Mass Effect 01 - Die Offenbarung
schließlich am Terminal der Botschafterin in der Citadel landete, wo es wieder dekodiert wurde. Die Verzögerung war kaum merkbar, allerdings ruckelte das Bild der Botschafterin leicht.
„Was hat er Ihnen noch gesagt, Lieutenant?" Das Gesicht der Botschafterin wirkte wie versteinert.
„Stimmt irgendetwas nicht, Ma'am?"
Sie antwortete nicht sofort, sondern wählte ihre Worte mit Bedacht. „Wie Sie wissen, haben wir gestern die Iwo Jima geschickt, um Miss Sanders aufzunehmen. Als sie dort ankam, wurde das Bodenteam angegriffen."
„Was ist passiert?", fragte Anderson, obwohl er die Antwort schon kannte.
„Die Iwo Jima versuchte, sie zu retten. Aber dann verloren wir den Kontakt. Als wir endlich die örtlichen Behörden davon überzeugt hatten, dass sie ein Rettungsteam ausschicken sollten, war es bereits zu spät. Die Marines, die Miss Sanders schützen sollten, sind alle tot. Die Iwo Jima wurde zerstört. Niemand an Bord hat überlebt."
„Was ist mit Lieutenant Sanders?", fragte er, als er begriff, dass die Botschafterin sie nicht zusammen mit den Opfern erwähnt hatte.
„Von ihr gibt es kein Lebenszeichen. Wir glauben, dass sie gefangen genommen wurde. Wir vermuten Edan und Dr. Qian hinter dem Anschlag."
„Wie konnten sie herausfinden, dass sie von dort ausgeflogen werden sollte?", wollte Anderson wütend wissen.
„Die Bitte um eine Landung außerhalb des Raumhafens wurde in die Datenbank von Hatres Haupttransportsystem eingegeben", erklärte die Botschafterin. „Jemand muss die Information gefunden und an Edan weitergegeben haben."
„Wer war das?", wollte er wissen. Ihm fiel wieder Kahlees Sorge ein, dass vielleicht jemand im Stab der Allianz mit Qian zusammenarbeitete.
„Das wissen wir nicht. Es muss gar keine Absicht dahintergesteckt haben. Das kann auch ein Versehen sein, ein Fehler."
„Bei allem Respekt, Ma'am. Wir wissen doch beide, dass das ziemlicher Müll ist."
„Das ändert nichts an Ihrem Auftrag, Lieutenant", ermahnte sie ihn. „Sie sollen immer noch Dr. Qian finden."
„Was wird aus Lieutenant Sanders?"
Die Botschafterin seufzte. „Wir glauben, dass sie noch lebt. Hoffentlich finden Sie sie, wenn Sie Dr. Qian aufspüren."
„Sonst noch was?", fragte er ein wenig forscher, als er beabsichtigt hatte. Er war immer noch erschüttert, dass Kahlee schon wieder verraten worden war. Und auch wenn er nicht die Botschafterin verdächtigte, die alle Vorbereitungen getroffen hatte, so machte er sie doch ein wenig mitverantwortlich dafür.
„Saren wird Sie auf dieser Mission bewerten", erinnerte ihn die Botschafterin und lenkte ihn geschickt wieder in Richtung auf seine eigentlichen Ziele. „Leisten Sie gute Arbeit, und beweisen Sie dem Rat, dass es die Menschheit verdient, auf lange Sicht einen der Ihren unter den Spectres zu haben."
„Ich muss Ihnen ja nicht erklären, was das für die Allianz bedeutet", ergänzte sie.
„Verstanden, Botschafterin", antwortete er.
Er wusste, dass die Botschafterin recht hatte. Er musste seine persönlichen Gefühle zum Wohl der Mission zurückstellen.
„Wir zählen auf Sie, Lieutenant", fügte sie hinzu, bevor sie das Gespräch beendete. „Enttäuschen Sie uns nicht!"
Bei ihrem zweiten Treffen kam Saren nicht zu spät. Er wartete sogar bereits am selben Tisch, als Anderson eintraf. Die Bar war etwas belebter, aber noch weit davon entfernt, gut gefüllt zu sein.
Der Lieutenant ging auf den Turianer zu und setzte sich ihm gegenüber. Er verschwendete keine Zeit mit einer Begrüßung, sondern sagte gleich: „Hast du irgendeine Spur von Kahlee Sanders gesehen, als du Edans Versteck ausspioniert hast?"
„Sie interessiert mich nicht mehr", erwiderte Saren. „Und das gilt auch für dich. Konzentriere dich auf Edan und Qian."
„Das ist keine Antwort auf meine Frage", fuhr Anderson fort. „Hast du sie gesehen oder nicht?"
„Ich lasse mir nicht von einem einzelnen Menschen die Mission versauen!", zischte Saren. Sein Tonfall legte einen Schalter in Andersons Kopf um, und plötzlich verstand er.
,,Du hast die Evakuierung verraten! So hast du Edan gefunden. Du hast Kahlee als Köder benutzt und bist dann seinen Leuten zur Raffinerie gefolgt, die du letzte Nacht ausgekundschaftet hattest. Deshalb warst du heute Morgen zu spät dran!"
„Das war meine einzige Möglichkeit", blaffte Saren zurück. „Es hätte sonst Monate gedauert, Edan zu finden. Monate, die wir vielleicht nicht mehr haben! Außerdem muss ich dir gar nichts erklären. Die
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