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Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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herüberglotzten.
    »Wer ist das?« wandte ich mich stammelnd an die Nächstbesten. »Wer ist das? Wer ist dieser Mann?«
    »Das ist Jonathan Joblins, der Mörder!« rief man mir zu.
    »Er wird gehängt!« rief eine Frau.
    »Hängt das Schwein!« rief ein Mann.
    Das sollte Jonathan Joblins sein? Das konnte nicht Jonathan Joblins sein! Langsam, ganz langsam, während ich zu meinem Pferd an den Waldrand zurückkehrte, begann ich die Wirklichkeit zu begreifen.
    Dieser Mann, diese zerlumpte Kreatur im Leiterwagen, das war Jonathan Joblins. Das war der verurteilte Mörder. Nicht Jojo. Jojo war kein Mörder.
    Fassungslos blickte ich dem Wagen nach. Die Menge war dabei sich dem Konvoi anzuschließen, schreiend und kreischend folgten sie ihm zum Richtplatz.
    Ich blieb alleine zurück. Jojo war nicht Jonathan Joblins. Jojo war kein Mörder. Ich sagte es mir immer und immer wieder vor. Eine Welle der Erleichterung überkam mich. Sie überkam mich so stark, daß ich in Tränen ausbrach und hemmungslos zu weinen begann.
    »Taschentuch?« fragte eine wohlbekannte Stimme hinter meinem Rücken.
    Ich fuhr herum. Vor mir, im warmen Licht des späten Herbstmorgens, stand Jojo. Ich blickte zu ihm auf und sah durch einenSchleier von Tränen in sein Gesicht. In diesem Augenblick war ich mir mit einem Male ganz sicher, daß ich diesen Mann liebte. Und daß ich ihn nie wieder hergeben würde, was immer auch die Zukunft: für uns bereithalten würde. Und mochten diese Hürden noch so groß sein. Ich würde Jojo heiraten, wenn er mich haben wollte. Ganz egal, was die Leute dazu sagten, ganz egal, welche Art von Leben ich an der Seite eines Mannes von der Landstraße führen mußte.
    Ich fragte mich in diesem Moment nicht, wo Jojo herkam und weshalb er wußte, daß ich hier am Waldrand bei der Poststraße stand. Ich war einfach glücklich, ihn zu sehen. Ich hätte mich gerne an seine Brust geworfen. Ich hatte so gerne seine festen, starken Arme um mich gespürt. Doch Jojo machte keine Anstalten mich zu umarmen. Mit ernstem Gesicht stand er vor mir und blickte mir eindringlich und abwartend entgegen. Also nahm ich das dargebotene Taschentuch, trocknete meine Augen und putzte mir die Nase. Jetzt ging es mir schon wieder besser.
    »Darf ich fragen, was du hier machst?« fragte er schließlich, die Augen unbewegt auf mich gerichtet.
    »Ich habe gedacht, daß du es bist, den sie hängen«, gab ich ehrlich zu und war schon wieder zu einem kleinen Lächeln fähig. Es war ja auch wirklich zu grotesk! Wie hatte ich je auch nur einen Augenblick annehmen können, daß dieser Mann fähig war einen Mord zu begehen?
    Jojo hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und schüttelte langsam den Kopf: »Was für einen Anlaß habe ich dir wohl gegeben, daß du mich für einen Mörder halten konntest?«
    Es kam mir ja selbst inzwischen so dumm vor, aber…
    »Ich habe dich doch mit eigenen Augen im verlassenen Wirtshaus gesehen, wenige Tage nach dem Verbrechen…«, verteidigte ich mich.
    »Und das macht mich schon verdächtig?« fragte er scharf. »Dann hättest du auch Jem verdächtigen müssen, oder einen der anderen Männer! Warum verdächtigst du gerade mich?«
    »Jonathan Joblins«, erklärte ich. »Ich war mir so sicher, daß Jojo die Abkürzung dieses Namens ist.«
    Einige Augenblicke war es ganz still. Nur das leise Rascheln der Blätter war zu hören. Ich wagte nicht in Jojos Gesicht zu schauen.
    »Ach, deshalb also!« rief er schließlich aus und es klang, als wäre er mir nicht mehr so böse. »Das ist wirklich ein dummer Zufall. Sag, wirst du mich in Zukunft jedesmal verdächtigen, wenn irgendein John, Joseph oder Jonas etwas auf dem Kerbholz hat?«
    »Nein, natürlich nicht. Das ist nicht fair. Du machst dich über mich lustig, und dabei habe ich mir so große Sorgen um dich gemacht«, entgegnete ich vorwurfsvoll. Und doch war ich froh, daß er die Sache schon wieder von der heiteren Seite sah.
    Jojo schob seinen Zeigefinger unter mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen. ich sah in seine großen dunklen Augen, die mich nachdenklich anblickten. Sah seinen Mund, der ein kleines Lächeln erahnen ließ: »Du brauchst dich nicht um mich zu sorgen«, sagte er, und es klang so liebevoll, daß mein Herz wie wild zu schlagen begann. »Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen.«
    Ob er mich jetzt wohl in die Arme nehmen und endlich, endlich küssen würde? Kurz hatte es den Anschein – und doch, Jojo tat nichts dergleichen. Statt dessen ließ er mein

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