Mass Effect 01 - Die Offenbarung
und grüßte ab und zu, wenn er einen Menschen sah. Er bewegte sich mit schnellen, langen Schritten und behielt sein hohes Tempo bei, als er sich dem Zaun näherte, der das gesicherte Gelände umgab. Er wusste, dass ihm die Zeit davonlief, aber er konnte nicht rennen, das hätte viel zu viel Aufmerksamkeit erregt.
Nach fünf Minuten hatte er das Lager durchquert. Die Gebäude der Arbeiter bildeten einen Ring um die ganze Raffinerie. Aber niemand wollte direkt neben dem Zaun leben. Die innere Grenze des Lagers begann gut hundert Meter vom Zaun entfernt. Dadurch entstand ein großer, unbeleuchteter Bereich, auf dem sich nur ein paar öffentliche Toiletten befanden.
Anderson hielt sein Tempo bei, bis er weil genug von den Lichtem entfernt und nicht mehr zu sehen war. Jeder, der bemerkte, wie er in die Dunkelheit verschwand, musste glauben, dass er zu einer der Toiletten unterwegs war.
In der Sicherheit der Finsternis setzte er ein Nachtsichtgerät auf, dann rannte er los, bis er den Zaun erreicht hatte. Mit einer Zange schnitt er ein Loch hinein, das groß genug für ihn war. Er warf den langen Mantel weg, der ihn sowieso nur behinderte. Nachdem er durch den Zaun gekrochen war, zog er die Pistole, doch er hoffte, sie nicht benutzen zu müssen.
Von hier an würde es schwieriger werden. Wachtposten patrouillierten in kleinen Gruppen innerhalb des Zauns. Wenn die ihn entdeckten, würden sie ihn entweder erschießen oder zumindest Alarm auslösen. Allerdings würde es ihm nicht schwerfallen, ihnen auszuweichen. Denn ihre Taschenlampen verrieten sie, lange bevor sie ihn erreichten.
Vorsichtig arbeitete er sich vorwärts, bis er schließlich eine Ecke der Raffinerie erreichte. Der Komplex war riesig. Das Hauptgebäude war vier Stockwerke hoch und beherbergte die Primär-Raffinerie. Mehrere zweigeschossige Gebäude gruppierten sich um Versandabteilung, Verwaltung, Lagerhaltung und die Wartung - Andersons eigentlichem Ziel. Als er den Wartungsbereich erreichte, lief er um die Ecke zu einer Brandschutztür an der Rückseite. Sie war verschlossen, allerdings handelte es sich nur um ein einfaches, mechanisches Schloss, nicht eins der erheblich teureren elektronischen Sicherheitssysteme. Die Betreiber einer Raffinerie mitten in der Wüste mussten zwar mit Kleinstdiebstählen rechnen, aber sie waren nicht auf professionelle Eindringlinge vorbereitet.
Anderson klebte etwas Sprengstoff auf das Schloss, trat zurück und schoss auf die klebrige Masse. Sie explodierte mit einem scharfen Knall und einem grellen Blitz. Die Tür flog auf. Er wartete einen Moment, ob das Geräusch jemanden aufgeschreckt hatte. Aber als er nichts hörte, drückte er die Tür ganz auf und trat ein.
Er stand mitten zwischen den Spinden der Arbeiter. Ansonsten war der Raum leer. Die Schicht war erst zur Hälfte vorbei, und alle Angestellten waren mit Wartungsarbeiten beschäftigt. In einer Ecke stand ein Wäschekorb auf Rädern, in dem sich dreckige Overalls befanden. Er suchte eine Weile, bis er einen fand, der über seine Körperpanzerung passte, und zog ihn an. Er musste die Pistole und das Gewehr ablegen. Falls nötig, wollte er die Waffen griffbereit haben, statt sie umständlich unter dem Overall hervorziehen zu müssen. Er verstaute die Pistole in der großen Hüfttasche der Montur. Das Gewehr ließ er zusammengeklappt und wickelte es in ein großes Handtuch.
Die Verkleidung war alles andere als perfekt, aber so konnte er die Anlage erkunden, ohne allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Auf den ersten Blick würden ihn die meisten, denen er begegnete, für einen Mechaniker auf dem Weg zur Arbeit halten.
Er krempelte die Ärmel des Overalls auf und schaute auf die Uhr. Fünfzehn Minuten waren bereits vergangen. Er musste sich beeilen, wenn er Kahlee linden und das Gebäude verlassen wollte, bevor Saren seinen Einsatz begann.
Saren wartete am Rand des Lagers und schaute auf die Uhr. Fünfzehn Minuten waren vorüber. Anderson war mittlerweile sicherlich bereits tief in die Raffinerie eingedrungen. Viel zu weit, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen.
Er verbarg seine Waffen unter einem langen Mantel, damit er sich unbemerkt durch das Camp bewegen konnte. Schließlich stand der Turianer auf und ging auf die Gebäude zu.
Er hatte lang genug gewartet. Es war an der Zeit für seine eigene Mission.
Anderson suchte sich den Weg durch die zahlreichen Flure des Wartungsgebäudes in die Hauptraffinerie. Sein Herz pochte, als er der ersten Arbeiterin
Weitere Kostenlose Bücher