Maskerade der Liebe
sie so viele andere Dinge zu bewältigen hatte. „Ich glaube, für den Augenblick sind wir ihn los.“
„Ja.“ Emily rang sich ein Lächeln ab. „Ich werde mich eine Weile hinlegen. Meine Kopfschmerzen, wissen Sie. “ Sie hatte sich bereits zur Tür gewandt, als Ophelia sagte: „Warten Sie einen Moment, meine Liebe. Bevor Sie sich zurückziehen, möchte ich noch erfahren, was im Museum vorgefallen ist.“
Emily versteifte sich. „Nichts ist vorgefallen. Ich habe Ihnen doch schon erzählt, dass Lord St. Clair . . .“
„Sie wissen ganz genau, dass ich das nicht meine.“ Emily sank der Mut, als sie sich zur Countess umdrehte. Sie hatte gehofft, dass Lady Dundee sie nicht auf den Vorfall ansprechen würde. Eigentlich hätte sie die Dame inzwischen besser kennen müssen.
Die Countess klopfte auf den Platz neben sich. „Kommen Sie hierher, und erzählen Sie mir, was mit Blackmore geschehen ist.“
Emily begehrte beinahe auf. Hatte sie heute nicht bereits genug durchgestanden? Der bloße Gedanke an ihr Zusammentreffen mit Jordan trieb ihr die Tränen in die Augen. Seine leidenschaftlichen Liebkosungen. Die entsetzlichen Dinge, die sie ihm gestattet hatte. Jeder Augenblick war süßeste Qual gewesen. Und dann zu erfahren, dass es ihm überhaupt nichts bedeutet hatte. . . Dieses beschämende Erlebnis konnte sie Lady Dundee niemals offenbaren.
Andererseits brauchte sie einen Rat. Was wäre, wenn Jordan es jemand anders erzählen würde? Was sollte sie tun? Die Einzige, die ihr jetzt helfen konnte, war die Countess. Es wäre eine Katastrophe gewesen, so etwas Lord Nesfield gestehen zu müssen.
„Also?“ fragte Lady Dundee und riss Emily aus ihren Überlegungen.
Erschöpft ließ sie sich neben der Countess nieder. Vielleicht war es an der Zeit, Jordans Interesse an ihr zu beichten. So könnte sie die Wahrheit sagen, ohne zu verraten, was an diesem Nachmittag geschehen war. „Lord Blackmore und ich besuchten einen privaten Teil des Museums.“
„Ich wusste es! Dieser ganze Unsinn mit der Kutsche . . . Hat er versucht, sich Ihnen zu nähern? Ich schwöre Ihnen, dass ich den Schuft erwürgen werde, wenn . . .“
„Darum ging es gar nicht.“ Sie verstummte einen Moment und schluckte schwer. „Er weiß, wer ich wirklich bin.“
Die Countess blickte sie völlig fassungslos an. „Was? Aber wie ist das möglich?“
Ohne Lady Dundee anzusehen, erzählte sie ihr ihre Geschichte: Wie sie Jordan getroffen hatte, was passiert war, wie er sie später erkannt und dann versucht hatte zu beweisen, dass sie Emily Fairchild war. Ohne zu verraten, was noch passiert war, berichtete sie Ophelia, dass er sie schließlich in eine Falle gelockt hatte, damit sie ihre wahre Identität offenbaren musste.
„Sein Interesse an mir“, schloss sie, wobei sie ihre Hände betrachtete, „besteht also nur in seinem Wunsch, mich zu entlarven. Das ist ihm heute dank meiner Ungeschicklichkeit auch gelungen.“
Ängstlich wartete sie auf die Reaktion der Countess. Würde Lady Dundee ihr Vorhalten, dies nicht schon früher berichtet zu haben? Oder würde sie sogar sofort mit dieser Neuigkeit zu Lord Nesfield eilen?
Als sie keine Antwort erhielt, konnte es Emily nicht länger ertragen. Sie schaute auf und erwartete, einen vorwurfsvollen Ausdruck auf Lady Dundees Gesicht zu finden. Aber sie lächelte. Herr im Himmel!
„Das ist wirklich interessant. Er kannte also Ihre wahre Identität die ganze Zeit über? Und trotzdem hat er niemandem etwas davon verraten. Höchst seltsam!“
„Er hat sie nicht gekannt, er hat es nur vermutet. Ich glaube nicht, dass er irgendetwas gesagt hätte, ohne sich dessen sicher zu sein.“
„Aber heute hat er herausgefunden, dass er Recht hatte. Sie haben ihn doch gebeten, niemand davon zu erzählen, nicht wahr?“
„Ja, nur weiß ich nicht, ob er sich daran halten wird.“ „Heute Nachmittag tat er es zumindest.“
„Das stimmt.“ Emily überlegte einen Moment, ehe sie meinte: „Andererseits ist er niemand, der so etwas öffentlich herumerzählen würde. Wenn er es Lord St. Clair verrät, wird er das unter vier Augen tun. Wir müssen den Viscount genau beobachten, sein Verhalten wird uns zeigen, ob er etwas weiß.“
Lady Dundee straffte die Schultern. „Während Sie mit Blackmore verschwunden waren, lud uns St. Clair für den heutigen Abend in die Oper ein. Er hat sich eine Loge reservieren lassen. Ich dachte, es wäre gut zuzusagen, was ich auch tat. Was meinen Sie? Fühlen Sie sich dazu in
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