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Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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am Familienleben teil. Die letzten Tage hatte ich ausschließlich in Gesellschaft von George und Hetty verbracht und auch die redselige Tante nur selten zu Gesicht bekommen. Einmal hatte sie mir zur Verlobung gratuliert und ausgerufen, daß man es bereits nach wenigen Tagen bemerke, was für einen wohltuenden Einfluß ich auf ihren lieben, lieben George ausüben würde. Ich hatte mich verlegen bedankt und mich nicht wohl dabei gefühlt Ich fragte mich, wie wir diese angebliche Verlobung je wieder lösen könnten, ohne ein skandalöses Aufsehen zu erregen. Es war typisch für George, daß er sich keine Gedanken über die Konsequenzen seiner Handlungen machte. Ich staunte darüber, daß ich auf einmal so kritisch über ihn dachte. Genau genommen hatte sich mein Verhältnis zu ihm wirklich geändert. Er war nicht mehr der makellose, strahlende Held, als den ich ihn in Winchester gesehen hatte. Ein paar Tage des Zusammenlebens zeigten mir doch deutlich seine Nachteile und Fehler. Und dennoch, ich war gerne mit George beisammen, ich fühlte mich wohl in seiner Gesellschaft, ich genoß es, mit ihm zu lachen und zu plaudern, auch wenn wir manchmal dabei in Streit gerieten. Kurz, ich mochte George noch immer außerordentlich gern.
    Daher schob auch ich das Problem der Verlobungsauflösung beiseite. Sollte uns diese Auflösung nicht gelingen, dann würden wir eben wirklich heiraten, dachte ich unbekümmert. Schließlich war ich sicher, daß auch George mich gerne mochte. Unabhängig davon, ob George das Erbe seiner Großmutter würde antreten können oder nicht, meine Mitgift würde ausreichen, um uns eine sorgenfreie Zukunft zu ermöglichen. Es gab viele, durchaus glückliche Ehen in meinem Bekanntenkreis, die nicht aus der großen Liebe heraus geschlossen worden waren, warum sollten wir nicht auch so eine führen? Seltsamerweise schoben sich bei diesen Gedanken zwei dunkle, fast schwarze Augen in meine Erinnerung, die mich skeptisch anblickten.
    Ich traf mich an diesem Morgen mit Hetty und George zur gewohnten Stunde, und gemeinsam betraten wir das Frühstückszimmer. Wir waren eben dabei, fröhlich Pläne für unser Tagesprogramm zu machen, als wir abrupt verstummten. Das Bild, das sich uns in diesem Raum bot, traf uns völlig unerwartet. Ihre Gnaden hatte das Bett verlassen und saß nun in einem breiten Lehnstuhl am Kopfende der langen Tafel aus poliertem Holz. Waren wir in den vergangenen Tagen immer nur von einem Lakaien bedient worden, so schien heute die gesamte Dienerschaft versammelt zu sein. Mrs. Plusbellow, die unermüdliche Kammerfrau, legte eben eine leichte Decke über die Schultern ihrer Herrin. Miss Heather, die an der Längsseite des Tisches zur Linken ihrer Cousine saß, verhielt sich ungewohnt schweigsam und blickte uns mit einem nervösen, fahrigen Lächeln entgegen.
    »Ha, da seid ihr ja!« brummte die Gastgeberin, »reichlich spät, wie ich feststellen muß!«
    George stürzte unverzüglich an die Seite seiner Großmutter und zog ihre Hand an seine Lippen. Ein Verhalten, das ihr nicht zu behagen schien. Mir auch nicht Ich mochte es nicht, ihn so unterwürfig zu sehen, nicht einmal seiner herrischen Großmutter gegenüber. »Aber, liebste Großmutter«, sagte er auch schon, »wenn wir gewußt hätten, daß du uns heute die Ehre gibst…«
    »Pah, die Ehre gibst«, äffte ihn die alte Dame nach, »ich geb’ euch nicht die Ehre in meinem eigenen Haus!« Sie funkelte George an. Hetty und mir schenkte sie keine Beachtung. Dann fragte sie unvermittelt: »Wo ist Max? Warum kommt er nichts«
    »Aber, weißt du denn nicht mehr, Großmutter«, warf ihr Enkel vorsichtig ein, »du selbst hast ihm doch das Haus verboten.«
    »Blödsinn!« widersprach die Herzogin energisch. »Max wollte Maria Stainsfield nicht heiraten. Recht hatte er! Ich habe diese verzopfte Miss auch nie leiden können. Sophia Matthews gefällt mir besser. Max soll Sophia Matthews heiraten.«
    Wahrend ich, unfähig mich zu rühren, dastand und meiner Gastgeberin entgeistert entgegenblickte, fing Hetty nervös zu kichern an.
    »Aber, liebe Großmutter«, warf George nun schon ein bißchen energischer ein, »Sophia ist doch mit mir verlobt! Weißt du denn nicht mehr, du hast doch als Bedingung… ich meine, du hast sie doch für mich ausgewählt.« Er blickte etwas hilflos zuerst zu Hetty und dann zu mir.
    Die anwesende Dienerschaft hatte längst mit ihrer Arbeit innegehalten und verfolgte aufmerksam das interessante Schauspiel, das sich ihnen

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