Maskerade der Liebe
sah sie auch ohne.“
„Wie lange?“
Jordan warf ihm einen finsteren Blick zu, ehe er sich wieder den Tanzenden zuwandte. Er konnte sich vorstellen, was Ian sagen würde, wenn er zugab, dass er ihr Gesicht nur kurz im Mondlicht gesehen hatte.
„Da du schweigst, nehme ich an, dass es doch nicht lange genug war. “
„Das war es durchaus.“
Nun tanzte sie mit Pollock. Voller Eifersucht erinnerte er sich daran, dass Pollock den heutigen Abend dazu benutzen wollte, eine Frau zu finden, die er lieben könnte.
Nun, sie wird es jedenfalls nicht sein, Pollock, dachte Jordan. Sie war nicht für Pollock bestimmt. Wenn irgendjemand sie haben durfte, dann er, Jordan, - und er war nicht an einem unverbindlichen Amüsement interessiert.
Im Moment allerdings hätte es ihm schon genügt, wäre sein Verlangen gestillt worden. Am liebsten hätte er sie zurück in den Garten gezogen und sich auf sie geworfen.
„Mein Gott“, sagte Ian trocken, „diese Emily muss einen ziemlichen Eindruck bei dir hinterlassen haben, wenn du dich nach einer so kurzen Begegnung noch so gut an sie erinnerst.“
Jordan bedachte diese Bemerkung mit eisigem Schweigen. Wie sollte er erklären, welche Wirkung sie in jener Nacht auf ihn gehabt hatte? Er verstand es ja selbst nicht.
Nach einer Weile erklärte er: „Es war jedenfalls genug, um überzeugt zu sein, dass diese Frau nicht Lady Emma, sondern Emily Fairchild ist, die in eine Nesfield-Intrige verwickelt zu sein scheint. “
„Dieser Mann ist der humorloseste und wichtigtuerischste Mann in ganz England. Warum sollte er etwas so Riskantes tun und seinen Ruf aufs Spiel setzen?“
„Ich weiß nicht. Aber ich bin mir sicher, dass es dieselbe Frau ist.“
„Nun, ich hoffe, dass du nicht Recht hast.“
„Warum?“ Ein schrecklicher Gedanke kam ihm. Auch Ian beobachtete nun Lady Emma, und sein unübersehbares Interesse ließ Jordan erneut vor Eifersucht zittern. „Du denkst wohl nicht daran, ihr statt Lady Sophie den Hof zu machen?“
Ian warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. „Vielleicht schon. Ich möchte endlich die Suche nach einer Gattin zu Ende bringen.“
Blackmore über kam eine solche Wut, dass er selbst davon überrascht war.
„Wenn ich allerdings den mörderischen Ausdruck in deinen Augen bedenke“, fuhr Ian belustigt fort, „werde ich es wohl besser unterlassen. Ich bin niemand, der um eine Frau kämpft.“
Der Teufel sollte diesen Mann holen! Er hatte nur Jordans Reaktion geprüft. „Es ist mir ganz gleich, ob du dieser Frau den Hof machst“, knurrte er. „Aber erwarte nicht, dass ich dich tröste, wenn ich Recht gehabt habe.“
Ian lachte. „Wenn ich es mir recht überlege, glaube ich nicht, dass Lady Emma zu mir passt. Nach zwei Tänzen mit ihr kann ich das mit Sicherheit sagen. Lady Sophie entspricht doch eher meinen Vorstellungen. Ich möchte eine schlichte Frau und keine schäkernde, temperamentvolle Schottin. Ich schätze es nicht, wilde Füllen zähmen zu müssen.“
Jordan hatte nichts dagegen, dies zu übernehmen. Nach dem Kuss zu urteilen, konnte Lady Emma einen frommen Mönch dazu bringen, sein Zölibatsgelübde zu vergessen. Und Jordan war kein Mönch.
Aber falls sie wirklich Emily war, musste er sich nicht zurückhalten, wenn er sie verführen wollte. Denn das würde bedeuten, dass sie eine in ein Komplott verwickelte Lügnerin war und gar nicht so unschuldig, wie er angenommen hatte. Aus einem unerfindlichen Grund ließ ihn diese Möglichkeit noch zorniger werden. Er hatte Emily Fairchild so gemocht, wie sie gewesen war.
„Schau sie dir an“, bemerkte Jordan erbost. Sie hatte einen neuen Tanzpartner, diesmal diesen Narren Wilkins. „Sie ist wirklich eine vorzügliche Schauspielerin. Ich werde sie schon noch entlarven.“
„Aber warum? Was hat es mit dir zu tun?“
„Wenn sie eine Betrügerin ist, müssen das die Leute wissen. “ Das war zwar nicht seine Überzeugung, aber Ian wäre mit dieser Erklärung gewiss zufrieden.
Dies erwies sich allerdings als Irrtum.
„Was für ein Unsinn! Du tust das nicht zum Wohl der Gesellschaft. Du willst diese junge Dame, und zwar um jeden Preis. Du bist in eine jener Frauen verliebt, die du immer meiden wolltest.“ Ians selbstzufriedenes Lächeln vertiefte sich. „Welch eine süße Rache für all jene weiblichen Geschöpfe, die sich Hals über Kopf in dich verliebten und nur einen kühlen Blick ernteten.“
„Mach dich nicht lächerlich! Derartige Gefühle kenne ich nicht. Dafür habe ich mich
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