden. “
„Ich trug unterwegs einen Umhang, Ihr Diener bestand jedoch darauf, dass ich ihn ablege.“
„Morgen werde ich ihn erwürgen“, sagte Jordan rau. Niemand sollte es gestattet sein, sie so zu sehen. Niemand außer ihm.
Energisch erinnerte er sich daran, warum sie vermutlich gekommen war. Er ging zur Chaiselongue, ergriff seinen Cognacschwenker und nahm einen tiefen Schluck. Der scharfe Alkohol vermochte aber auch nicht, das Feuer, das in seinen Lenden brannte, zu löschen. Nur eines würde das vermögen, doch obgleich sie mit diesem verführerischen Kleid in seinem Zimmer stand, durfte er der Versuchung nicht nachgeben.
Er weigerte sich, sie anzusehen. Wenn er es tun würde, könnte man ihn vermutlich für seine Handlungen nicht mehr verantwortlich machen. „Ich nehme an, dass Sie in diesem Aufzug hierher kamen, weil Sie mich von meinem Plan abbringen wollen. “
„Nein.“
Diese sanft gesprochene Antwort
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