Maskerade der Liebe
geformte Säulen und besaß ein reich verziertes Dach. Auf dem Weg dorthin waren nur das Knirschen ihrer Stiefel auf dem Kiesweg und das Zwitschern einer Nachtigall zu vernehmen.
„Sie haben es Blackmore heute wahrhaftig gezeigt“, meinte Mr. Pollock vertraulich. „Ich wette, dass er Sie nicht mehr belästigen wird.“
Sie wünschte, dass er Recht hatte, vermutete aber auch, dass Mr. Pollocks Bemerkung nur seine eigenen Hoffnungen enthüllte. Lord St. Clair hatte Recht: Der junge Mann schien Jordan missgünstig gestimmt zu sein. Sie konnte sich nur vorstellen, dass er ihm den Titel und die gesellschaftliche Stellung neidete.
Andererseits besaß Mr. Pollock Dinge, die Jordan nicht hatte - wie zum Beispiel ein Herz, das nicht aus Stein war.
„Ich wollte es ihm nicht zeigen“, sagte sie wahrheitsgemäß. „Ich habe nur versucht, ihn davon abzubringen, Gefühle ins Lächerliche zu ziehen.“
„Ich befürchte, dass Ihnen das nicht gelingen wird.“ Als sie nun in der Laube eintrafen, holte Mr. Pollock sein Taschentuch hervor und staubte eine der Marmorbänke für sie ab. „Aber sprechen wir nicht über Blackmore. Reden wir lieber über Sie.“
„Über mich?“ Sie setzte sich. „Was soll ich über mich sagen?“ Sie wollte lieber über Sophie sprechen.
Die untergehende Sonne beleuchtete sein Gesicht, das einen nachdenklichen Ausdruck hatte. „Ich könnte nun mit den üblichen Schmeicheleien beginnen, von Ihrem wundervollen Haar schwärmen, Ihren vollen roten Lippen. Aber ich befürchte, dass eine schöne Frau wie sie so etwas schon oft genug gehört hat. Und ich will Sie nicht langweilen.“ „Es langweilte mich nicht, sondern ich finde es lächerlich. Ich bin durchaus nichts Besonderes.“ Unbehaglich spielte sie mit ihrem Fächer, der an ihrem Handgelenk hing, und fragte sich, wie sie "die Unterhaltung auf ein anderes Thema lenken könnte. Da fiel ihr etwas ein. „Mein Aussehen lässt sich nicht mit dem meiner Cousine vergleichen. Mit ihrer milchweißen Haut und ihrem schwarzen Haar ist sie doch wunderschön. Finden Sie nicht auch?“
„Lady Sophie kann Ihnen nicht das Wasser reichen.“ Zu ihrer Überraschung setzte er sich und nahm ihre Hände in die seinen. „Genauso, wie der Mond seine Schönheit verliert, wenn die Sonne erscheint, so verhält es sich mit Lady Sophies Aussehen und dem Ihren.“
Noch kein Mann hatte so poetisch zu ihr gesprochen. Allerdings hatte sie nicht den Eindruck, als würde es dazu beitragen, ihre Bekanntschaft auf einer unverbindlichen Ebene zu halten. Sie versuchte, ihm die Hände zu entziehen, aber er hielt sie nur noch fester. „Mr. Pollock, bitte lassen Sie mich los.“
„Nicht, bis ich Ihnen mein Herz ausgeschüttet habe.“ Im Dämmerlicht nahm sie seine Gesichtszüge nur noch verschwommen wahr, aber sie konnte noch immer das Glitzern in seinen hellblauen Augen erkennen. „Ich glaube, dass Sie vielleicht auch ein wenig für mich empfinden. Sonst hätten Sie nicht Blackmore meinetwegen zurückgewiesen. Auch Ihr Wunsch, mit mir hier allein zu sein, zeigt es mir deutlich.“
Oje, er hatte alles missverstanden! „Mr. Pollock . . .“ „Sagen Sie noch nichts. Zuerst möchte ich Ihnen gestehen, was ich für Sie empfinde. Zweifelsohne haben Sie viele Verehrer. Ich kann Sie nur bitten, mich zu ihnen zu zählen und mir dieselben Gelegenheiten zu geben, unsere Bekanntschaft zu vertiefen.“
Wie schrecklich! „Ich verstehe nicht. Ich habe geglaubt, dass Sie sich für meine Cousine interessieren.“ Sie entzog ihm ihre Hände und rückte ein Stück von ihm fort. „Ich ahnte ja nicht, dass Sie etwas für mich empfinden. Sie kennen mich doch kaum.“
Er rückte wieder näher. „Seit heute kenne ich Sie gut genug. Auch Ihre Cousine kannte ich kaum besser, als ich ihr den Hof machte. Doch da erschienen Sie und veränderten alles. Denn ich musste feststellen, dass der geringere Schatz der Familie als Erstes gezeigt wurde. Der höchste blieb bis zum Schluss verborgen. Sie sind wahrhaftig ein Diamant erster Güte.“
Blumen, Gestirne und nun Juwelen. Sprach er jemals anders als bildhaft? Offenbar waren seine Gefühle für Sophie oberflächlich gewesen, denn sonst hätte er sich nicht so leicht einer anderen zuwenden können. Sie durfte ihm nicht erlauben, so weiterzusprechen, ganz gleich, was Lord Nesfield erwartete. „Bitte sagen Sie nichts mehr. Sie und ich könnten niemals ... Es wäre nicht möglich . . .“
„Ich weiß, was Sie sagen wollen“, unterbrach er
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