Maskerade in Rampstade (German Edition)
lassen.
»Das glaube ich nicht«, entgegnete der Mann. »Würden Sie so freundlich sein, George zu sagen, daß ich langsam ungeduldig werde.« Ich atmete tief durch. In welche Klemme mochte sich George denn nun wieder gebracht haben?
»Ich denke, wir verstehen uns jetzt«, sagte der Fremde und lächelte überlegen. Ich verspürte nicht die geringste Lust dieses unangenehme Gespräch fortzusetzen.
»Und wie gut wir uns verstehen!« zischte ich daher zurück, bemüht meine Stimme im Zaume zu halten, um kein Aufsehen zu erregen. »So gut, daß wir beide wissen, daß diese Unterhaltung nunmehr beendet ist.«
Ich war stehengeblieben, und der Mann verbeugte sich in der für ihn typischen steifen Art: »Sagen Sie George, daß ich gewohnt bin, das zu bekommen, was mir zusteht. Und sagen Sie ihm auch, daß ihm seine Tricks nicht mehr helfen werden.«
Mit diesen Worten machte er kehrt und schritt von dannen.
Plötzlich kam es mir im Ballsaal wieder übertrieben stickig vor. Mir war, als würde ich in meinem engen Kleid keine Luft mehr bekommen. Und hier, am Rande der Tanzfläche, konnte ich ohnehin nicht stehenbleiben. Also folgte ich der erstbesten Eingebung und schlich mich der Wand entlang zur Terrassentür. Ich schob die schweren Samtvorhänge auseinander und trat durch die einen Spaltbreit geöffnete Tür auf die Terrasse hinaus.
Befreit atmete ich auf und blickte mich um. Die Terrasse war menschenleer. Auch der Park lag in friedlicher Stille zu meinen Füßen. Die bunten Lampions, mit den kunstvollen Motiven, verbreiteten ihr mattes Licht und versetzten den Garten in eine verzauberte Stimmung. Doch die Liebe, mit der George und ich die richtigen Stellen für die Lampions und die Girlanden ausgesucht hatten, all die Mühe der Burschen, sie zu befestigen, waren vergeblich gewesen. Die Abende waren in diesem Jahr ungewöhnlich kühl und so zog es keinen der Gäste ins Freie, um auf den gewundenen Wegen zu promenieren. Auch ich würde besser nicht länger alleine auf der Terrasse verweilen. Der Groll gegen den fremden Mann war bereits wieder verflogen. Ich würde mir durch ihn sicher nicht den Abend verderben lassen. Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. Ich drehte mich hastig um.
Doch die Terrasse war leer. Der Spalt der Eingangstür war nicht größer geworden. Mein Blick fiel auf die Treppe, die von dem Garten auf die Terrasse führte. Da erblickte ich einenMann, der sich langsam näherte. Er trug einen schwarzen Domino. O nein, nicht schon wieder dieser unsympathische Mann, war mein erster Gedanke. Schnell verließ ich meinen Platz an der Brüstung, um in den Ballsaal zurückzukehren. Doch irgend etwas ließ mich innehalten, um voller Spannung das Näherkommen des fremden zu erwarten. Das war nicht der Mann, mit dem ich gerade getanzt hatte. Er war nicht so groß wie dieser. Sein Gang schien mir vage vertraut. Das konnte, nein das konnte doch nicht wirklich … ich mußte mich irren. Als die Gestalt schon ganz nahe herangekommen war, gab es keinen Zweifel mehr: Es war Jojo! Diesmal sah er anders aus, als bei unserem ersten Treffen im verlassenen Gasthaus. Der Dreitagebart war verschwunden. Die dunklen Locken, die aus der Kapuze des Domino hervorlugten, waren zu einer gepflegten Frisur gebürstet. Er war schlicht und doch elegant gekleidet, eine hellblaue Augenmaske baumelte lässig am Handgelenk.
Seine dunklen, fast schwarzen Augen betrachteten mich amüsiert. Mein Herz schlug bis zum Halse.
»Guten Abend, Mondprinzessin«, sagte er. »Bewunderst du den menschenleeren Park?«
Ich wollte diesem unmöglichen Kerl keinesfalls die Genugtuung verschaffen, ihm zu zeigen, wie sehr ich mich freute, ihn zu sehen. »Bist du verrückt hierherzukommen?« fragte ich daher. Es klang schroffer als beabsichtigt.
Jojo vergrub eine Hand in der Tasche seines Dominos und blickte gedankenverloren über die Brüstung ins Weite: »Wahrscheinlich bin ich das«, sagte er schließlich. »Aber es gibt hier jemanden, der mich geradezu magisch angezogen hat.«
Ich hielt den Atem an. Ob er jetzt wohl sagen würde, daß ich dieser Jemand war? Erwartungsvoll blickte ich zu ihm auf. Doch er sprach kein Wort und grinste mir nur frech ins Gesicht.
»Der Ball scheint ein voller Erfolg zu sein«, stellte er fest und warf einen Blick über die Schulter zum Ballsaal hin. »Du hast dir sehr viel Mühe gegeben.«
»Woher weißt du, daß ich mitgeholfen habe?« fragte ich erstaunt.
Jojo zuckte etwas unbestimmt mit den Achseln.
»Wieso
Weitere Kostenlose Bücher