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Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Kinn los und bückte sich nach einem Stein, der seine Aufmerksamkeit gefesselt zu haben schien.
    »Bist du eigentlich noch verlobt?« fragte er, und es sollte wohl beiläufig klingen. Und doch, wenn ich mich nicht irrte, war da eine Spur von Eifersucht aus diesen Worten herauszuhören. Sollte er sich doch etwas aus mir machen?
    »Ja, aber nicht mehr lange«, sagte ich schnell. »In ein, zwei Tagen kommt der Notar. Und sobald das Testament endgültig errichtet ist, und dieser unangenehme Cousin von George aus dem Rennen ist, werden wir die Verlobung lösen. Ich werde dieses Spiel sicher keine Minute länger mitmachen, als unbedingt nötig.«
    »Unangenehmer Cousin?« fragte Jojo und kniff die Augen zusammen, »du meinst Cristlemaine?«
    »Ja, natürlich. Ein widerwärtiger Mensch. Du weißt, ich war am Anfang alles andere als begeistert von der Idee, Georges Verlobte zu spielen. Naja, begeistert bin ich noch immer nicht und doch gönne ich es George jetzt mehr als zuvor, wenn er das Erbe erlangt. Dieser Earl ist ein ausgesprochen arroganter, unsympathischer, gieriger Mensch, den man einfach nicht mögen kann.«
    »Sagt das George?« wollte Jojo wissen.
    »George sagt es, und auch ich bin zu dieser Ansicht gekommen. Und außerdem, wie du auch sagtest, Seine Lordschaft ist doch schon reich genug. Wenn ich da alleine an das herrliche Anwesen Grandfox Hall denke – viel zu schön für einen derart widerwärtigen Menschen.«
    »Grandfox Hall hat dir gefallen?« erkundigte sich Jojo interessiert.
    »Aber natürlich!« rief ich begeistert. »Es ist sicher das schönste Haus, in dem ich je war. Es ist prachtvoll und doch heimelig und gemütlich. Es vermittelt einem ein Gefühl von Geborgenheit, am liebsten hätte ich es gar nicht mehr verlassen. Gefällt es dir denn nicht?«
    »Doch, doch«, beeilte sich Jojo zu sagen, doch es klang irgendwie seltsam. »Hast du noch Zeit, oder mußt du sofort nach Rampstade zurück?«
    »Natürlich habe ich Zeit«, entgegnete ich sofort. Sicher hatte man auf Rampstade meinen Ausritt schon bemerkt. Hoffentlich machte sich niemand Sorgen um mich, dachte ich mit einem Anflug von schlechtem Gewissen. Ich hätte doch eine Nachricht hinterlassen sollen. Nun, mir würde noch rechtzeitig eine plausible Ausrede einfallen, wenn ich zurückkam. Zuerst wollte ich jedoch, so lange es nur möglich war, mit Jojo beisammenbleiben.
    »Das ist fein«, sagte er. »Komm mit, ich möchte dir etwas zeigen.« Er ging voran zu Rosalind und half mir beim Aufsteigen. Jetzt erst bemerkte ich seine Fuchsstute, die etwas weiter den Waldrand hinauf friedlich auf der Wiese graste. Mein Blick glitt zur Straßenkreuzung. Sie lag nun ruhig und verlassen in der wärmenden Mittagssonne. Nichts erinnerte mehr an denAuflauf der Menschen, an ihr Geschrei und Gejohle. Es hatte fast den Anschein, als hätte ich das eben Erlebte nur geträumt.
    Ich ritt hinter Jojo einen schmalen Pfad entlang. Wie schön der Tag auf einmal geworden war. Hatte die Sonne heute in der Frühe auch schon geschienen? Mir war, als wäre der Morgen ungewöhnlich trübe gewesen, naßkalt und nebelverhangen. Jetzt blinzelten helle Sonnenstrahlen durch das dichte, buntverfärbte Geäst des Mischwaldes und verursachten tanzende Schatten auf unserem Weg.
    Jojo ritt zügig. Es war gar nicht so einfach, ihm zu folgen. Mit sicherem Instinkt führte er seine Stute über Wurzeln und Steine, duckte sich rechtzeitig vor herunterhängenden Ästen und verlor, trotz zahlreicher Weggabelungen und Richtungsänderungen, nie die Orientierung. Es war offensichtlich, daß er diesen Weg nicht zum ersten Mal ritt, und daß er sich in dieser Gegend blind zurechtfand. Ob er diesen Pfad auch auf seinen nächtlichen Streifzügen benutzte? Ich starrte auf seinen breiten Rücken, der in gleichbleibender Bewegung auf und nieder ging. Er trug einen dunklen Reitrock, der ihm wie angegossen paßte. Ja, wenn ich es nicht besser gewußt hätte, hätte ich sicher gedacht, der Rock wäre in einem der besten Schneidersalons Londons eigens für ihn angefertigt worden. Nichts an diesem Mann vor mir ließ den Schluß zu, daß es sich um einen Straßenräuber handelte. Nicht die rehiedemen Reithosen, schon gar nicht die hohen, blankpolierten Schaftstiefel. Und dennoch war er ein Straßenräuber. Ob ich wohl bald den Grund erfahren würde, der ihn in die Illegalität getrieben hatte? Lange konnte er noch nicht auf der Landstraße tätig sein. Bitte, lieber Gott, dachte ich inbrünstig, gib, daß der

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