Maskerade der Liebe
sie.
Sie schwieg.
„Ihr Vater hat vielleicht etwas dagegen, wenn Sie von einem Mann ohne Titel verehrt werden. Aber ihr in Schottland seid in dieser Hinsicht nicht so wählerisch wie wir Engländer. Wenn Sie ihm erklären würden, dass ich für Sie sorgen könnte, würde so etwas doch keinen Unterschied machen.“
„Sie irren sich. Sowohl mein Vater als auch meine Mutter wollen, dass ich mich gut verheirate. In dieser Hinsicht verhalten sie sich sehr englisch.“
Als er sie niedergeschlagen ansah, tat er ihr Leid. „Sie wissen natürlich, dass ich mich um Titel nicht schere. Sie sind ein sehr netter Mann, und ich bin mir sicher, dass Sie ein guter Gatte für jemand sein werden. Aber ich könnte die Wünsche meiner Eltern nicht ignorieren, indem ich Ihnen erlaube, mir den Hof zu machen. Ich bin überzeugt, dass Sie das verstehen.“
Ihr Versuch, ihre Abweisung ein wenig abzumildern, ermutigte ihn. Sein Gesicht erhellte sich wieder, und er fasste sie um die Taille, dann zog er sie näher an sich. Ihr Fächer fiel ihr aus den Fingern und schwang an ihrem Handgelenk hin und her.
„Es ist mir ganz gleich, wie Ihre Eltern das beurteilen“, flüsterte er und war ihr nun so nahe, dass ihr der aufdringliche Geruch seines Toilettenwassers in die Nase stieg.
„Wenn das alles ist, was Ihnen Sorgen macht, denken Sie nicht daran. Elterliche Erlaubnis ist für eine Ehe nicht immer nötig.“ Er zwinkerte vertraulich. „Wie Sie wissen, gibt es Orte, wo man auch ohne Genehmigung heiraten kann.“ Hatte er dasselbe zu Sophie gesagt? Emily löste sich aus seiner Umarmung. „Mr. Pollock, Sie sind etwas voreilig. Sie wollen doch nicht vorschlagen, dass wir fliehen sollten?“ „Nicht, wenn es nicht nötig ist. Aber ich würde unser Glück nicht von so etwas Nebensächlichem abhängig machen wie die elterliche Erlaubnis zu einer Vertiefung unserer Bekanntschaft.“
Meinte er das ernst? Sie zwang sich dazu, ihre Stimme nicht aufgeregt klingen zu lassen. „Sie machen Scherze. Verehren Sie eine Dame immer so, indem Sie ihr vorschlagen, ihre Familie zu verlassen und sich einer unsicheren Zukunft auszusetzen?“
„Wenn Sie meine Aufrichtigkeit anzweifeln, Lady Emma, so seien Sie überzeugt, dass ich es sehr ernst meine. Ich werde tun, was nötig ist, um Sie für mich zu gewinnen. Lassen Sie sich das eine Warnung sein.“
Emily schauderte, als er ihre Taille erneut fest umschloss. Hier durfte sie nicht länger bleiben. „Sie haben kein Recht, so mit mir zu sprechen.“ Sie versuchte, sich seiner Umarmung zu entziehen, doch er ließ sie nicht los. Furcht erfasste sie. „Mr. Pollock, ich könnte niemals die Wünsche meiner Eltern außer Acht lassen und würde niemals fliehen. Sie müssen meine Mutter auf die übliche Weise davon in Kenntnis setzen.“
Nun zog er sie noch enger an sich. Er mochte zwar ein Dandy sein, war aber überraschend stark. „Sie haben bereits gesagt, dass sie es nie erlauben würden, wenn ich Ihnen den Hof machte. Das lässt uns nur eine Wahl. Außerdem weiß ich, dass Sie nicht immer so zurückhaltend sind.“ Zorn zeichnete sich in seinem wächsernen Gesicht ab. „Ich bin Ihnen und Lord Blackmore gefolgt, als Sie im Garten von ,Merrington‘ spazieren gingen. Ich sah, wie Sie ihn küssten.“
Sie erschrak. Er hatte sie gesehen? Herr im Himmel! Es war klar, was Mr. Pollock von ihr denken musste.
Alle warnenden Geschichten, die ihr jemals erzählt worden waren, fielen ihr ein - über Männer, die junge Frauen gegen ihren Willen entführten, Männer, die so dringend heiraten wollten, dass sie alles taten, um die Frau ihrer Wahl zu bekommen. Verzweifelt schaute sie sich im Garten um, konnte aber niemand sehen. Ihr Vorhaben entwickelte sich überhaupt nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte.
„Es verhielt sich völlig anders, als Sie vielleicht meinen“, begann sie.
„Oh, ich halte Ihnen Ihr Benehmen nicht vor. Blackmore kann sehr überzeugend wirken. Die Tatsache, dass Sie ihn gestern Abend und erneut heute zurückgewiesen haben, gab mir den Mut, mit Ihnen zu sprechen. Sie müssen also eingesehen haben, dass er für eine Frau, die so leidenschaftlich ist wie Sie, viel zu kalt ist.“
Er strich mit den Fingern über ihren Nacken. „Aber wir beide sind uns sehr ähnlich. Ich kann Ihre Bedürfnisse viel mehr befriedigen, als Blackmore das je schaffen würde.“
Pollock hob ihr Kinn an, damit er sie küssen konnte. Feuchte Lippen pressten sich auf ihren Mund. Angewidert trommelte sie mit
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