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Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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im Ballsaal, nicht wahr?«
    »Du kannst doch nicht…«, stammelte ich.
    »Und ob ich kannl« rief er fröhlich und faßte mich an der Hand. »Du wirst schon sehen.«
    »Aber Jojo, so sei doch vernünftig«, wandte ich ein, während er sich daranmachte, die hellblaue Maske über seinen Augen zu befestigen. »Wenn dich jemand erkennt! Wenn man dich fragt, wie du auf diese Veranstaltung kommst… «
    »Dann sage ich einfach, ich bin eingeladen«, erwiderte er gelassen und zog mich in Richtung Terrasse.
    »Aber wenn man dich fragt…«, wagte ich einen letzten Versuch.
    »Sei unbesorgt, keiner wird mich fragen! Und nun komm mit. Wenn ich mich nicht irre, ist das ein Walzer, den die Kapelle da anstimmt.«
    Was blieb mir also anderes übrig, als mich von Jojo in den Ballsaal zurückbegleiten zu lassen? Auf der Tanzfläche verbeugte er sich leicht und warf mir einen Blick zu, der meine Knie ganz weich werden ließ. Als wir uns schließlich im Walzertakt drehten, war ich zu keinem vernünftigen Gedanken mehr fähig. Ich spürte nur mehr seine Nähe, roch den Duft seines feinen Rasierwassers und schwebte wie auf Wolken. Ich wünschte, dieser Tanz würde nie mehr enden und ich könnte bis ans Ende meiner Tage in diesen starken Armen liegen und mich rundherum glücklich fühlen.
    Doch natürlich hatte dieser Tanz einmal ein Ende. Jojo verbeugte sich korrekt und ich versank in einen tiefen Knicks.
    »Noch einen Tanz?« fragte er, als ich wieder hochkam. Ichblickte ihn strahlend an und nickte. Ob uns die teute wohl schon mißtrauisch beobachteten? Ob sie sich schon fragten, wer dieser unbekannte Mann war, der mit dem Schützling der Gastgeberin tanzte? In diesem Augenblick wäre es mir völlig gleichgültig gewesen. Ich hätte auf jeden Fall den nächsten Tanz mit Jojo getanzt. Dennoch riskierte ich einen verstohlenen Blick zur Seite. Niemand schenkte uns Beachtung. Aufatmend blickte ich zu meinem Tanzpartner hinauf und begegnete dem höchst amüsierten Blick, den er mir durch seine hellblaue Maske zuwarf. Die Kapelle stimmte den nächsten Tanz an, eine flotte Polka diesmal. Auch diesen Tanz beherrschte Jojo mit Bravour, und wir fegten in raschem Tempo über die Tanzfläche.
    »Mach’s gut, Sophia«, sagte Jojo, als dieser Tanz zu Ende war und wir uns erhitzt und etwas schwindlig gegenüberstanden. »Ich verabschiede mich jetzt besser. Wir sehen uns bald wieder, ich versprech es dir.«
    Mein Hals war wie zugeschnürt. Ich brachte kein Wart hervor. So konnte ich nur stumm nicken, während Jojo meine Hand an seine Lippen zog und dann in der Menge verschwand. In diesem Augenblick spielte die Kapelle einen Tusch.
    »Mitternacht!« rief George von der Orchesterbühne her. »Demaskierung!«
    O Gott, fuhr es mir durch den Kopf, ob Jojo es wohl noch rechtzeitig gescharrt hatte, aus dem Saal zu kommen? Ich blickte mich nach allen Richtungen um, doch von einem schwarzen Domino mit blauer Augenmaske war nichts mehr zu sehen.

XI.
    An den folgenden Tagen schwebte ich wie auf Wolken. Ich war mir sicher, daß Jojos riskantes Erscheinen auf dem Maskenball der Herzogin nur bedeuten konnte, daß er in mich verliebt war. Und so verrückt dieser Gedanke auch war, auch ich hatte mich in ihn verliebt. Tief drinnen in meinem Innersten wußte ich, daßes absurd war, sich in einen gemeinen Straßenräuber zu verlieben. Ich wußte nichts über ihn, außer daß er mit seiner Bande in einer verlassenen Gastwirtschaft hauste. Einem Wirtshaus, dessen Wirt irgend etwas zugestoßen war, wie ich von dem Gastwirt erfahren hatte, in dessen Schankstube der Steckbrief hing. Und ich wußte, daß Jojo vom Straßenraub lebte. Der feurige Rotfuchs, der vornehme Anzug, das teure Rasierwasser, vermutlich alles Beute von Raubzügen. Wie war es möglich, daß ich eine Liebe zu diesem Mann auch nur in Erwägung ziehen konnte?
    Ich klammerte mich an den Gedanken, daß Jojo schon bessere Tage gesehen haben mußte. Er pflegte eine kultivierte Sprache, war intelligent und überraschend gebildet. Sicher war er unverschuldet in die Lage gekommen, in der er sich nun befand. Mit solchen und ähnlichen Überlegungen versuchte ich, meine Gefühle vor mir selbst zu rechtfertigen. Vor der Gesellschaft würde ich sie nie rechtfertigen können. Darum konnte es für diese Liebe keine Zukunft geben. Obwohl ich mir das alles eingestand, war ich seltsamerweise nicht am Boden zerstört. Nein, ich schob jeden Gedanken an die Zukunft einfach beiseite. Ich dachte nur an das Jetzt und daran,

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