Maskerade der Liebe
der Lage?“
„Ja, natürlich. Dann können wir herausfinden, was Jordan . . . ich meine Lord Blackmore . . . Lord St. Clair erzählt hat. Ich möchte es so bald wie möglich erfahren.“
„Und wenn Blackmore da ist?“
Emily hob das Kinn. „Das macht nichts. Ich habe keine Angst vor ihm.“
Aber das stimmte nicht. Sie fürchtete sich vor ihm - vor dem sündhaften Verlangen, das er in ihr auslöste, vor der Anziehungskraft, die er auf sie ausübte. Und diese, ließ sie sich treiben, könnte ihr Leben ruinieren.
Und sie fürchtete sich davor, dass er ihr Geheimnis lüften würde. Er hatte zwar gesagt, dass sie ihm etwas bedeutete, Aber was hieß das schon? Er hatte ihr auch klargemacht, dass er sich durch so etwas Törichtes wie Mitleid nicht beeinflussen ließ.
„Sind Sie in ihn verliebt?“ fragte Lady Dundee weich. Erschrocken riss Emily die Augen auf. „Verliebt? Natürlich nicht! Wie könnte ich mich in einen Mann verlieben, der in ganz anderen Kreisen verkehrt? Er würde mich niemals heiraten. Selbst als er mich noch für Lady Emmas hielt, war er nur an einem interessiert.“ Sie hielt inne und errötete.
„An der körperlichen Anziehungskraft, meinen Sie?“ Lady Dundee stellte ihren Fuß auf einen Schemel. „Glauben Sie, ein Mann wie er folgt einer Frau nicht durch die ganze Stadt, nur weil er sie begehrt. Er könnte an andere Orte gehen, um diese Bedürfnisse zu befriedigen.“
„Er folgte mir, weil er mich entlarven wollte“, sagte sie bitter.
„Tat er das? Scheint ein großer Aufwand zu sein, nur um zu beweisen, dass eine Frau ohne besondere gesellschaftliche Stellung eine Hochstaplerin ist. Was würde er damit gewinnen?“
„Ich weiß es nicht. Schon oft habe ich mich gefragt, warum er so aufdringlich ist. Vielleicht verletzt es sein moralisches Empfinden, wenn ich mich in dieser Maskerade seinen Freunden zeige. “
„Moralische Empfindungen? Blackmore? So viel ich von ihm gehört habe, scheint er seine moralischen Empfindungen ausschließlich im Parlament zu offenbaren. Privat ist er wohl genauso unmoralisch wie seine Freunde. Nein, er interessiert sich für Sie. Bei meiner Ehre, davon bin ich überzeugt.“
„Dann wäre Ihre Ehre ruiniert“, gab Emily zurück.
„Das werden wir noch heute Abend sehen. Und denken Sie daran - wenn er seinem Freund etwas erzählt hat, ist das nicht Ihre Schuld.“
„Ich wünschte, Ihr Bruder würde das auch so sehen.“ Auf einmal fiel ihr etwas Schreckliches ein. „Sie werden doch Lord Nesfield nichts von unserer Unterhaltung verraten, oder?“
„Natürlich nicht. Randolph würde übertrieben reagieren, wie er das immer tut. Machen Sie sich jetzt keine Sorgen mehr darüber.“ Lady Dundee blickte sie einen Moment unverwandt an. „Gehen Sie nun, meine Liebe, und ruhen Sie sich aus. Sie müssen heute Abend frisch sein. Wir beide werden die Sache schon durchstehen, glauben Sie mir!“
Dankbar ergriff sie die Hand der Countess und küsste sie. „Vielen Dank, dass Sie mein Geheimnis nicht Ihrem Bruder verraten, Lady Dundee. Und dass Sie nicht darauf bestehen, ich solle das Maskenspiel abbrechen.“
Die Augen der Dame funkelten belustigt. „Das Maskenspiel abbrechen? Wenn es gerade so interessant wird? Ganz gewiss nicht.“ Emily erhob sich, um das Zimmer zu verlassen.
Ophelia fügte noch hinzu: „Ach, und noch etwas, meine Liebe. Tragen Sie heute Abend das rote Samtkleid.“
Emily errötete. Sie hatte sich vorgenommen, gerade dieses Kleid niemals anzuziehen. „Aber es ist so ... so freizügig. Meinen Sie nicht, dass es einen viel zu tiefen Ausschnitt für ein Mädchen hat, das ihr gesellschaftliches Debüt gibt?“
„Papperlapapp! Wir gehen schließlich in die Oper. Dort ziehen sich alle auffällig an. Nun ruhen Sie sich aber aus. Es wird schon alles gut werden, da bin ich mir sicher.“
Jordan ging eilig den sandigen Pfad entlang, die Hände tief in den Manteltaschen. Nachdem er Ian beobachtet hatte, wie dieser im Haus von Lord Nesfield verschwunden war, hatte er seine Kutsche zurückgelassen und war zu Fuß gegangen.
Ian würde sicher annehmen, dass er dem Gespräch über Lady Emma ausweichen wollte. Das stimmte zwar, war aber nicht der eigentliche Grund, warum er zu Fuß unterwegs war. Ein Spaziergang half ihm meist, mit Zorn und Verdrossenheit zurechtzukommen, augenblicklich hatte sich beides so festgesetzt, dass er wahrscheinlich einige Meilen zurücklegen musste, um sich wieder besser zu fühlen.
Was sollte er mit Emily tun?
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