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Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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bringen«, war das erste, was mir einfiel, um das Schweigen zu beenden.
    »Nicht der Rede wert, Miss«, erwiderte Jem nicht gerade hilfreich.
    »Doch, doch. Wenn du damals nicht gewesen wärst, hätte unser verletzter Kutscher noch länger im Straßengraben liegen müssen«, fuhr ich fort, zu feige mein eigentliches Thema anzuschneiden.
    »Ja, vermutlich hätte er das«, bestätigte der Bursche.
    O Gott, so würden wir nie weiterkommen. Entschlossen atmete ich durch. »Ich habe gehört, man hat Jonathan Joblins verhaftet«, sagte ich ohne weitere Umschweife und wartete gespannt auf seine Reaktion. Die Antwort war unerwartet gelassen, nur der prüfende Gesichtsausdruck verstärkte sich. »Das habe ich auch gehört.«
    »Und…und, wie wird es jetzt weitergehen?«
    Jems Schwerfälligkeit machte mich ganz ungeduldig. Der Bursche konnte doch unmöglich so dumm sein, daß er nicht wußte, worauf ich hinauswollte!
    »Was weitergehen? Wie meinen Sie das, Ma’m?«
    »Na, was du unternehmen wirst, will ich wissen!« rief ich und überlegte, inwieweit ich ihm meine Liebe zu seinem Anführer enthüllen sollte. Vielleicht zögerte er, mir die Wahrheit zu sagen, da er nicht wissen konnte, auf wessen Seite ich stand. Doch in den nächsten Minuten sollte ich dem Herrn danken, daß ich nichts davon enthüllt hatte. Ich hätte mich damit unverzeihlich bloßgestellt. Die Antwort des Burschen war nämlich eine ganz andere, als ich erwartet hatte: »Ich weiß nicht, was da noch zu unternehmen wäre«, meinte er, »außer natürlich, daß ich am Hartford Field dabeisein werde, wenn sie ihn hängen.«
    Die Befriedigung, die er darüber empfand, daß sein Anführer gehängt wurde, war unverkennbar und versetzte mich in tiefstes Entsetzen.
    »Wenn ich daran denke, wie lange er die Gegend schon tyrannisierte. Wie sehr haben wir darum gekämpft, daß er endlich dingfest gemacht wird!« Er unterbrach sich. »Warum fragen Sie?«
    Ich beschloß, diese Frage nicht zu beantworten. »Ihr glaubt, daß er schuldig ist?« fragte ich statt dessen und konnte es kaum fassen.
    »Ich weiß es!« sagte Jem bitter. »Mein eigener Bruder war dabei, als Joblins den alten Styrabaker erwürgte. Er kam gerade am Gasthaus vorbei, als er die Schreie des Wirtes hörte. Er lief ins Haus, wollte zu Hilfe eilen, und dann wurde er von Joblinsbrutal niedergeschlagen! Wenn nicht Seine Lordschart zufällig vorübergeritten wäre und Joblins in die Flucht geschlagen hätte, dann hätte Walter, mein Bruder, sicher auch dran glauben müssen!«
    »Seine Lordschaft?« stammelte ich. »Sie meinen doch nicht etwa den Eari of Crisdemaine?«
    »Aber sicher«, entgegnete Jem. »Und mein Herr war es auch, dem es gelang, Joblins zu fassen! Durch seine Aussage und durch die meines Bruders glaubte der Friedensrichter endlich an Joblins Schuld. Ich bin sicher, daß der noch andere Leute umgebracht hat. Aber nachweisen konnte man ihm nie etwas.«
    Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Dieser Mann, der gemeine Verbrecher, konnte doch unmöglich der Jojo sein, mit dem ich Walzer getanzt hatte, der seinen Arm um mich gelegt hatte…Mutlos sank ich wieder auf den Baumstrunk nieder. Es schien keinerlei Zweifel zu geben, daß Jojo wirklich ein Mörder war. Und der widerwärtige Earl mußte zu allem auch noch seine Hände mit im Spiel haben!
    »Ist Ihnen nicht gut, Ma’m?« fragte Jem mit unverhohlener Mischung von Besorgnis und Neugierde.
    Wie konnte ich mich vor einem Bediensteten nur so gehenlassen! Mally wäre entsetzt gewesen, wenn sie mich so hätte sehen können. Energisch raffte ich mich auf und straffte die Schultern. »Ich danke für die Informationen«, sagte ich und hoffte, daß meine Stimme nicht allzusehr zitterte. »Ich bin wirklich erleichtert, daß man diesem Unhold endlich das Handwerk legen konnte. Man hört ja so viele schreckliche Dinge heutzutage. Ich bin froh, daß ich zu dir gekommen bin. Du hast mir eine große Furcht genommen.«
    Damit reichte ich Jem die Hand, der sie ergriff und mir erfreut entgegengrinste. Es schien mir gelungen zu sein, ihn zu täuschen. Rasch winkte ich Joseph herbei, und wir ritten nach Rampstade Palace zurück.

XII.
    Hartford Field lag auf halber Strecke zwischen Rampstade Palace und Grandfox Hall, wie ich ohne Schwierigkeiten erfahren konnte. Die Nachricht, daß der meistgesuchte Verbrecher der Gegend gehängt werden sollte, war eines der Hauptgesprächsthemen der Dienerschaft im Hause der Herzogin. So manche erbaten sich von der Haushälterin,

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